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Abenteuer Neugierde

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Im Laufe des nächsten Jahres wandte sich Heinz Gitzoller immer mehr seinem klassischen Oboe-Spiel zu, und so mussten wir im Mundharmonika-Trio umstellen: Der Mayer Franzi, ein Klassenkamerad aus der Siebenbrunnengasse, bot sich an. Er war musikalisch, konnte Gitarre spielen, und damit leichter den Akkord-Part übernehmen – ich spielte nun Bass und lernte schon wieder Interessantes, Neues dazu. Vor allem, was die Harmonie-Lehre betraf.

Damit ging sich alles aus – alles, was MICH interessierte. Und genau so lief’s auch in schulischen Belangen: In den humanistischen Fächern passte ich im Unterricht auf – da musste ich kaum daheim lernen, bei Mathematik, Chemie, Physik etc. passte ich nicht auf. Es interessierte mich nicht. Rechenschieber, Schlussrechnungen oder gar chemische Formeln lösten bei mir einfach Widerwillen aus, ich lernte nichts – und konnte auch nichts.

Dafür blühten meine Talente auf anderen Gebieten auf: Beim Musizieren, beim Tischtennis- und Basketball-Spielen, beim Mundharmonika-Trio, da war ich dahinter, mit Akribie und Neugierde.

Diese Neugierde war etwas völlig Neues für mich, denn durch sie betrat ich Gefilde, die ich bis jetzt nicht gekannt hatte. Vor allem wurde mir immer klarer, dass mich alles fesselte, was Neuland war, wo ich nicht von vornherein wusste, wie die Sache ausgehen würde – und auch nicht sicher war, Erfolg zu haben. Abenteuer eben!

Ich weiß heute, dass diese Zeit des »Rumwilderns«, dieses dauernde Versuchen, Neues zu machen, sehr wichtig für jeden Menschen in diesem Zeitraum ist – was man in dieser Zeit lernt, gibt dir den nötigen Schub fürs Leben.

Der »Rest« blieb für Fußball – der fesselte mich wirklich. Jede freie Minute war ich auf dem Heumarkt, um zu spielen.

»Gewählt« wurde ich nun auch schon – das Training mit »Burli« und die vielen Straßenschlachten (heiße Duelle: zehnter gegen den fünften, vierter gegen den zwölften Bezirk auf der großen freien Fläche zwischen dem Matzleinsdorfer Platz und der Siebenbrunnenfeldgasse) machten sich spielerisch positiv bemerkbar. Aber es gab jede Menge Buben, die gut, oft schon hervorragend kickten, und die Vereine kamen auch, um sich die größten Talente rauszupicken. »Scouts«, wie man heute sagt, hatten es eher leicht – junge, hungrige Talente gab es genug, und damals spielten viele Kicker buchstäblich, nicht nur sprichwörtlich, um ein Butter- oder Schmalzbrot oder um andere Nahrungsmittel.

Geld, vielleicht sogar »Taschengeld«, waren eher Utopien. So war ich auch sehr beeindruckt, als einmal ein älterer, knebelbärtiger weißhaariger Herr (ja, diese Bezeichnung stimmt hundertprozentig) zu mir dreckigem Gassenbuben kam, mir zwei Groschen (silbrig glänzende Aluminiumlegierung) gab und meinte: »Da hast! Kannst Ringelspiel fahren damit.«

Der feine, drahtige, besonders aufrecht gehende Herr war Bürgermeister Dr. Theodor Körner, wie mir später der Besitzer des Ringelspiels mit den Schleudersitzen sagte, als er mich nach der (zu) langen Fahrt aus dem Sitz hob. Mir war so schlecht wie noch nie, und ich musste mir eingestehen: »Heute gibt’s kein Match mehr, du musst froh sein, wenn’st nach Hause kommst. Ringelspiel fahren – das kannst du nicht.« Und es stellte sich im Lauf der Zeit heraus: Ringelspiel fahren, Drehen im Kreis, Boot fahren, wenn es Wellen oder Dünung gibt – da wird mir schlecht. Schade, der Herr Bürgermeister mit der aufrechten Haltung eines Soldaten hatte es gut gemeint auf seiner Wahltour durch den fünften Bezirk.

Ansonsten lief alles gegen meinen »geheimsten« Fußball-Wunsch, einmal für einen großen, bekannten Klub »ausgesucht« zu werden.

Vorerst ging’s mit der Schulmannschaft ganz gut: Eine Auswahl der Oberstufe mit ein paar guten Kickern aus der vierten Klasse – da gehörte ich dazu – kämpfte sich in die Finalrunden der Mittelschulmeisterschaften. Mehr war aber nicht mehr drin. Die Schüler des Sport-Gymnasiums in der Billrothstraße, Wien/Döbling waren da, weil eben Sport dort besonders gefördert wurde, nicht zu biegen.

Pepi, lass mi eine ...!

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