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1970

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Es war Februar und ich ging von der Schule nach Hause. Es lag noch etwas Schnee, aber der war schon alt. Ich formte einen Schneeball und vereiste den Ball mit meinen Händen den gesamten Nachhauseweg lang. Fast zu Hause angekommen, zermarterte ich mir den Kopf darüber, was ich spannendes damit machen könnte. Da entdeckte ich ein sperrangelweit offenes Fenster. Mit aller Kraft donnerte ich die Eiskugel da rein und rannte was das Zeug hielt weg.

Zu Hause hechtete ich hoch.

„Tu auch mal was!“ rief Muttern. „Bring den Müll runter!“ Daran war nicht zu rütteln. Also ging ich mit dem Plastikeimer wieder runter und bog um die Ecke, wo die Tonnen fürs Haus standen, als ein riesiger Mann sich vor mir aufbaute.

„Hast du den Schneeball in unser Fenster geworfen?“ fragte er.

„Nö?“ log ich. Aber er kriegte eine violette Birne, weil er genau wusste, dass ich es gewesen war.

„Ich komme mal mit hoch!“ zischte er.

„Ich kann Sie nicht mit hochnehmen. Ich bin alleine zu Hause“, log ich weiter.

„Werden wir ja sehen“, sagte er und drückte sich mit mir ins Haus. Er preschte vorneweg die Treppe hoch.

„Wo bleibst du denn?“ fragte Muttern gereizt, als der Mann höflich an der offenen Tür klopfte. Muttern trocknete ihre Hände an der Schürze ab, als er sich vorstellte. Er erklärte, dass er eine behinderte Frau habe, die im Rollstuhl sitze und während er gerade in der Küche war, habe sie durch das offene Fenster einen Schneeball voll ins Gesicht bekommen und das sei ja wohl nicht richtig so. Muttern gab ihm da völlig recht und er verabschiedete sich.

Anschließend kassierte ich eine gepfefferte Backpfeife und musste zu den Leuten gehen, um mich zu entschuldigen.

Die Frau im Rollstuhl sagte, dass ich ein Rüpel sei und sie von mir keine Entschuldigung akzeptiere.

Ich also wieder zurück. Muttern fragte, was sie gesagt hatte. Ich gab ehrlich Auskunft. Muttern war nicht zufrieden, sie sagte, ich müsse noch mal hin. So was doofes. Ich also wieder los. Diesmal tat ich aber nur so, als ob ich wieder hinging. Hinterher erzählte ich, dass die die Tür nicht mehr aufgemacht hätten. Ist zum Glück nicht aufgeflogen.

Sicherheitshalber ging ich von nun an immer einen Umweg nach Hause.

Meschan und ich tauschten unsere Schwestern. Ich knutschte also seine und er meine. Wir standen dabei im Hof unter den Teppichklopfstangen. Eine Nachbarin, ein echter Drachen riss ein Fenster auf und schrie runter:

„Hört sofort auf, die Mädchen anzufassen! Eine Schweinerei ist das!“

Wir gingen in den Keller und machten dort weiter. Der Keller war sowieso dufte und wir richteten uns hinter einem Haufen Eierkohlen ein kleines Lager mit Kerzen, Essen und Trinken ein.

Nach und nach versuchte ich alle Mädchen aus der Nachbarschaft dahin zu locken und abzuknutschen. Klappte aber nur selten.

Wochenlang hatten Meschan und ich unsere Eltern weichgeklopft, damit wir mal zusammen übernachten durften. Endlich war es soweit. Ich ging mit meiner Zahnbürste und meinem Schlafanzug zu Meschan. Die Eltern von Meschan waren knorke. Meschans Vater war Übersetzer für die Gebrauchsanweisungen von Elektrogeräten. Deshalb hatten sie einen großen Fernseher. Sie glotzten immer. Am liebsten Sport. Sie sahen alle Olympiaden, Leichtathletikwettbewerbe, Fahrradrennen, Tennisturniere und so weiter. Der Vater stand währenddessen im Durchgang zum Esszimmer und rauchte ‚Stuyvesant’. Er hatte die speziellen 40 Stück Packungen. Von denen rauchte er zwei am Tag. Manchmal zündete er mit der alten Fluppe eine neue an.

Zum Fernsehen wurde dann noch Scrabble gespielt. Als Sendeschluss war, gingen wir alle ins Bett.

Als Meschan und ich sicher waren, dass seine Eltern schliefen, leuchteten wir mit unseren Taschenlampen so rum. Später untersuchten wir in den Lichtkegeln gegenseitig unsere Dödel. Meschan hatte eine lange, weiche Vorhaut. Sie zurückzuschieben war recht dufte. Wir fummelten so lange an uns rum, bis wir erregt waren.

An einem Sonntagmittag jockelten wir ins ‚Esplandekino‘. Wir saßen oben auf dem Balkon zwischen hunderten, schreienden, Popcorn werfenden Kindern. Es lief ‚King Kong‘. Echt dufter Film.

Hinterher regnete es wie aus Kannen. Trotzdem stellten wir uns auf den Spielplatz des Stephansplatzes. Die Tropfen schlugen hart in den Sand des Sandkastens und bildeten kleine Krater. Unter Mutterns großem gelbbraunem Regenschirm pafften wir eine Zigarre, die wir vorher ‚für unseren Opa‘ in einem Tabakgeschäft gekauft hatten. Die blauen Tabakwolken standen unter dem Schirm, bis sie vom Regen angezogen und zerfetzt wurden. Hinterher mussten wir nach Hause flitzen, weil wir beide aufs Klo mussten. Klassisch.

Am nächsten Sonntag sollte Godzilla gezeigt werden. Wir planten alles zu wiederholen.

wie Hulle

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