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Gomez hatte sich auch diesmal nicht verschätzt.

Tortilla-Buck war tatsächlich unterwegs nach El Paso. Mit ihm ritten Layla, Joaquin und Modesto, ein hagerer, verschlossener Vaquero. Keiner konnte so geschickt mit den Messern umgehen wie er. Angeblich konnte er noch ein fallendes Blatt im Wind treffen.

Buck hatte das zuerst auch nicht geglaubt, und eine Probe aufs Exempel verlangt.

Es stimmte.

Modesto gehörte zu jenen Männern auf der Hazienda, die zu jeder Zeit ihre Haut für den Jefe zu Markt getragen hätten.

Doch an diesem Abend dachte keiner der Männer an eine Gefahr.

Leif Thunder war ein umgänglicher Mann.

Saltillo und der Sternträger waren fast Freunde, auch wenn sie keinen allzu engen Umgang miteinander pflegten.

Dieser Vorwurf, Saltillo hätte ein Mädchen totgepeitscht und Putas aus Mexiko entführt, war einfach zu lächerlich. Keine halbe Stunde würde die Gerichtsverhandlung dauern. Es gab einfach zu viele vertrauenswürdige Zeugen, die das Gegenteil aussagen konnten.

Schon allein deshalb hatte Buck Mercer auch Joaquin mitgenommen. Er sollte gleich zu Protokoll geben, was er und seine Kameraden an der Felsnase außerhalb von Nuevo Saltillo entdeckt hatten. Vielleicht konnten sie dem Jefe damit sogar schon eine Nacht im Jail ersparen. Auch wenn er bestimmt bequemer als jeder andere Gefangene Sheriff Thunders untergebracht wurde, so war ein Hotelbett eben doch angenehmer als ein Zimmer mit Jalousien aus Stahl.

Buck Mercer freute sich bereits auf den anschließenden fröhlichen Umtrunk und ein saftiges T-Bone-Steak, das Saltillo würde bezahlen müssen, wenn sie ihn erst einmal aus dem Jail geholt hatten.

Die drei Männer und die junge Frau legten eine ruhige Gangart vor. Die Nächte waren lang in El Paso.

»Ach was«, krähte Buck. »Was sage ich: ein Steak? Zwei oder drei werde ich verdrücken, wenn wir den Boss erst mal wiederhaben. Hoffentlich hat er genügend Kleingeld eingesteckt. Ich bin diesen Monat schon wieder knapp. Weiß der Teufel, wohin sich die Bucks immer so schnell verziehen.«

»In Flaschen«, meinte der hagere Modesto mit anzüglichem Grinsen. »Oder vielleicht auch in Mama Sue‘s Etablissement?«

Buck Mercer grunzte.

»Mein Liebesleben geht dich überhaupt nichts an, Modesto, ist das klar? Noch so ‘ne Bemerkung, und ich verbieg dir deine Messerchen so gewaltig, dass sie wie ein Bumerang zu dir zurückflitzen.«

»Hört doch endlich auf, ihr Streithähne«, fiel Layla ein. Sie war als einzige wortkarg geblieben, als spüre sie, dass sich Saltillo in Gefahr befand.

»Reiten wir schneller«, schlug sie vor. »Dann geht euch die Puste aus, und ihr könnt mir mit euren Sprüchen nicht länger auf die Nerven fallen. Ich spendier dem ‘nen Drink, der zuerst El Paso erreicht. Ach was, ich spendier ‘ne ganze Flasche.«

»Hoho, Schwesterchen«, dröhnte da Buck Mercers gewaltiger Bass, »wenn das kein Wort ist? Dann lasst uns mal die Pferdchen auf den Rücken nehmen und ganz schnell laufen. Du gibst das Startzeichen, Layla?«

»Meinetwegen. Spurtet los, wenn ich bis drei gezählt habe.«

Es wurde ein fliegender Start. Staubwolken wirbelten auf und hüllten die zu spät anreitende Kreolin ein. Sie konnte nichts mehr sehen, musste sich am Lärm orientieren, den die Männer machten.

Sie folgte dem Stakkato der Hufschläge. Nur am Rand nahm sie wahr, dass sie ein kleines Waldstück erreicht hatten. Es wurde noch dunkler um sie herum. Rechts und links des Wegs huschten die grünschwarzen Büsche und Bäume vorüber.

Sie hatte auf die wild voranpreschenden Männer einiges verloren.

Und dann schien plötzlich die Hölle aufzubrechen.

Vor Layla war ein Splittern und Krachen, ein grelles, angstvolles Gewieher, das Stampfen auskeilender Hufe, das Wälzen schwerer Leiber.

Und über allem das satte Brüllen von Tortilla-Buck: »Welcher Satan hat uns das nun wieder eingebrockt?«

Seinen anschließenden Fluch konnte sich Layla nicht mehr zu Ende anhören, denn da hatte sie selbst die in Staub und Schmutz eingehüllte unentwirrbare Masse erreicht.

Ihr Pferd stolperte ebenfalls hinein.

Der Sattel glitt unter ihr weg. Geistesgegenwärtig streckte sie die Arme aus, krümmte den Rücken.

Sie stieß gegen etwas Weiches bei der Landung, während neben ihr ein riesiger Schatten vorbeiwuchtete und hart aufschlug.

Das knackende Geräusch brechender Knochen folgte. Eines der Pferde hörte abrupt auf zu wiehern.

»Wer tritt mir gegen den Bauch, möcht ich wissen?«, grölte Buck, und Layla wusste, wo sie gelandet war. Doch sie wusste immer noch nicht, wo nun eigentlich unten und wo oben war.

Die Pferde und die Menschen dazwischen waren noch nicht zur Ruhe gekommen. Das Knäuel wollte sich nicht entwirren.

Modesto hatte als Leichtgewicht unter den drei Männern die. Reitergruppe angeführt. Er war auch der erste, dessen Pferd sich überschlug.

Als er ruckartig aus dem Sattel katapultiert wurde, streckte der drahtige Mexikaner sich wie eine Katze, balancierte noch in der Luft aus und wirbelte zwischen einige Farnsträucher und harte Dornen, die ihm die Haut aufkratzten.

Er war rechts vom Weg gelandet, überlegte gerade, ob er sich keinen Knochen gebrochen hatte, als Tortilla-Buck und Joaquin über dasselbe Hindernis stürzten. Der Weg war zu schmal, als dass sie hätten ausweichen können.

Und Modesto sah auch noch kurz das wippende Seil einen halben Yard über dem Boden. Er schaute hinüber auf die andere Seite, während die Männer und Layla sich hoffnungslos ineinander keilten.

Seine Beine waren heil geblieben, auch die Arme.

Es geschah unbewusst, dass dem jungen Modesto eines seiner Messer in die Hand rutschte.

Er benützte grifflose Stiletts mit langen runden Spitzen. Wie winzige Degen sahen sie aus, und ebenso gefährlich waren sie in der Hand eines Meisters auch.

Und ein Meister war der junge bescheidene Mexikaner.

Es bedurfte ungeheuer flinker Augen und eines Zielvermögens, um das ein Adler, der nach Beute herabstößt, ihn hätte beneiden müssen. Der ganze Bursche war ein Bündel aufeinander abgestimmter Bewegungsabläufe, von enorm schnellen Reflexen und einem sagenhaften Reaktionsvermögen gesteuert.

Noch keine drei Sekunden war es her, dass er aus dem Sattel geflogen war. Und auf dem Weg, nur drei oder vier Yard von ihm entfernt, war das Durcheinander gerade am größten, als Modesto auf der anderen Seite der Straße zwischen den Büschen einen Mann ausmachte, der eben den rechten Arm über Kopf und Schulter zurücknahm. In der Hand hielt er einen Gegenstand, den Modesto nicht erkennen konnte.

Dass die Hand nicht mit einer Packung Pralinen nach ihnen werfen wollte, nahm Modesto an. Von seiner ganzen psychischen Ausrichtung her musste er den Gegenstand für ein groß geratenes Wurfmesser halten, das der Unbekannte in ihre Richtung schleudern wollte.

Und damit war sein weiteres Handeln vorgegeben.

Das Stilett verließ die ausgestreckte Hand des jungen Vaqueros. Mit den Fingerspitzen gab er dem Stahl noch die letzte Drehung.

Zu zielen brauchte er nicht mehr. Er »dachte« sich das Stilett förmlich ins Ziel, wie das Revolvermänner mit ihren Colts machen.

Der gurgelnde Laut, den der Mann zwischen den Büschen ausstieß, ging im allgemeinen Lärm unter.

Doch Modesto wusste, dass da immer ein gurgelnder Laut folgen musste, wenn das Stilett in eine Kehle fuhr und die Luftröhre durchtrennte.

Modesto hatte schon einige Männer an seiner Waffe sterben sehen. Sie hatten ihm keine Wahl gelassen. Auch der beste Messerwerfer war einem Revolvermann gegenüber immer noch im Nachteil.

Es gab nur selten einen zweiten Versuch für den »Cuchillado«.

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