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3 Therapieziele

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Zum Grundlagenwissen der Psychologie gehört es schon lange, dass schlecht definierte Probleme die Problemkomplexität erhöhen (siehe z.B. Dörner, Kreuzig, Reither & Stäudel, 1983; Hussy, 1984). Negativ definierte Ziele sind außerordentlich schwierig zu verwirklichen. Die Gestaltpsychologen illustrieren diesen Sachverhalt gelegentlich mit der Formulierung: Woran denkst du, wenn nicht an blau denkst? Kanfer illustrierte das gleiche Problem angehenden Therapeuten (oder Therapeuten in der Weiterbildung) bei mehreren Anlässen Mitte bis Ende der achtziger Jahre in einer Fachklinik in Daun in der Eifel mit dem Reisebüro-Spiel:

Der Therapeut gab den Verkäufer in einem Reisebüro und Kanfer den Kunden. Der Kunde wünschte vom Verkäufer, fortzukommen aus der hiesigen Situation. Und der Verkäufer mühte sich redlich, Vorschläge zu machen. An jedem Vorschlag hatte der Kunde etwas „herumzumäkeln“. Er vermied es auch hartnäckig, Alternativen zum ungeliebten Ist-Zustand zu nennen.10

In der Lebenspraxis von Mitarbeitern in Kliniken und Beratungsstellen kommen solche Kunden häufig vor: Sie wollen keine weiteren Krampfanfälle und sie wollen die Folgen ihrer Polyneuropathie nach Möglichkeit auch mindern. Stattdessen wollen sie Abstinenz. Und übersehen gelegentlich dabei, dass Abstinenz eigentlich nur das Vermeiden der Verhaltensweisen „Konsum von Alkohol“ bedeutet; das Verschwinden der nachteiligen Folgen wird als weiterer Effekt gesehen. Aus der Sicht des Lösens komplexer Probleme ist das Problem auf diese Weise auf keinen Fall gut definiert. Es handelt sich im Gegenteil um ein negativ definiertes Ziel.

Wenn es Therapeuten gelingt, das ohne Zweifel beim Patienten vorhandene motivationale Potenzial auszurichten, sagen wir, auf zufriedene Abstinenz, dann ergibt sich die Möglichkeit, Zufriedenheit positiv zu definieren.

Als nettes Hilfsmittel hat sich unser „Problemlösetraining“ (siehe Kapitel 8.2) bewährt; in diesem Training ergibt sich für den einzelnen Patienten die Notwendigkeit zum Hierarchisieren von Bedürfnissen und Interessen.

Wer will, kann eine vertikale Verhaltensanalyse als Bottom-up-Strategie verstehen, mittels derer Patienten ihre Oberziele identifizieren können (siehe z.B. Grawe, 1998). Das Hierarchisieren von Bedürfnissen und Interessen wäre demnach eine Top-down-Strategie. Patienten ordnen hier ihre Bedürfnisse und Interessen nach der Wichtigkeit; es werden Entscheidungsregeln vorgeschlagen, die zuerst das Überleben sichern.

Der mündige Trinker

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