Читать книгу Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 28
21
Оглавление„Chet Olmsted“, murmelte ich, als der Reiter nur zehn Yards entfernt sein abgehetztes Tier zügelte. Sofort erinnerte ich mich an die drei Männer mit dem Pferderudel, die ich nach Chaco und dem Gefängniswagen gefragt hatte.
Ich trat an den Rand der Veranda.
„Mister Carringo?“, brüllte der Reiter.
„Hier bin ich.“
„Hab schon gehört, dass Sie wieder in diesem Nest sind“, sagte der Reiter sichtlich erregt.
„Was ist los, Olmsted?“
„Sagten Sie nicht, südlich von diesem verdammten Nest würde ich Wasser für meine Pferde finden?“
„Ja, stimmt.“
Türen wurden geöffnet. Rundum strömten Menschen auf die Straße. Auch der Arzt gesellte sich an meine Seite. Chaco lehnte sich gegen einen Pfeiler des Vordachs.
„Sie wollten mich und meine Tiere umbringen, was?“, brüllte der zornige Mann.
„Ich hab keine Ahnung, von was Sie reden, Mister“, erwiderte ich kühl. Allmählich ärgerte mich der anmaßende Ton.
„Zwei Fohlen, jung und dumm wie sie sind, haben das verdammte Zeug gesoffen, fielen um und mussten elend verrecken. Wissen Sie jetzt, von was ich rede, he?“
Ich blickte irritiert auf den Arzt.
Doc Hillary zog den Kopf ein. „Reden Sie weiter, Mister! Ist es wegen des Wassers?“
„Stellt ihr euch so dumm an, oder seid ihr wirklich so blöd, nicht zu wissen, was mit eurem Wasser los ist?“, rief der Reiter, der sein Pferd nun dichter an die Veranda lenkte.
„Wir haben keine Ahnung“, entgegnete der Arzt.
„Das Wasser ist verseucht!“, brüllte Olmsted so laut, dass es der letzte Zuhörer an der nächsten Straßenecke noch verstehen musste.
„Das ist es“, murmelte Hillary. „Mein Gott, wenn das stimmt, ist Saquarra verloren!“
„Ich verstehe noch nicht“, sagte ich.
„Wir haben zwei Krankheiten, Mister Carringo! Die eine wurde vielleicht eingeschleppt, die andere rührt vom Wasser her. Die Stadt ist verloren. Wenn die einzige Quelle nur noch ungenießbares Wasser spendet, müssen Menschen und Tiere in Saquarra elend eingehen!“
Die Worte setzten sich durch die Menschenmenge fort.
„Zu den Pocken eine weitere Seuche!“, rief jemand.
Olmsted richtete sich in den Steigbügeln auf.
„Was, Pocken?“, stieß er hervor. „Sie haben mich in eine Stadt geschickt, in der es die Pocken gibt?“
„Davon wusste ich selbst nichts, als wir uns begegneten“, gab ich ein bisschen lahm und wenig überzeugend zurück.
Fluchend trieb der Mann sein Pferd an, sprengte zu uns herüber und warf sich vom Sattel aus auf mich.
Hillary sprang zur Seite.
Chaco duckte sich, doch weil Olmsted allein war, griff er nicht ein.
Der Angriff hatte mich ziemlich überrascht. Die Wucht des fliegenden Körpers riss mir den Boden unter den Füßen weg. Schwer landete Olmsted auf mir und schlug mit einer solchen Wucht zu, dass ich Feuer und Sterne sah, wo eben noch sein Gesicht war. Schwer knallte mein Hinterkopf auf die Bretter.
„Mit mir tut das keiner ungestraft!“, schrie die bellende Stimme des Pferdetreibers, den ich wie durch milchigen Nebel wieder auftauchen sah. Er riss mich von den Brettern und schleuderte mich zur anderen Seite. Einen Augenblick schwebte ich, schrammte gegen die Beine des wiehernd zurück weichenden Pferdes und rollte durch den Straßenstaub.
„Zurück!“, rief jemand schrill.
„Gibt es denn nichts Wichtigeres?“, schrie der Arzt aus Leibeskräften, ohne sich damit Gehör verschaffen zu können.
Der neblige Vorhang zerriss vor meinen Augen. Ich sah die staubigen Stiefel Olmsteds mit den großen, glitzernden Durangosporen hinter den hohen Absätzen, die ausgebeulte Jeanshose, den Gürtel mit den Patronen und dem schweren Colt in dem Holster, das karierte Hemd und das verzerrte Gesicht.
„Steh auf!“, befahl der Pferdetreiber wild. „Ich bücke mich nicht gern nach einem Halunken!“
Ich kniete, war noch ziemlich benommen und sicher entsprechend langsam.
Olmsted sorgte dafür, dass ich nicht weiter gelangte. Brutal trat er mir gegen das Kinn, dass ich meinte, davonzufliegen.
Ein Raunen ging wie ein Aufschrei durch die Menge.
Mit rudernden Armen hoffte ich, mich fangen zu können, stürzte aber auf den Rücken.
Die Stiefel mit den großen, glitzernden Durangosporen folgten mir gnadenlos. Wie einen Gorilla sah ich den Kerl über mir, als er die Fäuste in die Hüften stemmte.
„Du solltest doch aufstehen!“, höhnte Olmsted.
Der Spott traf mich beinahe noch härter als der brutale Tritt, der verriet, wie wenig dieser bullige Kerl von Fairness hielt. Ich riss mich zusammen, atmete tief durch und schnellte mich nach der Seite, um Raum zu gewinnen. Dann sprang ich auf und schaffte es wirklich schneller als vorher.
Olmsted griff mit vor Hass verzerrtem Gesicht an. Ich wich aus. Die Faust radierte noch über meine Schulter. Die Wucht riss den Kerl hinterher, so dass ich von der Seite einen Hieb ansetzen konnte, der es auch in sich hatte.
Olmsted strauchelte, fing sich, wirbelte herum und startete den nächsten Angriff ohne Verzögerung. Ich wollte seine Faust abblocken und hob deswegen den linken Arm. Er traf ihn auch, aber seine Faust glitt ab und knallte mir noch gegen die Stirn.
Wieder taumelte ich, trat in eine Fahrrinne und drohte, wieder im Straßenstaub zu landen. Aber zu meinem Glück stand das Pferd des Halunken hinter mir. Ich prallte gegen den Sattel und konnte mich am Steigbügel festhalten.
„Jetzt setz dein Testament auf!“, stieß der Pferdetreiber hervor, warf sich mir entgegen und schickte den Schlag auf die Reise, der mich ausschalten sollte.
Inzwischen kannte ich seine einfache Taktik. Sie beruhte auf seiner ungewöhnlichen Kraft. Das war aber auch alles. Und so wich ich wieder aus, diesmal etwas schneller und wirkungsvoller. Olmsted schlug voll gegen den Sattel, zu allem Überfluss auch noch gegen die Schnalle des Steigbügelgurtes, was ihm einen Wutschrei von den Lippen riss.
Ich nutzte die Chance, ging meinerseits zum Angriff über und setzte ihm die Faust auf die Nase.
Olmsted reagierte mit einem neuen Fluch, der verriet, wie empfindlich seine Nase sein musste. In seiner Wut schlug er wieder ins Leere. Ich brauchte eigentlich nur die Faust in die richtige Höhe zu halten, um ihn hinein laufen zu lassen, wieder seine Nase zu treffen und sein wüstes Geheul zu vernehmen. Er wirbelte herum, ich sprang und traf sein Kinn.
Olmsted flog zurück. Das Pferd floh. Die versammelten Menschen schoben sich zurück.
Ich folgte dem Kerl. Kaum stand er, setzte ich ihm den nächsten Kinnhaken an. Mit wenigen Schlägen trieb ich ihn bis an die Veranda, aber gerade, als ich kraftvoller hinlangen wollte, senkte er den Kopf und rammte ihn mir in den Bauch.
Ich fühlte mich wie aufgespießt, krachte auf den harten Boden und hatte sekundenlang das Gefühl, sämtliche Rippen gebrochen zu haben.
Olmsted schaute sich um, schnappte eine leere Regentonne wie einen leichten Pappkarton, schwang sie in die Höhe und warf sie mir entgegen.
Ein Schrei aus vielen Kehlen hallte durch die Stadt.
Eine Drehung nach links brachte mich aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Hinter mir knallte das Fass auf den Sand. Die Bänder rutschten von den Dauben, das Holz barst.
Ich sprang federnd auf. Olmsted rückte auf mich zu. Ich duckte seine Faust ab und versetzte ihm mit solcher Kraft einen Schwinger, dass seine Zähne hart zusammenschlugen. Danach zielte ich noch einmal auf seine empfindsame Nase, was ihn wie einen betrunkenen Tanzbären taumeln ließ.
In der Menge lachten ein paar Männer, die sofort sahen, wie stark der Pferdetreiber angeschlagen war. Ich setzte nach und nutzte die Gunst des Augenblicks.
Aber Olmsted senkte den Kopf wie ein angriffslustiger Bulle. Immerhin traf ich ihn noch mit solcher Gewalt gegen die Stirn, dass er schwankend wie ein von seiner Wurzel getrennter Baumstamm vor mir stand und genügend Zeit blieb, einen zweiten Schlag anzubringen.
Diesmal schien ihm der Boden unter den Füßen entrissen zu werden. Olmsted brach zusammen.
Ein Raunen ging durch die Menge.
Ich wandte mich ab und wollte zu Chaco und Doc Hillary, die vor dessen Haus standen.
„Carringo!“, brüllte Chaco.
Ohne zu wissen, was los war, ließ ich mich fallen und stürzte zwischen die teilweise geborstenen Fassdauben. Im Herumrollen sah ich, dass Olmsted kniete und den Colt zog. Ich packte eine Daube, sprang auf und warf sie dem Kerl entgegen.
Der Pferdetreiber wurde hart am Handgelenk getroffen und öffnete die Finger. Sein Revolver landete im Staub.
Ein Schrei der Entrüstung ging wegen des hinterlistigen Anschlags durch die Menge.
Inzwischen ging ich Olmsted entgegen, packte ihn am Kragen und half ihm auf die Füße. Als er jedoch stand, schoss ich die Rechte ab. In diesem Kinnhaken steckte meine ganze Abscheu gegen derlei Manöver.
Während Olmsted zurückflog, drehte er sich einmal um seine Achse. Dann stürzte er aufs Gesicht und blieb liegen.
„So ein Schwein!“, schimpfte jemand. „Den sollten wir glatt zu den Banditen in den Schmiedekeller sperren!“
„Am besten, wir reiten sofort los und sehen nach, was an der Sache dran ist“, sagte ich an den Doc gewandt.
Olmsted quälte sich auf die Beine und schleppte sich zu seinem Pferd. Aber die Menschenmauer vor dem Tier wich nicht. Olmsted zog sich in den Sattel.
„Platz da!“, murmelte Olmsted.
Sie schienen nicht zu hören.
Ich blickte über die Schulter. „Lasst ihn wegreiten. Leute. Beschmutzt euch an so einem nicht die Finger!“
Vor Olmsted bildete sich eine Gasse, durch die er das Weite suchen konnte.