Читать книгу Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 32
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ОглавлениеDas Morgengrauen kroch langsam ins Zimmer, und wir konnten auf das Lampenlicht nach und nach verzichten.
„Also, ich stelle die Wagen, Pferde und Leute zur Verfügung“, erklärte Stud Johnson.
Der bullige Mann stand Hillary und mir am massigen Schreibtisch gegenüber.
„Danke“, sagte Hillary erleichtert. „Wir brauchen aber auch Fässer.“
„Die kriegen Sie ebenfalls. Aber sie müssen ausgebrannt werden. Haben Sie einen Verdacht, Mister Carringo, wer uns das eingebrockt haben könnte?“
„Leider nein.“
„Hoffentlich verlieren wir die Geschichte in der allgemeinen Aufregung nicht völlig aus den Augen.“ Hillary seufzte. „Meistens passiert das nämlich.“
„Ich werde bestimmt daran denken, dass es einen Schuldigen geben muss“, versicherte ich. „Mein Wort darauf!“
Wir verließen das Haus. Johnson gab Anweisung, eine Partie Fässer aus seinem Lager zu holen und hinter den Frachtwagenschuppen Feuer zu entzünden, um die schmutzigen Fässer ausglühen zu können.
Hillary wurde von einer Gruppe Frauen angehalten.
„Was können wir mit unserem Wasser jetzt noch anfangen?“, fragte eine dicke Frau, die ein so großes Wollkopftuch trug, dass es aussah, als wollte sie darunter vollends verschwinden.
„Es muss abgekocht werden, dann könnt ihr es zum Waschen verwenden. Aber nur dazu! Achtet vor allem bei den Kindern darauf, dass sie sich die nassen Finger nicht ablecken.“
„Haben Sie denn gar nichts dagegen?“, jammerte eine andere, verhärmte Frau mit weinerlicher Stimme.
„Wenn ich etwas wüsste, glaubt es mir, ich würde es euch verraten. Aber es gibt nichts dagegen.“
„Wir fahren Wasser vom Fluss heran!“, rief Stud Johnson. „Kommt hinter die Frachtwagenschuppen, und helft uns, Fässer auszubrennen. Der erste Wagen kann bald abfahren, wenn ihr euch ein bisschen bewegt.“
Die Männer der Stadt zogen hinter die niedrigen Wagenschuppen.
Stud Johnsons Fuhrleute schoben Frachtwagen aus den Hallen und schirrten bereits Pferde an.
„Ich glaube, die können auf uns im Moment verzichten.“ Chaco lehnte sich erschöpft gegen einen Pfosten und schloss die Augen. „Mann, bin ich fertig.“
Das Bekenntnis des Gefährten war für mich etwas derart Fremdes, dass ich herumwirbelte und ihn anstarrte.
Chaco lächelte müde. „Nein, nicht, was du denkst. Unkraut vergeht nicht, das weißt du doch.“
Ich war nur halb beruhigt. Auch wenn wir kaum daran dachten, bestand eine latente Ansteckungsgefahr für jeden in Saquarra und folglich auch für uns.
„Sie sollten sich etwas Ruhe gönnen.“ Hillary lächelte mir freundlich zu.
„Wo finden wir denn ein Zimmer?“
„Im Hotel. Ich führe Sie. Kann Sie leider nicht bei mir unterbringen. Aber das ist auch besser, da ja in meinen vier Wänden die Krankheiten sozusagen aus und ein gehen.“
Hillary führte uns zum Hotel, einem kleinen, schäbigen Haus. Ich beobachtete unterwegs verstohlen den Freund, weil mich seine Worte keineswegs überzeugt hatten. Aber noch zeigten sich keine der erkennbaren Anzeichen der Epidemie. So blieb die Hoffnung, dass es nur die Strapazen waren, die zu seiner Schwäche führten.
„Hier kriegen Sie ein Zimmer“, versicherte Hillary. „Bis später dann.“
„Ich muss noch mal nach Rider sehen“, entgegnete ich.
„Tun Sie das. Mein Haus ist offen. Ich gehe jetzt in die Krankenstation.“ Hillary eilte die Straße weiter.
Wir betraten die finstere Hotelhalle. Die Lampe über dem Stehpult war verloschen. Ein weißhaariger Mann saß unter dem Schlüsselbrett auf einem Stuhl und schlief, wobei er langsam zur Seite sank, zur Mitte zurückzuckte und wieder mehr und mehr Schlagseite erhielt. Doch in dem Moment, da er eigentlich vom Stuhl stürzen musste, zuckte er stets zurück.
Ich klopfte aufs Stehpult.
Der Mann stieß einen leisen Schrei aus und fuhr hoch. Entsetzt starrte er uns an.
„Entschuldigen Sie die Störung.“ Ich lächelte verbindlich. „Wir hätten gern ein Zimmer.“
Der Mann wischte sich über das Gesicht und gähnte. „Ein Zimmer? Aber es wird doch gerade Tag.“
„Das spielt keine Rolle, wir machen den Tag ganz einfach zur Nacht“, sagte Chaco.
„Was – was ist denn nun mit dem Wasser passiert?“
Ich hatte keine Lust, die lange Geschichte zu erzählen und schüttelte den Kopf. „Das erfahren Sie alles, wenn Sie nur einen Fuß vor die Tür setzen, Mister. Haben Sie ein Zimmer für uns oder nicht?“ Ich schob einen Dollar auf den Tresen.
„Selbstverständlich können Sie ein Zimmer kriegen. Aber erzählen Sie mir doch …“
„Nein“, unterbrach ich ihn schroff.