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November 2012

Koh Samui, Provinz Surat Thani, Thailand

Michael Kober lehnte sich entspannt zurück und wartete auf seinen Papayasalat, den er sich bei einem seiner Angestellten bestellt hatte und den er fast jeden Mittag zur gleichen Zeit auf der großzügigen Restaurant­terrasse zu sich nahm. Das Sun Flower Ressort, welches er nun schon seit gut zwei Jahren leitete, war bereits gut gebucht, obwohl es im November immer noch zu starken Wolkenbrüchen kommen konnte. Doch man spürte längst das nahende Ende der Regenzeit und für die nächsten drei Monate gab es bereits zahlreiche Reservierungen, die die Kasse klingeln ließen. Zum Glück hatten sie den Trend der Zeit früh genug erkannt und das in die Jahre gekommene Ressort zu einer Luxusherberge umgebaut. Die immer zahlreicher kommenden Touristen aus Russland und zunehmend auch aus China waren bereit, für Extravagantes kräftig in die Tasche zu greifen. Die Zeiten der mittellosen Backpacker, die lange die drittgrößte Insel im Golf von Thailand belagert hatten, waren endgültig vorbei und Fünf-Sterne-Hotels wie das Sun Flower gaben zunehmend den Ton auf Koh Samui an. Das Ressort lag ganz im Norden der Insel am weitläufigen Maenam Strand, einer der wenigen Ecken, wo es noch recht beschaulich zuging. Wem mehr nach Nightlife und Abenteuer zumute war, war am Chaweng Beach besser aufgehoben. Michael Kober liebte diesen Strandabschnitt und sein Blick schweifte stolz über den liebevoll angelegten Garten, in dem zwischen viel Grün und blühenden Gewächsen die unterschiedlichen Bungalows versteckt waren.

Als er damals beschlossen hatte nach Asien zu gehen, konnte er sich mehrere Anlagen aussuchen, denn Deutsche Führungskräfte im Hotelgewerbe wurden weltweit gesucht, man schätzte ihre Disziplin und Gründlichkeit. Seine Entscheidung war letztendlich auf das Sun Flower gefallen, denn dort hatte man dem jungen Manager viel freie Hand bei der Umgestaltung gelassen und dazu ein großzügiges Budget zur Verfügung gestellt, von dem er bei anderen Hotels nur träumen konnte. Jetzt war soweit alles auf dem neuesten Stand, bis auf eine notwendige Sanierung, aber auch die war bereits durchgeplant und sollte in der nächsten Woche in Angriff genommen werden.

Die Schattenseiten des in den letzten Jahren stark zugenommenen Tourismus auf dem als »Trauminsel« beworbenen Koh Samui machten sich in unterschiedlichster Form vor allem für die ursprünglichen Einwohner bemerkbar. So beklagten sich viele, ihr Land an Unternehmer vom Festland verloren zu haben und darüber, dass vielerorts die Kokospalmen-Haine, die früher zahlreiche Strände säumten, mehr und mehr verschwunden waren.

Doch am meisten machten ihnen die stark gestiegene Preise für Lebensmittel sowie für Trinkwasser zu schaffen. Denn unter dem rasanten Bevölkerungszuwachs hatten ganz besonders sowohl die Qualität als auch die Quantität des kostbaren Nass’ gelitten. Das hatte zur Folge, dass die Insulaner heute oft auf Wasser aus Flaschen zugreifen mussten, was ein immer größeres Loch in ihren meist kargen Geldbeutel riss. Auch im Sun Flower Ressort war das ein erheblicher Kostenfaktor und Michael Kober war schon länger damit beschäftigt, eine andere, auf Dauer günstigere Lösung zur Trinkwasser­versorgung zu suchen. Vor zwei Monaten war er dann auf die Anzeige einer deutschen Firma gestoßen, die in Bangkok ein Büro unterhielt und Trink­wasseraufbereitungssysteme für Hotelanlagen anbot. Sein Interesse war sofort geweckt und nach ein paar Telefonaten mit der Niederlassung in der Hauptstadt war ein Mitarbeiter zu einem Beratungsgespräch zu ihm auf die Insel gekommen.

Der entsandte Berater der OsmoTec GmbH sprach fließend Deutsch und war bestens vorbereitet, als er sein Konzept dem Hotelmanager vorstellte. Er hatte sogar eine Liste bereits abgeschlossener Projekte mit im Gepäck, die ähnliche Probleme mit der lokalen Trinkwasserqualität hatten und bereit waren sich mit dem noch unschlüssigen Manager auszutauschen. Das hatte er dann auch getan und die Rückmeldungen, die er bekam, waren durchweg positiv, was ihn in seiner Entscheidung eine hauseigene Trinkwasseraufbereitung aufzubauen, beflügelte.

Als nächster Schritt mussten gemeinsam mit dem hoteleigenen Hausingenieur die technischen Daten aufgenommen werden um die Bemessung einer geeigneten Anlage vorzunehmen und ein Angebot erstellen zu können. Laut Berechnungen der Firma OsmoTec sollte sich bei dem angegebenen Trinkwasserbedarf des Sun Flower Ressort, die Anlage schon nach knapp zwei Jahren amortisieren, eine Rückfrage bei den gelisteten Referenzen bestätigte Michael Kober diese Daten. Das überzeugte ihn schließlich, und mit diesen fundierten Informationen beantragte er die notwendigen Mittel bei der Hotelzentrale. Schon nach ein paar Tagen erhielt er grünes Licht für die geplanten Umbaumaßnahmen.

Das alles war schon vor einigen Wochen erfolgt, und jetzt war es endlich soweit und das Sun Flower Ressort würde in der nächsten Woche auf eine autarke Trinkwassergewinnung mittels mehrerer Umkehrosmose-Module der Firma OsmoTec umgestellt werden. Er hoffte, dass die ganzen Installationen in der vereinbarten Zeit über die Bühne gehen würden, denn ab Anfang Dezember begann die Hauptsaison und dann war keine Zeit mehr für die Koordination irgendwelcher Bauarbeiten.

Genüsslich widmete er sich seinem Papayasalat mit Limettendressing, den er mittlerweile sogar in der »normalen« thailändischen Schärfe essen konnte. Seine europäischen Geschmacksknospen hatten sich angepasst, so wie er sich auch an die Lebensweise der Thais gewöhnt hatte. Er mochte ihre Ruhe und Gelassenheit, eine vollkommen andere Art zu leben, als die im hektischen Deutschland, und das machte sich positiv in seinem ganzen Leben bemerkbar.

Dass es in wenigen Wochen mit der thailändischen Gelassenheit vorbei sein sollte und er an die Grenzen seiner Belastbarkeit kommen würde, konnte er an diesem entspannten Novembertag noch nicht erahnen.

Süßes Wasser

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