Читать книгу Der mündige Trinker - Peter Sadowski - Страница 22
2.3 Positiv formulierte Ziele
ОглавлениеEs wurde weiter vorne schon darauf hingewiesen, dass in Zuständen von Komplexität und Unbestimmtheit (z.B. Dörner, 1983) schlecht definierte Ziele die Komplexität von Problemen erhöhen, gut definierte dagegen die Problemkomplexität verringern.
Die Forderung der Kostenträger nach dem Therapieziel Abstinenz ist ein schlecht definiertes Therapieziel. Abstinenz ist die Abwesenheit eines Verhaltens, nämlich des Konsums von Alkohol. Es fehlt die Definition der Alternative.
In der Praxis können Therapeuten sich mit dem Vorschlag behelfen, zufriedene Abstinenz anzustreben. Die individuelle Zufriedenheit ist dann von jedem einzelnen Patienten zu definieren. Die allgemeinen Überlegungen aus der Forschung zum Lösen komplexer Probleme finden auch Niederschlag in Theorien zum psychologisch fundierten Vorgehen in der Psychotherapie. So weist z.B. Grawe (1998) im Zusammenhang mit seiner Theorie zur Konsistenz bzw. Inkonsistenz auf unterschiedliche Therapieziele hin, die nach der Zielrichtung geordnet werden können: Vermeiden oder Anstreben.
In der psycho-edukativen Veranstaltung „Problemlösetraining“ (siehe Kapitel 8.2) wird der einzelne Patient angeregt, seine Bedürfnisse und Interessen zu sichten und zu ordnen. Das negativ definierte Therapieziel „Abstinenz“, nämlich das Vermeiden des Konsums von Alkohol, kann auf diese Weise überführt werden in ein positives Ziel, nämlich das Anstreben relativer Zufriedenheit (in Abstinenz).