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Es war höchste Zeit. Die Lokomotive stand schon unter Dampf, als wir die Station in Phoenix erreichten. Auf dem ganzen Weg hierher, bei dem wir keine einzige Pause eingelegt hatten, hatten wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir es schaffen würden.

Jetzt war es doch sehr knapp geworden. Der Zug stand schon seit dem Nachmittag in der Station. Das hektische Treiben um den Zug hatte sich gelegt. Die Passagiere warteten ungeduldig auf die Weiterfahrt.

Man nahm die zweimalige Verbindung pro Woche nach Yuma im äußersten Südwestzipfel von Arizona sehr häufig wahr. Von dort aus ging es dann für viele weiter nach Kalifornien, jenem Land, das noch immer das Sinnbild für schnellen, mühelosen Reichtum war, obwohl die Zeiten bedeutender Goldfunde längst der Vergangenheit angehörten.

Mit zitternden Flanken standen Carringos und Chacos Morgan Hengst neben der schnaufenden, zischenden Maschine. Sie zitterten nicht aus Angst vor dem Ungetüm, sondern vor Anstrengung. Die braven Tiere hatten das Äußerste gegeben. Wir hatten es ihnen zu verdanken, dass wir nicht nur noch die Schlusslaterne des letzten Waggons sahen.

Doch auch jetzt hatten wir noch keine Zeit zum Ausruhen. Noch standen wir draußen. Der Viehwaggon am Ende des Zuges wurde soeben verriegelt. Der Bedienstete sah uns nicht gerade freundlich an, als wir von ihm verlangten, den Wagen wieder zu öffnen. Misstrauisch sah er uns an. Wir sahen wohl nicht sehr vertrauenserweckend aus, wie wir verdreckt und schwitzend vor ihm standen, und er überlegte vermutlich, ob zwei offensichtliche Galgenvögel eine Schurkerei planen könnten. Es wurde nötig, ihm meinen Ausweis zu zeigen, und er wurde sofort eine Spur freundlicher. Aber nur eine Spur.

„Die Herren von der Wells Fargo bilden sich wohl ein, dass der Zug auf sie warten müsse, was?“, fauchte er und blähte stolz seine Uniform. „Er steht nun seit über vier Stunden hier, aber in der letzten Minute erscheint die Prominenz und bringt den ganzen Fahrplan durcheinander.“

„Wir werden unterwegs ein bisschen schieben“, versprach Chaco, „damit wir die versäumte Zeit wieder ausgleichen.“

Der Mann glotzte ihn blöde an. Er überlegte, wie Chaco das gemeint haben könnte.

Bevor ihm bewusst wurde, dass wir ihn nicht ganz ernst nahmen, schob ich ihn beiseite und entriegelte den Waggon selbst. Chaco half mir, die Rampe herauszuziehen, und dann führten wir unsere Pferde in den Wagen und blieben gleich selbst dort. Der Bahnbeamte verzog sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse, schob mit einem Krachen die Tür zu und schimpfte so laut, dass ich nicht übel Lust verspürte, ihm einen Stupser auf die Nase zu geben. In aller Eile rieben wir die verschwitzten Tiere mit Stroh ab und suchten dann einen der vorderen Passagierwaggons auf. Es waren fast alle Plätze besetzt, aber wir ahnten, dass wir während der Fahrt ohnehin nicht viel sitzen würden.

Während wir froh waren, dass sich die Anstrengungen doch noch gelohnt hatten, ging ein Ruck durch den Waggon. Langsam zogen die Stationsgebäude an den Fenstern vorbei. Es folgten der Wassertank und der Kohlebunker. Dann wurde die Fahrt schneller. Die Lokomotive stieß einen schrillen Pfiff aus. Zu beiden Seiten des Zuges standen winkende Menschen. Man sah auch Tränen, aber die konnten auch von dem beißenden Rauch stammen, den der Schornstein an der Spitze des Zuges ausstieß. Wir fuhren. Wieder ging ein Tag zu Ende.

Für uns noch nicht. Wir unternahmen schließlich keine Vergnügungsreise. In diesem Zug hofften wir die Waffenschmuggler zu finden. Wir sahen uns in unserem Waggon um.

Chaco schüttelte den Kopf.

„Die Leute hier sehen ziemlich sauber aus.“

„So sauber, wie nicht alle in diesen Waggons sein werden. Ich denke, dass wir noch ein paar ziemliche Schmutzteufel finden werden. Wir müssen sie nur suchen.“

„Das ist leichter gesagt, als getan. Schließlich haben wir keine Ahnung, wie sie aussehen.“

„Das wird nicht nötig sein. Bei deiner feinen Nase witterst du die Halunken schon von weitem.“

Chaco grinste böse.

„Slinger bestimmt.“ Der Junge hatte nichts zu lachen, falls Chaco ihn erwischte.

„Wir sollten uns trennen“, schlug ich vor. „Dadurch sparen wir Zeit und geben den Halunken weniger Möglichkeit, sich zu verstecken.“

Chaco war sofort einverstanden.

„Gut! Ich nehme den vorderen Teil des Zuges.“

„Dann gehe ich nach hinten. Sei vorsichtig! Wir haben es mit brutalen Kerlen zu tun, die einem toten Halbindianer keine Träne nachweinen.“

„Das ist nicht so schlimm. Ich werde ihnen das Heulen schon beibringen.“ Er nickte kurz zurück. Dann begaben wir uns beide auf die Suche nach den Verbrechern.

Ich fixierte die Reisenden genau und doch möglichst unauffällig. So mancher fiel mir auf, der bestimmt kein reines Gewissen hatte. Doch diese Burschen interessierten mich nicht.

Wenigstens kannten wir einen Namen: Ben Hillary. Er war der Anführer und wahrscheinlich der Gefährlichste der Bande. Um wie viele Männer es sich handelte, konnten wir nur raten. Sicher waren es mehr als nur zwei. Wir mussten also auf der Hut sein. Wenn die Kerle erst mal witterten, dass wir hinter ihnen her waren, würden sie uns das womöglich übelnehmen.

Ich turnte von der hinteren Plattform meines Waggons in halsbrecherischer Manier auf die folgende Plattform. Da sich die beiden Ebenen tückisch gegeneinander verschoben, trat ich um ein Haar ins Leere. Ich musste noch besser achtgeben. Hier konnte leicht ein Unglück passieren. Der Zug raste in einem Höllentempo durch die hereinbrechende Nacht. Das Licht war nicht mehr besonders gut. Aufzuckende Schatten riefen Täuschungen hervor, die dazu verleiteten, einen Fehlgriff zu tun. Derartige Übergänge von einem Waggon zum nächsten standen mir noch eine ganze Reihe bevor. Normalerweise fiel es auch keinem vernünftigen Menschen ein, während der Fahrt auf diese Weise seinen Platz zu wechseln.

Im nächsten und übernächsten Waggon setzte ich meine Suche ergebnislos fort. Müde Gesichter starrten mich an. In einer Ecke kauerten ein paar schmuddlige Gestalten, die sich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Ich sah sie mir genauer an. Nein, solche armseligen Figuren hatten nicht das fragwürdige Format für einen derartigen Streich. Dazu gehörten abgebrühte, eiskalte Banditen, denen der Gesetzesbruch das tägliche Brot war.

Die Leute, die wir suchten, scheuten sich nicht, ihre Gegner von hinten abzuknallen. Sie hatten es bei mir bereits versucht. Zum Glück hatte der Bursche es nicht überlebt.

Doch welche Chancen hatten wir hier im engen Zug, wenn wir unversehens den Killern gegenüberstanden?

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