Читать книгу Western Ferien Sammelban 9018 - 9 Romane um Gunfighter und Helden - Pete Hackett - Страница 61

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Sie blickten auf die niedrigen, würfelförmigen Häuser hinunter. Die kleine Stadt Ajo Copper bestand aus drei Häuserzeilen, die parallel verliefen und deren mittlere auf die Plaza führte. Die ärmliche Kirche unterschied sich kaum von den übrigen Gebäuden. Eindrucksvoller und majestätischer waren allenfalls die Bauwerke, die zur Kupfermine gehörten. Das Leben in Ajo Copper hatte längst begonnen. Die Sonne war auf dem halben Weg zu ihrem höchsten Stand. Sie beschien die Stadt, die von einer dicken, weißgrauen Staubschicht bedeckt war und sich eng an die Flanken des Gebirges drängte.

Carlo Janos war wieder auf den Beinen. Zwar war sein Gesicht noch geschwollen, und er spürte jeden Knochen in seinem Leib von den brutalen Schlägen, die er von dem Banditen erhalten hatte, doch Maxwell Hook hatte ihn gezwungen, mitzugehen. Der Verbrecher legte Wert darauf, dass der Anführer der Campesinos an dieser Generalprobe beteiligt war.

„Ich denke, es ist alles klar“, sagte Maxwell Hook und pendelte mit seinen langen Armen. „Ihr werdet jetzt nichts anderes tun, als ihr bisher getan habt.“

„Wir wollen aber nicht mehr stehlen“, jammerte Bolo Montana. „Wir taten das nur, um nicht verhungern zu müssen. Jetzt wollen wir wieder ehrlich werden.“

Hook kniff seine Augen zusammen.

„Du vergisst, dass ihr uns für diese Chance dankbar sein müsst. Wenn ihr nicht pariert, geht es euren Frauen und Kindern schlecht. Meine Männer, die ich bei ihnen zurückgelassen habe, warten nur darauf, sie alle zu erschießen.“

„Das können Sie nicht tun.“

„Das liegt ganz an euch. Stellt euch nicht so an! Ihr habt geklaut und werdet das jetzt wieder tun. Was ist dabei? Aber ich will etwas Vernünftiges sehen, versteht ihr?“

„Etwas Vernünftiges ...“ Carlo Janos ahnte, was der Verbrecher meinte.

Dieser bestätigte das sofort.

„Uns interessieren nur Wertgegenstände und natürlich alles Geld, das ihr finden könnt. Ihr liefert das bei mir ab, und wenn ihr auch nur einen Cent in eure eigenen Taschen steckt, geht es euch verdammt schlecht.“

„Wir haben noch nie Geld gestohlen“, klagte Bolo Montana.

„Dann tut ihr es eben jetzt. Und keine Zicken! Denkt dran, dass nicht nur ich mit meinem Freund Henry Carter hier stehe, um euch zu bestrafen, falls ihr nicht gehorcht, im Lager geschieht das Gleiche mit euren Familien.“

„Sie haben euch nichts getan“, sagte Carlo Janos. Warum hatten sie sich nur von diesen üblen Kerlen überrumpeln lassen?

„Stellt euch gefälligst nicht so an! Habt ihr etwa gewinselt, als ihr den Wagen mit den Maultieren gestohlen habt? Oder tat es euch leid, dem Marshal eins über die Rübe zu geben? Da wart ihr ganz lustig bei der Sache und hattet keine Gewissensbisse. Aber da habt ihr ja auch für euch selbst geklaut. Und jetzt wollt ihr plötzlich die anständigen Bauern spielen. Vorwärts! Meine Geduld ist gleich zu Ende. Und die Garde des Gouverneurs wird euch kaum so eine Chance geben.“

Bei der Erwähnung jener Männer, die sie aus ihrer Heimat vertrieben hatten, zuckten die Campesinos unwillkürlich zusammen. Sie wussten, dass sie von dem Gouverneur keine Gnade zu erwarten hatten. Was blieb ihnen anderes übrig, als zu gehorchen, wollten sie nicht das Leben ihrer Frauen und Kinder und ihr eigenes aufs Spiel setzen? Diese Männer, in deren Gewalt sie sich befanden, waren keine guten Leute. Sie hatten wahrscheinlich mehr als einen Grund, das Gesetz zu fürchten, mit dem sie ihnen drohten. Aber sie waren nun mal die Stärkeren. Carlo Janos und Juan Diego hatten eine Kostprobe ihrer Brutalität erhalten. Sicher würden sie auch nicht davor zurückschrecken, ihre Drohungen in die Tat umzusetzen, und sie alle zu erschießen, wenn sie nicht taten, was von ihnen verlangt wurde.

Bedrückt schlichen Carlo Janos und die übrigen Männer davon. Sie wussten die beiden Banditen in ihrem Rücken, und die drei anderen befanden sich bei den wehrlosen Gefangenen. Ihre Lage war aussichtslos. Nur wenn sie die Männer zufriedenstellten, durften sie damit rechnen, verschont zu bleiben. Ihnen war, als würden sie sich zum ersten Male an fremdem Eigentum vergreifen. Zu sehr hatten sie sich schon darauf gefreut, endlich wieder ehrlich sein zu können. Die Plünderungen hatten sie entsetzlich gequält. Wer wusste denn besser als sie selbst, wie solchen armen Menschen zumute sein musste, die der grausamen Willkür einer bewaffneten Horde ausgesetzt waren?

Die Mexikaner schlichen vorsichtig zu der kleinen Minenstadt hinunter. Sie waren sich im Klaren, dass sie unerbittlich vorgehen mussten. Alles andere würde Hook erzürnen, und sie würden ihre eigene Schwäche empfindlich spüren.

Geld wollte der Mann. Geld und Wertgegenstände. In der Kirche würden sie vielleicht ein paar Dinge finden, die hundert Dollar einbrachten. Doch bevor sie eine Kirche plünderten, wollten sie lieber sterben.

Sie sahen wild und verwegen aus, als sie in die kleine Poststelle eindrangen. Das Männchen hinter dem Schalter erkannte nicht, dass sie selbst voller Angst waren und ihre angebliche Wildheit nur Entsetzen war. Es wollte nach seinem Revolver greifen, doch sie waren bereits über ihm und schlugen ihn zusammen. Die Kasse enthielt mehr, als sie jemals auf einem Haufen gesehen hatten, und doch fürchteten sie, dass Hook damit nicht zufrieden sein würde.

Als sie das Post Office mit ihrer Beute verließen, sahen sie gerade einen Mann, der sich auf den Absätzen umdrehte und in einer Gasse verschwinden wollte. Er sah nicht so zerlumpt aus wie sie selbst, und er hatte die Post betreten wollen, als er die Plünderer sah und ihre Absicht ahnte.

Die Campesinos liefen drohend hinter dem Flüchtenden her und holten ihn auch mühelos ein. Der Zwang und die Furcht verliehen ihnen eine überraschende Schnelligkeit. Zwei Mann packten den Überfallenen, während die anderen seine Taschen durchsuchten.

Sie fanden eine Uhr und ein paar Dollar, die sie an sich nahmen. Bei all dem Unglück war der Mann noch heilfroh, dass die verwegenen Burschen ihn wenigstens am Leben ließen.

Die mexikanischen Bauern warfen ihre letzten Hemmungen ab. Der Erfolg zeigte ihnen, dass es so leicht war wie immer. Gewaltsam verdrängten sie das Bewusstsein, etwas Unrechtes zu tun, und sie gaben sich der Hoffnung hin, dass dies nun wirklich das letzte Mal sein würde. Sie mussten diesem Hook nur ihren guten Willen zeigen, dann würde er sich hoffentlich zufriedengeben und sie in Ruhe lassen.

Sie entdeckten auf der Straße niemanden mehr und drangen jetzt gewaltsam in die Häuser ein, wo sie jeden Widerstand im Keim erstickten und ihre Knüppel tanzen ließen, falls doch jemand auf den Gedanken verfiel, seine armseligen Dollar behalten zu wollen.

Maxwell Hook und Henry Carter hatten ihren Beobachtungsposten nicht verlassen. Mit gemischten Gefühlen verfolgten sie die anfänglichen Aktionen der Campesinos, aber schon bald hellte sich Hooks Miene auf.

„Die kleinen Schweine sind gar nicht schlecht“, sagte er erfreut. „Die stellen sich sogar verdammt gut an. Die hat uns der Himmel geschickt, damit wir sie in die Hölle jagen können.“

„Du willst sie also tatsächlich für den Waffentransport benutzen?“, erkundigte sich Henry Carter. Seine großen Fleischhauerhände zuckten. Anscheinend tat es ihm leid, dass er dort unten nicht mitmischen durfte.

Maxwell Hook nickte versonnen, während er seinen Blick nicht von den Häusern Ajo Coppers und den dazwischen wütenden Mexikanern wandte.

„Bis jetzt war ich mir noch nicht sicher. Aber jetzt steht es fest. Diese Halunken können wir ausgezeichnet gebrauchen. Das Grenzgebiet ist voller Gefahren, und wir wären schön dumm, wollten wir uns denen selbst aussetzen. Mit den Campesinos wird das Ganze ein Kinderspiel, das wirst du sehen.“

Henry Carter wusste, dass der Boss meistens recht hatte, und er wünschte es auch diesmal, denn es war gar nicht lustig, in einen Kugelhagel der Aufständischen zu geraten, aber dass ausgerechnet die harmlosen Bauerntrottel das Geheimrezept sein sollten, wollte ihm nicht in seinen zum Denken falsch konstruierten Kopf.

„Bis jetzt war es immer noch am besten, wenn wir uns auf uns selbst verlassen haben“, sagte er zweifelnd. „Diese Tölpel sind doch viel zu ungeschickt. Wir haben ja gesehen, wie leicht sie sich von uns überrumpeln ließen.“

„Darum geht es hier nicht, Henry. Ich verlange von ihnen nicht, dass sie besonders raffiniert sind und geschickte Pläne entwickeln. Ich will nur, dass sie aufs Wort parieren, und zwar aufs erste Wort. Wenn ich mich darauf verlassen kann, haben wir gewonnen. Sie brauchen ja nicht zu wissen, um was es eigentlich geht. Dieser kleine Fischzug hier ist nur ein Test für den späteren Ernstfall, und ich glaube, dass er ganz gut verläuft.“

„Mir ist nun mal nicht wohl, wenn wir einen Haufen Weiber und plärrende Kinder mitschleppen müssen“, sagte der andere.

„Gerade das ist unser Vorteil. Würdest du etwa bei einem solch harmlos wirkenden Haufen eine hochexplosive Ladung vermuten?“

„Das wohl nicht. Aber ...“

„Na also! Und so geht es allen anderen auch. Und wenn doch jemand misstrauisch wird, hat jeder von uns drei oder vier Mexikaner, die die Kugeln für ihn auffangen.“

Jetzt grinste auch Henry Carter vergnügt. Die Vorstellung, dass die ahnungslosen Narren ihre hohlen Köpfe für ihn hinhalten würden, gefiel ihm außerordentlich. Er hoffte, dass es endlich soweit sein würde und sie die angekündigten Waffen übernehmen konnten.

Die Campesinos kehrten nach einer Weile zurück. Sie wirkten elend und krank. Aber es war keine körperliche Krankheit, die sie quälte. Jetzt, nachdem alles vorbei war, hielt der Kummer über das, was sie zu tun gezwungen wurden, wieder Einzug. Sie waren keine freien Mexikaner mehr. Sie fühlten sich nur noch als Werkzeuge von Banditen, und sie wussten, dass man sie selbst wie Banditen behandeln würde, wenn man sie aufgriff. Niemand würde ihnen glauben, dass sie diese Verbrechen nicht freiwillig ausübten. Tiefer als sie konnte man nicht mehr sinken. Was würden ihre Kinder einmal von ihnen denken, wenn sie alt genug waren, darüber zu urteilen? Oder würden die Kleinen gar nicht so alt werden?

Die beiden finsteren Männer erwarteten sie und streckten verlangend ihre Hände aus. Die Mexikaner leerten ihre Taschen bis auf den letzten Dollar und den letzten erbeuteten Ring. Maxwell Hook war überrascht, wenn er das auch nicht zeigte. Mit so viel hatte er nicht gerechnet. Die Burschen hatten sich wirklich Mühe gegeben, das Geld aus der ärmlichen Stadt herauszupressen. Mehr konnte er beim besten Willen nicht verlangen.

Er ließ Henry Carter die Taschen der Campesinos durchsuchen. Kein einziger hatte versucht, eine Münze für sich zu behalten. Ihre Angst war zu groß. Sie würden auch in Zukunft gehorchen. Der Test war besser gelaufen, als er hatte annehmen dürfen. Jetzt konnten sie zum entscheidenden Schlag ausholen.

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