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Endlich – mein Lederfußball
ОглавлениеUngefähr in dieser Zeit, bevor ich zehn Jahre alt wurde, gab’s die erste Berührung mit Fußball – dem Sport Nummer eins auf Wiens Straßen und Plätzen.
Vorerst nur durch Köpfel-Matches, die ich mit dem Sohn vom Hauswart des Nachbarhauses auf dem Gehsteig austrage – mit einem Tennisball, der oft schon ziemlich kaputt ist. Auf alle Fälle tut’s höllisch weh, wenn man versucht, mit der Schläfe den Ball ins gegnerische Tor zu köpfeln.
Ich wurde langsam besser, und nachdem ich auch schon ab und zu eine Partie gewann, ließen sich die Buben aus meiner Gasse auch darauf ein, mit mir einen Servierer (wieder mit einem Tennisball oder einer kleinen braunen Gummikugel) auf der Straße zu spielen.
Da war ich aber nur fehl am Platz – es fehlte neben der Technik am Ball auch das Verständnis für das Spiel und manch »harte« Attacken, die dabei vorkommen.
Aber woher nehmen – ich kannte mich, bedingt durch die Umstände, eher bei Mädchenspielen aus, die mich Trude in Lengau lehrte oder die vier fast gleichaltrigen Mädchen, die bei uns im Haus Nr. 16 wohnten und mit denen ich als einziger Bub im Haus auch viel spielte: Tempelhüpfen, Diabolo (da war ich ein Meister), Schnurspringen usw.
Aber ich biss mich durch, bis ich das Gefühl hatte, ich könnte mich nun auch zu den anderen Buben stellen, die sich auf den Heumarkt begaben, wo gerade ein Match gespielt wurde. Da musste man warten, dass jemand aufhörte, und dann musste man auch darauf warten, »gewählt« zu werden. Es war unglaublich, wie schnell sich ein Urteil über die Fußball-Künste jedes Einzelnen unter der Bubenschar, und damit auch in den Gassen der »Banden« herumsprach.
Ich wusste genau – mit dem technischen Rückstand, bedingt durch unsere Evakuierung, würde ich nur im Notstand »gewählt« werden –, wenn die Anzahl der Spielenden ungerade war, oder wenn’s zu wenige waren, aber für den »Normalfall« würde ich »Spitzkicker« zusehen.
Als ich nachdachte, ob ich wohl einen Weg finden könnte, um sicher »gewählt« zu werden – denn mich technisch zu verbessern brauchte Zeit, das war mir klar –, da fiel mir Onkel Müller ein – der konnte alles beschaffen, was wichtig war.
Ungeduldig wartete ich auf seinen nächsten Besuch.
Als er sich setzte, um den Kaffee zu trinken, den Mutti auf den Tisch gestellt hatte, stand ich schon vor ihm und versuchte ihm klarzumachen, was das passendste Geschenk für mich beim nächsten Anlass wäre: ein Lederfußball – ein richtiger Fußball, mit Lederhülle und Naht über einer Gummiblase.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich bearbeitete Onkel Müller so lange, bis ich schon nach 14 Tagen (ohne einen besonderen Anlass) einen Lederball bekam.
Jetzt gab’s kein Halten mehr – in der Schule ging’s mir ausgezeichnet (lauter Einser), ich war in die Volksschule Einsiedlergasse gekommen, fünf Minuten von daheim (die zweieinhalb Kilometer von Lengau gingen mir fast ab) …
Was mich schockte war, wie der Herr Lehrer Weidinger Kopfnüsse austeilte und uns an den kurzen Haaren hinter den Ohren zog, wenn er mit irgendetwas nicht einverstanden war. Bei mir war’s die »äußere Form«, die er beanstandete. Ich hatte wirklich eine »Kraxn« – und habe sie heute noch. Ich glaub, der Weidinger hätte die Härte gehabt, mich zu einer sauberen Handschrift zu »ziehen« und zu »nussen«, aber er ging in Pension, und ein junger Lehrer, Herr Schuberth, übernahm die Klasse. Dem war nur der Inhalt wichtig (der stimmte bei mir fast immer), und so habe ich bis heute keine schöne Handschrift. Was in meinem späteren Berufsleben oft so weit ausartete, dass ich meine eigenen Notizen nicht entziffern konnte.
Wichtig war mir, dass ich mich beim Fußball schön langsam hinaufarbeitete und nicht mehr auf die Hilfe meines Lederfußballs angewiesen war.
Ich hatte einen älteren Freund gefunden (er war 13/14 Jahre alt, ich um die zehn) – er wurde »Burli« gerufen, mehr weiß ich nicht von ihm. Einmal, als er sich über einen Fehler von mir ärgerte, weil er zu einem Verlusttor geführt hatte, hielt er mich nach dem Match zurück und pfauchte: »Damit dir das nicht noch einmal passiert, wir machen jeden Tag eine Extrastunde Technik!«, und wirklich: Er stellte sich hin und nahm mit mir alle technischen Grundbegriffe im Fußball durch: Ballannahme, stoppen, passen, links und rechts, mit der Brust den Ball annehmen, mit dem Oberschenkel, mit dem Rist, dem Innen-Rist, oder »englisch«, wie »Burli« sagte, mit dem Außen-Rist …
Ich träumte schon davon, all diese Dinge auch in die Matches einfließen zu lassen, und mit der Zeit wurde auch alles besser. Die Buben rund um Burli fragten mich sogar, ob ich in einer richtigen Klubmannschaft spielen wolle – bei Rudolfshügel in der Wiener Liga in der Schülermannschaft.
Ich wollte – ging auch mit zum Training, aber dann kam etwas dazwischen.
Mittlerweile hatte ich die Volksschule mit einem Vorzugszeugnis beendet und kam automatisch in die Hauptschule in der Emblgasse in den A-Zug.