Читать книгу Erbarmungslose Männer auf dem Höllentrail: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 27

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Saltillo und Leif Thunder schwiegen.

Der Stein lag noch vor dem Gewehrschrank.

Der Haziendero hob ihn auf und schleuderte ihn dorthin, wo er hergekommen war.

Ein wütendes Heulen war die Antwort. Eine Stimme erhob sich darüber.

»So hast du dich entschieden, Sheriff? Uns soll‘s recht sein. Wenn du unbedingt mit vor die Hunde gehen willst …«

Doch Thunder war kein Mann, der sich so leicht ins Bockshorn jagen ließ.

»Sie scheinen allmählich ernst zu machen«, sagte er nur. »Es wird Zeit, dass wir nun auch ihnen mal ein wenig Angst einjagen.«

Er nahm ein Gewehr aus dem Ständer.

»Sie auch, Saltillo. Ich darf doch annehmen, dass Sie nicht ausrücken?«

Saltillo grinste schief.

»Soll ich mir ‘nen Gang graben?«

»Hm. Aber schießen Sie nicht auf die Leute. Wenn‘s unbedingt sein muss, dann treffen Sie so, dass die Docs sie wieder zusammenflicken können. Sie sind zwar Aasgeier, alle miteinander – aber sie sind auch verhetzt. Aus eigenem Antrieb machen die so was nicht. Mir wär‘s viel lieber, der Drahtzieher geriete mir vor die Flinte …«

Leif Thunder entsicherte sein Gewehr und warf Saltillo eine zweite Waffe zu, die der Haziendero geschickt auffing. Er postierte sich auf der anderen Seite des Fensters.

Es war nun vollkommen dunkel draußen. Einige Lampen und Laternen blakten, doch im Inneren des Office war nichts als Schwärze. Um keine Zielscheiben abzugeben, hatten sie sich gehütet, Licht zu machen. Mit dem Gewehrlauf stieß Saltillo den Rest der zerbrochenen Scheibe nach draußen.

»Hört zu, Leute!«, brüllte Sheriff Thunder, und seine Stimme machte seinem Namen alle Ehre. »Ich will mit euch reden.«

»Genug geredet, Sheriff. Wir wollen dieses Schwein endlich hängen sehen!«

»Wer sagt euch denn, dass Saltillo der Täter ist? War einer von euch dabei? – Er ist unschuldig!«

»Und deshalb haben Sie ihn festgenommen, eh?«

Hämisches Gelächter brandete auf.

»Du kannst uns nicht für dumm verkaufen, Schwede. Und hinter deinem Stern wirst du dich auch nicht verstecken. Wir pfeifen drauf.«

Jemand spuckte herein. Saltillo wagte einen kurzen Blick hinaus auf die Plaza. Die Menschen standen jetzt noch dichter gedrängt. Die Menge hatte Zuwachs bekommen. Viele der Neugierigen ließen sich von der allgemeinen Hysterie anstecken und hoben nun ebenfalls die Fäuste, stießen wüste Drohungen aus und plapperten nach, was andere ihnen vorsagten.

Saltillo glaubte nicht mehr daran, dass die Pogromstimmung mit Worten allein noch zu beseitigen war. Doch er sah ein, dass Thunder zumindest den Versuch machen musste.

Der Sheriff atmete nochmal tief durch, bevor er sich dem Risiko aussetzte, sich der Menge zu zeigen. Dann trat er vor, hob die Arme über den Kopf als Geste seiner friedfertigen Absichten.

»Ruhe, Leute! Macht euch nicht unglücklich. Jemand hat euch ‘nen fürchterlichen Bären aufgebunden. Der allseits geschätzte Saltillo wurde keineswegs von mir festgenommen. Gegen

ihn liegt nicht das geringste vor. Geht nach Hause, Leute. Hier gibt‘s keine Hängepartie! Verschwindet zu Frau und Kindern. Und wenn ihr keine Kinder habt, dann macht welche.«

Der laue Scherz sollte die Emotionen abbauen. Doch nur ein einzelner in der Menge lachte verschämt, und er verstummte auch sofort wieder, als er merkte, dass niemand einstimmte.

»Du sollst keine Witze reißen, Sternträger, sondern dieses Halbblut rausrücken. Glaub nur nicht, dass du uns zum Narren halten kannst. Wir sind bestens unterrichtet.«

Saltillo kannte den Sprecher. Er kannte ihn flüchtig. Rusty Merrety hieß er, oder so ähnlich. Vor nicht allzu langer Zeit war er in eine dunkle Affäre verwickelt gewesen. Es hieß, er sei Anführer eines der Geheimbünde, die Farbige und Indianer verbrannten. Doch dafür gab es keine stichhaltigen Beweise.

Der Bursche war ein bulliger Schläger. Sein rostrotes Haar war kraus, die Nase breit und eingedrückt, aufgeworfen und wulstig die Lippen.

Rusty bewirtschaftete nördlich der Stadt eine halbverfallene Farm. Besonders unberechenbar wurde er immer dann, wenn er getrunken hatte.

Heute hatte er das, und nicht wenig. Seine Augen waren blutunterlaufen. Schatten tanzten auf seinem groben Gesicht.

In der einen Hand hielt er die Tequilaflasche, in der anderen den Strick. Der Henkersknoten war schon geknüpft.

»Du willst Bescheid wissen, Merrety?«, höhnte Leif Thunder, doch unverkennbar schwang die Resignation vor dem Unausweichlichen mit. Ein Rusty Merrety ließ sich schwer beeindrucken, ein betrunkener Rusty schon gar nicht. »Dann möcht ich doch zu gerne wissen, von wem, du Großmaul.«

Der Wortführer holte zu einer weiten Geste aus.

»Alle wissen, was dieser Comanchensatan mit dem armen Mädchen gemacht hat«, brüllte er. »Wir alle haben die Kleine gesehen. Dort drüben bei der Kirche hat sie gelegen in ihrem Blut. Hab ich nicht recht, Leute?«

Beifallheischend schaute er in die Runde.

»Mit dem ist nicht zu reden«, meinte Leif Thunder halblaut in Saltillos Richtung. »Sie kennen diesen Mann?«

»Leider«, antwortete Saltillo. »Genauso könnten Sie einen Berg bitten, er sollte doch ein wenig zur Seite rücken.«

»Dann muss ich wohl andere Saiten aufziehen«, murmelte der Sheriff und schluckte. Sein Adamsapfel vollführte einen Veitstanz. Ihm war schon lange nicht mehr wohl in seiner Haut.

Sie standen zu zweit einer Rotte von Aufgehetzten gegenüber, die nur eines wollte – Blut sehen.

Saltillos Blut!

Niemand konnte sie mehr davon abbringen. Auch keine über die Köpfe abgefeuerte Kugel. Der Schuss würde sie nur noch viel mehr in Rage bringen.

Saltillo kam eher zu diesem Schluss als Sheriff Leif Thunder, der nun den Fehler beging, die Waffe hochzureißen und auf Rusty Merrety anzulegen.

»Dann kommt, wenn ihr nicht mit euch reden lasst. Ich werde euch mit Blei empfangen.«

Sofort schoben sich ein paar Männer vor den riesigen Farmer, der nun doch den Kopf einzog.

»Na, schieß doch!«, schrie er aus seiner sicheren Deckung heraus. »Schieß, Sternträger!«

Und ehe Saltillo es verhindern konnte, riss Leif Thunder den Stecher seiner Waffe durch. Eine Stichflamme schoss auf die Plaza. Beißender Pulverdampf hüllte den Sheriff ein. Drüben auf der anderen Seite bröckelte Putz von der Fassade des »Esplanada«, des besten Hotels im Ort.

Doch die Menge spritzte nicht auseinander. Sie machte Front gegen das Office.

»Wir bekommen ihn schon, Sheriff, verlass dich drauf. Und wenn wir dein Office abbrennen müssen. Deine Schuld, wenn du für ‘nen Comanchenbalg unbedingt den Märtyrer spielen willst.«

Rusty Merrety blieb weiterhin unsichtbar.

Da fiel ein zweiter Schuss, und den feuerte nicht der Sheriff ab. Aus den Augenwinkeln registrierte Saltillo eine grelle Feuerblume drüben auf einem der Dächer über jener Häuserzeile, an der Kneipe sich an Kneipe lehnte.

Kurz sah Saltillo auch noch eine schemenhafte Gestalt. Sie trug einen breitkrempigen Strohsombrero. Der Oberkörper glänzte ölig und nackt.

Da wusste Saltillo, wer ihm mit größter Wahrscheinlichkeit diese Suppe eingebrockt hatte.

Der fette Advokat Dr. Miguel Gomez war bekannt für seine Marotte, seine Leibwächter halbnackt herumlaufen zu lassen.

Der Schemen verschwand.

Leif Thunder taumelte zurück. Das Gewehr entfiel seiner Hand, und er wurde von der einen Sekunde zur anderen kreidebleich.

Als Saltillo ihn auffing, bemerkte er die Schulterwunde. Die Kugel war dem Sheriff unter dem Schlüsselbein in die Brust gefahren.

Die Menge wirkte wie erstarrt.

Doch wie lange würde dieser Schock anhalten?

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