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Kleinkariert wie sein Hemd war sein ganzes Benehmen. Buz Sherlock fühlte sich noch immer persönlich durch mein Eingreifen gekränkt. Am liebsten hätte er mich wahrscheinlich von der Plattform gestoßen, aber das wagte er nun doch nicht, denn inzwischen hatte er gemerkt, dass er an den Falschen geraten war, der seine Butter gern selbst aß, statt sie sich vom Brot nehmen zu lassen. Das war aber auch schon alles. Zu einer Zusammenarbeit mit Chaco und mir war er nach wie vor nicht bereit.

Unsere Debatte hätte vermutlich noch lange gedauert und doch zu keinem Ergebnis geführt, wenn nicht der Zug plötzlich sein Tempo verlangsamt hätte.

„Was soll das?“, fragte Buz Sherlock und sah mich dabei so wütend an, als spielte ich ihm aus lauter Bosheit einen unverständlichen Streich.

„Anscheinend haben Sie Ihre Fahrt nicht bezahlt“, erwiderte ich. „Und jetzt hängt man uns ab. Es lohnt eben nicht, am falschen Ende zu sparen.“

Der Agent funkelte mich zornig an. Meine Witze fand er nicht sehr originell, aber dieser Mann mit seiner Borniertheit reizte mich geradezu, mich über ihn zu belustigen, wenn mir in diesem Augenblick auch gar nicht danach zumute war.

Tatsächlich blieben unsere Wagen nach kurzer Zeit stehen, während wir die Lok mit nur wenigen Waggons mit unverminderter Geschwindigkeit weiterrasen sahen.

Bevor wir die Möglichkeit hatten, uns über diesen Umstand den Kopf zu zerbrechen und alle möglichen Vermutungen anzustellen, sah ich einen Schatten über die vorderen Waggondächer hetzen. Es war Chaco. Ich erkannte ihn an der geschmeidigen Art, wie er sich fortbewegte, bevor ich noch sein Gesicht sah.

Buz Sherlock griff augenblicklich zu seinem Revolver, denn wenn sich jemand auf diese ungewöhnliche Weise näherte, konnte er nach seiner Meinung unmöglich etwas Gesetzliches Vorhaben. Zudem sah Chaco nicht gerade sehr salonfähig aus. Anscheinend hatte er mehr erlebt als ich.

Ich packte Sherlock am Arm, bevor er die Waffe aus dem Holster hatte.

„Keine Angst, Sherlock! Der Bursche beißt nur Waffenschmuggler und ähnliches Gesindel. Es ist mein Partner Chaco Gates.“

„Seltsame Freunde haben Sie“, fauchte der Agent aus Washington. „Das wundert mich aber nicht.“

Chaco hatte unseren Wagen erreicht. Als er uns sichtete, sprang er in halsbrecherischer Manier zu uns auf die Plattform. Während des Fahrens hätte er das nicht riskieren dürfen. Er warf uns einen schnellen Blick zu, begriff mein Zwinkern und wusste sofort, mit wem er es zu tun hatte.

„Ich habe sie gefunden“, stieß er atemlos hervor. „Die Halunken mit ihren Kisten. Sie hatten sich im letzten Packwaggon versteckt. Ich habe die Gewehre gesehen. Es sind funkelnagelneue Waffen. Allerdings haben die Burschen das Zeug nicht aus den Augen gelassen und mich ganz schön in die Mangel genommen.“

„Das sieht man dir an“, stellte ich fest.

„Ich möchte wirklich wissen, warum ich immer meinen Kopf zum Reinschlagen hinhalten muss“, knurrte Chaco.

„Wie viele waren es?“

„Ich habe fünf Mann gezählt, aber ich kann nicht sagen, ob es in Wirklichkeit nicht noch mehr sind. Sie haben sich ziemlich laut unterhalten, während sie mich noch für bewusstlos hielten. Dieser Ben Hillary ist auch dabei. Sie waren ziemlich beunruhigt, weil sie wohl nicht damit gerechnet hatten, schon wieder verfolgt zu werden.“

„Sehen Sie!“, tobte Buz Sherlock sofort los. „Das habe ich Ihnen ja gleich gesagt. Sie haben alles versaut. Wenn Sie nicht aufgetaucht wären, würden sich die Banditen jetzt noch in Sicherheit wiegen. An der nächsten Station melde ich den Vorfall nach Washington. Ich bin nämlich Spezialagent der Regierung“, erklärte er Chaco großspurig.

Aber weder Chaco noch ich hörten ihm zu.

„Zum Glück konnte ich ihnen entwischen“, fuhr Chaco fort. „Anscheinend erwarteten sie einige Informationen von mir. Aber sie haben offensichtlich einen anderen Weg gefunden, um sich abzusetzen.“

„Offensichtlich!“, fauchte Buz Sherlock. „Sie haben die Passagierwaggons abgekuppelt. Und jetzt glauben sie, uns endgültig los zu sein.“

„Das hat schon mancher geglaubt“, erinnerte ich.

Chaco grinste tatendurstig. Ich konnte mir vorstellen, wie es in seinem Innern aussah. Es war nicht lustig, ständig nur den Prügelknaben spielen zu müssen. Erst für Slinger und nun für Ben Hillary und seine Meute.

„Mir war, als hörte ich einen Schrei, während ich über die Dächer hastete“, sagte Chaco. „Ich blickte kurz zurück, und etwas stürzte den Bahndamm hinunter.“

„Hoffentlich eine dieser Kanaillen“, sagte Buz Sherlock und war sich offenbar nicht schlüssig, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte.

Wir zeigten es ihm. Fast gleichzeitig sprangen wir von der Plattform und liefen den Bahndamm hinunter. Wenn wirklich jemand vom fahrenden Zug gestürzt war, hatte er sich wahrscheinlich sämtliche Knochen im Leib gebrochen. Er musste ein Stück weiter hinten liegen, denn die Waggons waren noch eine Weile weitergefahren, bis sie stillstanden.

Kurz hinter dem Ende des Zuges fanden wir den Mann. Er stöhnte, aber er war nicht tot. Anscheinend hatten die Büsche, die hier vereinzelt standen, den Aufprall etwas gemildert. Immerhin hatte er zumindest ein Bein gebrochen. Dass er nicht zu den Banditen gehörte, sahen wir schon an seiner Kleidung. Er war der Schaffner des Zuges. Offenbar hatte er die Verbrecher gestört, und sie hatten nicht lange gefackelt, sondern ihn von der Plattform gestoßen. Ein Menschenleben zählte bei ihnen nur dann etwas, wenn es ihr eigenes war.

In den Waggons war es inzwischen lebendig geworden. Auch der Letzte hatte wohl bemerkt, dass etwas nicht stimmen konnte, wenn der Zug mitten auf der freien Strecke völlig unplanmäßig anhielt. Neugierige Köpfe reckten sich aus den Fenstern. Wir hörten lautes Schimpfen, bis ein paar Männer uns entdeckten und uns zu Hilfe eilten, um den Verletzten vorsichtig zurückzutragen.

Der Mann biss die Zähne zusammen und fluchte leise. Er murmelte etwas von verwünschten Kerlen, die alle der Teufel holen möge. Wir flößten ihm einen Whisky ein und schienten sein Bein, das völlig verdreht war.

Buz Sherlock, der endlich auch wieder den Weg zu uns gefunden hatte, schenkte dem Stöhnenden keinen einzigen Blick. In seinem Gehirn war nur Platz für seine Aufgabe. Alles, was ihn daran hinderte, sie auf direktem Weg nach seinen Vorstellungen zu lösen, empfand er als hinderlich und als Bosheit, die gegen ihn persönlich gerichtet war.

„Da haben wir die Schweinerei“, wetterte er, als ich mich aufrichtete, weil ich dem Schaffner nun nicht weiter helfen konnte. „Das ist ganz allein Ihre Schuld.“

„Dass der Mann ein Bein gebrochen hat?“, fragte ich verwundert.

„Das auch. Sie und Ihr seltsamer Freund haben die Waffenhändler aufgescheucht. Nur deshalb sind sie wild geworden, haben den Schaffner vom Zug geworfen und die Waggons abgehängt. Jetzt sind sie auf und davon, und wir hocken hier und holen sie im Leben nicht mehr ein. Und die Waffen sind auch weg. Aber ich werde in meinem Bericht schon erwähnen, wessen Schuld das ist. Man kann fast den Eindruck gewinnen, dass Sie nicht gegen, sondern für die Banditen arbeiten.“

Normalerweise hätte er sich für diese Unverschämtheit eins auf die Nase verdient, doch unser Privatstreit war jetzt nicht so wichtig. Wir ließen ihn einfach stehen und hörten hinter uns noch immer sein Wüten.

Chaco hatte den gleichen Gedanken wie ich. Es war der einzige, den man in dieser Lage überhaupt haben konnte, wenn man nicht total vernagelt war. Wir liefen zum Viehwaggon und holten unsere Pferde.

„He, Fox!“, rief ich aufmunternd. „Du hast lange genug geschlafen. Jetzt zeige mal, was in dir steckt!“ Ich wusste, dass das brave Tier es zeigen würde, und auch auf die Ausdauer von Chacos Morgan Hengst konnten wir uns verlassen.

Als wir an Buz Sherlock vorbeisprengten, schickte er uns einen verdutzten Blick nach. Sein Gesicht drückte absolute Fassungslosigkeit aus. Er stand wie vom Donner gerührt.

Wir brauchten den Weg nicht zu suchen, denn die Schienen zeigten ihn uns deutlich. Vor der nächsten Station konnten die Verbrecher den Zug mit ihrem Schmuggelgut nicht verlassen. Aber dieses Wissen war auch unser einziger Vorteil. Unsere Gegner hatten einen sehr großen Vorsprung und würden Mohawk lange vor uns erreichen. Wir konnten uns denken, dass sie dort kaum auf uns warten würden. Sie waren äußerst brutal. Vielleicht zwangen sie das Lokpersonal sogar, die Fahrt nach der Aufnahme von Kohle und Wasser fortzusetzen. Das würde ihren Vorsprung weiter vergrößern.

Wir hatten einen langen Weg vor uns und mussten achtgeben, dass unsere Pferde nicht stürzten.

Buz Sherlock löste sich nur langsam aus seiner Erstarrung. Er ärgerte sich maßlos, dass nicht er als Erster diesen Einfall gehabt hatte. Als er sich endlich ebenfalls in den Sattel schwang und an den beleuchteten Fenstern des Geisterzuges vorbeigaloppierte, folgte er einem Hufgetrappel, das kaum noch wahrnehmbar war.

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