Читать книгу Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 22

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Schmutzstarrend und abgerissen, tagealte Bartstoppeln im Gesicht und Hunger in den Augen, so blickte der mittelgroße Stallknecht mit dem Schweinsgesicht auf die nicht mehr sehr ferne Stadt, Ein wenig mehr als eine halbe Meile mochte ihn von den letzten Hütten trennen – und von dem Gatter, das er sah und in dem, wie er wusste, Hühner gehalten wurden.

Der Speichel lief ihm bei dem Gedanken an ein frisch gebratenes Huhn im Munde zusammen. Die Kiefer begannen ihm zu schmerzen.

Seit er von Stud Johnson, dem Händler aus Saquarra, unter fürchterlichen Drohungen aus der Stadt gejagt worden war, hatte er nichts mehr zwischen die Zähne gekriegt. Er hatte Angst vor Johnson, der sicherlich schnell ein paar Helfer zur Hand hatte, wenn er ihn entdeckte.

Aber das war eigentlich, wenn er ehrlich mit sich selbst war, der geringere Teil seiner Sorge. Wenn er versuchte, sich ein Huhn zu greifen, würde Johnson ihn vermutlich nicht sehen. Der trieb sich kaum hinter den Hütten am Stadtrand herum.

Andere Leute konnten ihn bemerken. Und vielleicht wussten sie alle bereits, dass er in seinem Zorn Rache an der Stadt geübt und verdorbenes Fleisch in die südlich gelegene Wasserstelle geworfen hatte. Dass er es gewesen war, der sie verseucht hatte.

Bitter bereute Wendell seine kurzsichtige, verbrecherische Tat, die ihn ein für allemal außerhalb der Gesellschaft stellte. Sie würden ihn sicher totschlagen oder aufknüpfen, wenn sie davon wussten und ihn für den Täter hielten. Dass sie an jemand anderen dabei dachten, hielt er für ausgeschlossen.

Vielleicht wäre er letzte Nacht weggeritten, würde ihn nicht dieser elende Hunger plagen und wüsste er nicht genau, dass weit und breit nur Wildnis die Stadt umgab.

Dann wieder sagte er sich, dass sie von der Verseuchung der Wasserstelle möglicherweise doch noch nichts wussten. Und dass Stud Johnsons Wut auf ihn auch verraucht sein könnte. Dass sie vielleicht jetzt, bei dieser glühenden Hitze, im Schatten der Vordächer saßen und kein Mensch das Gatter beobachtete.

Plötzlich raschelten die Büsche.

Wendell zuckte erschrocken herum und sah Jack Buck auftauchen, gleich darauf auch die beiden anderen Banditen, die in der Stadt als Fuhrleute allerlei zwielichtigen Geschäften nebenbei nachgingen und die er an die Kopfgeldjäger verraten hatte.

Wendell schwang sich in den Sattel des Maultiers und stieß ihm die Absätze in die Flanken.

Duff riss den Colt aus dem Holster.

„Weg damit!“, schimpfte Jack, sprang auf sein Pferd und trieb es an.

Noch bevor Wendell fünfzig Yards hinter sich gebracht hatte, holte der Bandit ihn ein und lenkte sein Pferd hart herum. Es prallte mit dem Maultier zusammen, das einen bockenden Sprung vollführte und Wendell abwarf.

Der Stallknecht rollte um seine Achse, sprang auf und wollte zu Fuß weiter fliehen.

Doch inzwischen ritten auch Duff Buck und Garry Zalmon heran. Duff lenkte seinen Braunen auf den Flüchtenden zu. Das Pferd scheute, aber ein neuer Sporenstoß trieb es gegen den Stoppelbärtigen, den der Kopf des Tieres traf.

Wendell stürzte abermals.

Die drei Reiter umringten ihn.

„Hallo“, sagte Jack leutselig. „Was für ein Zufall, Wendell!“

„Lasst mich am Leben!“, jammerte der Stallknecht. „Mich hat Johnson aus der Stadt gejagt!“

Die Banditen saßen ab und traten vor die Pferde.

„Was hattest du eigentlich mit dem Kopfgeldjäger zu reden?“ Jack legte den Kopf schief.

„Ich?“ Wendell zeigte sein dümmstes Gesicht.

„Erinnerst du dich nicht daran?“

„Ich weiß wirklich nicht, was du meinst, Buck.“

„Duff, hilf ihm ein bisschen!“ Jack grinste immer noch.

Wendell wollte zurück, aber da stand Zalmon, der ihn vorwärts stieß.

Duff ging auf den Stallknecht zu. Zalmon hielt von hinten Wendells Arme fest. Duff hieb dem Unglücklichen die Faust in den Leib, dass der sich stöhnend zusammenkrümmte. Duff setzte ihm das Knie ins Gesicht und jagte einen Schwinger hinterher. Zalmon ließ los. Wendell brach zusammen.

„Also?“ Jack Buck stemmte die Fäuste über dem Patronengurt in die Hüften. „Fällt es dir wieder ein?“

„Der fragte nach euch!“, stieß der Misshandelte heiser hervor. „Ich konnte doch nicht wissen, dass die Behörden hinter euch her sind.“

Wendell kniete. Duff trat ihm gegen die Schulter. Er wurde auf den Rücken geworfen und sah die finster grinsenden Kerle wie Riesen um sich herum.

„Mein Wort darauf, ich wusste nicht, warum die nach euch fragten!“ jammerte der Stoppelbärtige.

„Verdammtes Schwein!“ Duff zerrte ihn auf die Füße und schlug ihn wieder zusammen.

Die beiden anderen standen dabei und vermittelten dem Stallknecht ganz den Eindruck, als sollte der muskulöse Duff ihn mit seinen gewaltigen Fleischhauerhänden zu Tode prügeln. Aber sein Jammern und Flehen vermochte sie nicht zum Einschreiten zu bewegen.

Duff traktierte das Opfer mit Tritten.

„Ich wusste nicht, warum die nach euch fragen!“, rief Wendell.

„Genug, Duff!“, befahl Jack.

Der jüngere der Buck-Brüder trat zurück.

Staub hüllte den Stoppelbärtigen ein. Er stöhnte, betastete seine Hüften, das Kinn und den Hals.

„Hilf ihm, Garry!“

Zalmon stellte das jammernde Häufchen Elend auf die Füße.

„Was haben die Kerle mit meinem Bruder und Sonny getan?“, fragte Jack barsch.

„Ich weiß es doch nicht! Johnson jagte mich aus der Stadt.“

Duff blickte seinen Bruder abwartend an und ballte dabei bereits die Hand, um Wendell den nächsten Schlag zu versetzen. Der Stallknecht wollte zurück, doch Zalmon stieß ihn in die andere Richtung.

„Ich weiß nichts. Habt Gnade mit einem alten Mann.“

„So alt bist du noch nicht, dass du darüber reden musst“, sagte Jack.

„Vielleicht weiß er wirklich nichts“, meinte Zalmon.

Jack zog das Messer hinter dem Gürtel hervor.

Wendell verlor beim Anblick der in der Sonne blinkenden Waffe den Rest von Farbe aus dem Gesicht. „Ich schwöre es! Bei allem, was mir heilig ist!“ Er hob die Hand.

„Was ist dir heilig?“ Jack Buck verzog das Gesicht.

„Mein Leben! Ich schwöre es bei meinem Leben. Ich weiß nichts, bestimmt nicht!“

Prüfend glitt Jacks Finger über die Schneide. „Du wirst in die Stadt reiten und Erkundigungen einziehen. Ob mein Bruder und Sonny noch dort sind. Oder wohin die Kopfgeldjäger mit ihnen fuhren.“

„In die Stadt?“ Wendell klappte der Unterkiefer herunter. Einerseits beglückte es ihn, dass er sich offenbar doch noch nicht am Ende seines Lebens befand, andererseits verlangten sie von ihm etwas geradezu Unmögliches! Er geriet vom Regen in die Traufe, wenn er sich nach Saquarra wagte.

„In die Stadt“, wiederholte Jack schroff. „Und wenn dir das nicht passt, solltest du niederknien und beten, bevor ich dir die Kehle durchschneide!“

Wendell schluckte. Ein Kloß schien sich in seinem Hals gebildet zu haben.

„Wir warten hier auf dich.“

„Und bring uns was zu beißen mit“, sagte Zalmon.

Für einen Augenblick grinste der Stallknecht unglücklich und dachte an das Gatter, das er von hier aus beobachtet hatte. Doch schon in der nächsten Sekunde fielen ihm alle seine Sünden wieder ein, einschließlich der Vergiftung der Wasserstelle südlich von Saquarra, die die ganze Stadt versorgte.

„Stud Johnson sagte, ich sollte mich nie mehr in dem Nest blicken lassen“, murmelte Wendell schüchtern.

„Warum erzählt der uns nur immer wieder den gleichen Quatsch?“, fragte Duff böse.

„Es ist ihm vielleicht lieber, in die Hölle zu fahren“, sagte Jack, tastete wieder über die Klinge seines breiten Kampfmessers und hob es höher.

„Nein, nein, ich will ja tun, was ihr verlangt!“

„Aber lass dir nicht einfallen, heimlich zu verschwinden“, warnte Duff.

„Sie werden mich sehen!“

„Du wartest selbstverständlich die Nacht ab“, erklärte Jack. „Im Morgengrauen bist du spätestens zurück.“

„Aber wenn du verschwindest und wir dich suchen müssen, ist deine Chance vertan!“ Duffs dümmliches Gesicht verzog sich zu einer Fratze. „Hast du kapiert?“

„Ich kehre zurück!“ Wendell hob beschwörend die Hand, weil er offenbar glaubte, damit besondere Glaubwürdigkeit zu beweisen.

Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane

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