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Wir waren den Rest der Nacht durchgeritten und auch noch bis zum Vormittag des folgenden Tages. Insgeheim hatten wir auf ein Wunder gehofft, dass uns den abgedampften Zug einholen lassen würde. Aber die einzige Lok, die uns in den Morgenstunden begegnete, fuhr in die verkehrte Richtung. Sie war unterwegs, um die liegengebliebenen Passagierwaggons abzuholen, die die Strecke blockierten. Wir wussten nicht, wozu sich Buz Sherlock inzwischen entschlossen hatte. Ich traute ihm zu, dass er versuchte, so laut wie möglich bis nach Washington zu schreien, dass zwei aufmüpfige Halunken seine Mission zum Scheitern gebracht hätten. Dieser gewaltige Wortheld schien immer dann, wenn es ans Handeln ging, nicht der Schnellste zu sein. Nur aus diesem Grund waren die Banditen wahrscheinlich aus allen Wolken gefallen, als sie feststellen mussten, dass sich jemand für ihr Treiben interessierte.

Es gelang uns schließlich doch noch, den Zug einzuholen. Leider stand er da bereits still, und das schon seit geraumer Zeit. Die kleine Station, an der er hielt, hieß Mohawk. Es war eigentlich nur ein Haltepunkt. Früher hatte man in Mohawk nach Silber geschürft und wohl auch beträchtliche Mengen gefördert, doch diese Zeit war längst vorbei. Jetzt waren höchstens noch die Hälfte aller Häuser in dem kleinen Ort bewohnt. Die übrigen waren verlassen, ausgeplündert und begannen langsam zu verfallen.

Die Packwaggons standen friedlich auf dem Gleis. Eine Handvoll erregter Männer krümmten immer wieder ihre Rücken und gestikulierten wild mit den Armen, als wir sie erreichten.

„Es ist ganz einfach nicht zu begreifen“, hörten wir einen sagen. Er gehörte anscheinend zum Bahnpersonal, denn er trug eine ähnliche Uniform wie unser Freund in Phoenix, der sich so sehr über unser zu spätes Erscheinen aufgeregt hatte und es lieber gesehen hätte, wenn wir wieder umgekehrt wären.

„Dabei gehören diese Kupplungen zu dem Modernsten, was es momentan gibt“, ergänzte ein anderer. „Die Konstruktion ist ganz neu und besonders darauf ausgelegt, dass sie sich während der Fahrt nicht lösen kann.“

„Das ist ja bis jetzt auch noch nie passiert“, sagte der erste. „Davon hätten wir doch gehört. Es kann höchstens sein, dass die in Phoenix wieder mal Mist gebaut haben. Bei denen muss ja alles schnell gehen, dabei haben die stundenlang Zeit, um alles zu kontrollieren und ordnungsgemäß durchzuführen.“

„In einer größeren Station fühlen sich die Leute eben wie der Bahnpräsident selbst. Die denken, sie können sich alles erlauben, und wir Kleinen dürfen es dann wieder geradebiegen.“

„Vielleicht ist die Verankerung aber doch nicht so zuverlässig, wie immer behauptet wird“, meldete sich ein dritter. „Hier geht es doch nur ums Geld. Jemand behauptet, den größten Einfall gehabt zu haben, und schon schmeißt ihm die Verwaltung die Dollars in den Rachen. Wen will man nachher zur Verantwortung ziehen, wenn ein Unglück geschieht und womöglich ein paar Waggons voller Menschen über eine Brücke in den Abgrund stürzen?“

Wer in diesem Fall zur Verantwortung zu ziehen war, wussten wir genau.

„Die Kupplung hat bestimmt nicht versagt“, erklärte ich, „und die Kollegen auf der Station von Phoenix trifft auch keine Schuld.“

Erst jetzt wurden die Männer auf uns aufmerksam. Wir sahen ziemlich abgehetzt aus, denn wir hatten weder uns noch die Pferde geschont. Misstrauisch sahen sie uns an.

„Woher wollen Sie das wissen, Mister?“, fragte einer von ihnen.

„Weil wir zufällig in dem Zug saßen und ebenfalls abgehängt wurden. Ein paar Spaßvögel haben da gewaltig nachgeholfen.“

„Während der Fahrt? Ausgeschlossen!“

„Dann fragen Sie doch den Lokführer, ob er unterwegs mal angehalten hat. Natürlich muss man da schön besonders kaltblütig sein, aber solche Burschen soll es ja bekanntlich geben.“

Chaco war unterdessen auf die Plattform geklettert und in den hintersten Waggon gegangen. Hier hatte er die Waffenkisten entdeckt und seine Prügel bezogen. Ich folgte ihm, ohne mich nicht weiter über das ungläubige Staunen der Männer von Mohawk zu kümmern.

Dass Ben Hillary sich nicht in dem Wagen verbarrikadiert haben würde, um darin auf uns zu warten, konnten wir uns denken. Leider waren nicht nur er und seine Komplizen, sondern auch die Kisten mit den Waffen verschwunden. Sie hatten ganze Arbeit geleistet.

Rasch kehrten wir zu den Männern zurück, die noch immer über die unzuverlässige Waggonkupplung diskutierten. Wir fragten sie nach dem Verbleib der Gesuchten, aber sie blickten uns nur verständnislos an und begriffen nicht, warum uns das in diesem Moment interessierte, zumal doch dieser merkwürdige Fall die Gemüter erhitzte. Lediglich ein Halbwüchsiger, dessen Augen noch nicht ganz verschlafen waren, konnte sich erinnern.

„Da waren ein paar Männer, Mister. Ich entsinne mich genau. Sie hatten es furchtbar eilig und waren sehr aufgeregt, weil die Schweinerei mit dem Zug passiert war. Sie sagten, dass sie unmöglich so lange warten könnten, bis die Lok die verlorenen Wagen geholt habe. Sie hätten wichtige Fracht und könnten eine Verzögerung des Transportes unmöglich in Kauf nehmen.“

Ich griff mir den Jungen und quetschte ihn aus, aber er wusste auch nicht viel mehr, als er bereits gesagt hatte.

„Du musst doch wissen, was sie mit den Kisten getan haben“, bohrte ich. Als sein Gedächtnis total aussetzte, ließ ich ihn einen Dollar sehen. Dieser erfreuliche Anblick schaltete im Nu seinen Denkapparat wieder ein.

„Lassen Sie mich überlegen, Mister“, sagte der Bursche und schnappte sich die Silbermünze. „Richtig! Jetzt fällt’s mir wieder ein. Die Männer, ich kam beim besten Willen nicht sagen, wie viele es waren, haben die Kisten selbst aus dem Waggon geschleppt und in einen Wagen verladen.“

„In einen Wagen? Woher hatten sie den?“

Der Junge zuckte mit den Schultern. Anscheinend war er der Meinung, dass er sich für einen Dollar genug bemüht hatte. „Was weiß ich? Hier vermietet Ihnen fast jeder einen Wagen, wenn Sie nur genug dafür zahlen. Das Geld ist knapp in Mohawk, müssen Sie wissen. Seit es kein Silber mehr gibt, gibt es auch keine Dollars mehr.“

„Und wie lange ist das schon her?“

„Sie stellen Fragen, Mister. Eine Stunde vielleicht.“

„Haben sie gesagt, wohin sie wollten?“

„Was stellen Sie sich vor. Sie haben es uns nicht gesagt, und wir haben sie nicht gefragt. Wir hatten andere Sorgen. Schließlich mussten wir uns beeilen, dass wir die zweite Lok unter Dampf brachten, damit die restlichen Waggons geholt werden konnten.“

„Wir können Ihnen wirklich nicht weiterhelfen“, meldete sich nun einer der Älteren, der anscheinend endlich begriffen hatte, wie die Dinge zusammenhingen. „Wir haben uns um die Fremden nicht gekümmert. Wer hätte denn auch ahnen sollen, dass die ihre Finger bei der Sache im Spiel hatten?“

Dass sie es nicht geahnt hatten, konnte ich ihnen nicht vorwerfen. Schließlich hatte ich auch nicht damit gerechnet, dass ihnen eine solche Schurkerei einfallen würde. Jetzt galt es wieder einmal, die Verfolgung aufzunehmen.

Wir ließen die Bahnarbeiter mit ihrem Problem allein und begaben uns auf die Suche.

Wie zum Ausgleich für unsere letzte Niederlage hatten wir schon bei dem ersten Mietstallbesitzer Glück. Der Mann war fett und schwitzte, als er uns sah. Anscheinend ahnte er schon nichts Gutes.

„Sehr richtig, Sir“, bestätigte er. „Es waren fünf Männer. Sie hatten es sehr eilig und versuchten nicht mal, den Preis, den ich ihnen nannte, zu drücken. Das wunderte mich schon, denn sie sahen eigentlich nicht so aus, als würden sie ihr Geld mildtätig unter den Armen verteilen. Bei meinem Geschäft hat man einen Blick dafür, verstehen Sie?“

„Gott erhalte Ihnen diesen Blick“, wünschte ich. „Wieviel haben Sie von den Männern verlangt.“

Der Fette grinste.

„Fünfzehn Dollar. Normalerweise gehe ich bis auf zwölf zurück.“

„Fünfzehn Dollar sind nicht viel für einen Wagen mit Gespann“, sagte ich.

„Sie brauchen ihn nur fünf Tage, haben aber für eine ganze Woche bezahlt.“

„Tut mir leid, Mister“, sagte nun Chaco, „aber diesen Wagen werden Sie genauso wenig wiedersehen wie einen von den Halunken. Ihr Geschäft war nicht besonders gut.“

Dem Ärmsten fielen fast die Augen aus den Höhlen.

„Sie meinen, dass es sich um Betrüger handeln könnte?“

„Das wissen wir leider sogar ganz genau“, bestätigte ich. „Aber seien Sie froh, dass die Banditen nicht noch anders aufgedreht haben. Normalerweise zahlen die nicht fünfzehn Dollar für etwas, was sie auch mit einer Kugel kriegen können.“

Jetzt war es mit der Fassung des Dicken vorbei. Er rang die Hände und jammerte, und es gelang uns nicht, auch nur noch eine brauchbare Auskunft von ihm zu erhalten. Aber das war auch nicht so schlimm. In welche Richtung sich die Waffenhändler gewandt haben, war ja ziemlich sicher. Sie wollten nach wie vor nach Südwesten, zur mexikanischen Grenze. Dort sollte die Ware von erfahrenen Schmugglern übernommen werden, wie wir von Slinger, den wir zu Chacos Leidwesen nicht im Zug angetroffen hatten, erfahren hatten.

Bevor wir zur Station zurückkehren konnten, um weiter den Schienen zu folgen, zügelte ein Reiter neben uns sein Pferd. Das Tier und er keuchten gleichermaßen. Es war Buz Sherlock. Er war völlig erschöpft und kaum in der Lage, ein Wort hervorzubringen.

„Fort?“, fragte er lediglich.

„Fort!“, bestätigte ich genauso knapp.

Ich erwartete einen neuen Schwall von Vorwürfen und Drohungen, stellte aber erstaunt fest, dass der stolze Spezialagent anscheinend ein Stück seines selbstgeputzten Glanzes verloren hatte.

Ich nutzte die Chance seines erschütterten Selbstbewusstseins und schlug erneut vor: „Reiten Sie mit uns, Sherlock? Die Kerle haben die Waffen auf einen Wagen verladen, den sie sich ergaunert haben. Wir haben zwar alle einen Gewaltritt hinter uns, aber wenn wir uns anstrengen, müssten noch ein paar Reserven in uns stecken. Meinen Sie nicht?“

Buz Sherlock sah eher aus, als wollte er Chaco und mich fressen oder doch zumindest in einem vergitterten Eisenbahnwaggon direkt nach Washington expedieren. Aber er tat weder das eine noch das andere, sondern quetschte missmutig durch die Zähne: „Wenn die Verbrecher einzuholen sind, dann werden wir sie einholen.“

Wir wendeten die Pferde und hatten schon nach kurzer Zeit das kleine Nest Mohawk hinter uns gelassen.

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