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1968

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Es war Weihnachten und es gab Bescherung. Meine zwei Jahre jüngere Schwester und ich liefen ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa saßen Muttern und Vatern. Echte Kerzen brannten an der verdammten Fichte. Wunderkerzen spuckten grelle Sternchen. Muttern spielte Horrorweihnachtssongs auf einer ollen Blockflöte. In einem Räuchermann aus dem Erzgebirge verschröggelte Geruchszeug. Ich wollte noch einen Schritt tun, aber mittendrin ging es nicht mehr. Mein Körper war gelähmt. Meine Schwester riss schon die Pakete auf, aber ich konnte mich, so sehr ich mich auch anstrengte, einfach nicht rühren. Ich war nur noch im Kopf. Muttern trug ein Kleid, mein Vater hatte einen Anzug an, meine Schwester trug eine weiße Wollstrumpfhose und ein rotes Röckchen. Ich wusste, ich hatte einen hellblauen Rollkragenpullover, eine graue Stoffhose und karierte Socken an. Aber ich konnte es nicht sehen. Mein Körper war weg.

Muttern fing gerade an „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ zu tröten, als sie sah, dass etwas nicht stimmte. Sie legte die Flöte weg und fragte, was los ist. Mein Vater stand auf und kam hinter dem Glastisch vor. Er griff mich wohl am Arm und schüttelte ihn, aber das konnte ich nicht fühlen oder sehen. Ich versuchte zu rufen, aber kein Laut kam aus meiner Stimme.

Eine Sekunde später war alles wieder normal.

„Was war denn?“ fragte Muttern, aber ich antwortete ihr nicht, denn ich wusste nicht, was gewesen war. Ich raste rüber zu den Geschenken und riss die Verpackungen auf.

„Vielleicht war er nur aufgeregt“, hörte ich meinen Vater sagen. Aber das konnte nicht sein, da ich mir die Geschenke schon vorher heimlich angesehen hatte. In dem langen Paket war die Silberbüchse von Winnetou und Old Shatterhand. In dem anderen Paket musste das Startset von Fischertechnik sein. Dabei hatte ich doch tausendmal gesagt, dass ich Fischertechnik blöd fände.

Vielleicht hatte ich ja mein Bewusstsein erlangt?

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