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Ballerspiele und Emotionalität
ОглавлениеKinder, die in einem multimedial vernetzten Kinderzimmer oft und lange Ballerspiele und Autorennen spielen, die viel Grausames sehen, die an der Playstation ständig auf irgendwelche Wesen schießen, fallen mit 15 Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit durch vier Besonderheiten auf: Sie können erstens nicht mehr gut zuhören, weil das ständig actionreiche, farbige und schnell wechselnde Bild aus einem Horrorfilm, einem Comic oder von der Spielkonsole ihre Wahrnehmungsschwelle in einer Weise „versaut“ hat, dass die Lehrerin oder der Lehrer buchstäblich nicht mehr gehört werden bzw. durchdringen können. Sie haben zweitens bereits eine neue „Fehlerkultur“ drauf, mit der sie besonders gut über Versuch und Irrtum („trial and error“), also über Um- und Irrwege zu lernen vermögen, sodass sie drittens später beruflich gesehen besonders industriegeeignet sind und beim vorletzten „Nachbeben“ von PISA 2 auch in Mathe, Technik und Naturwissenschaften etwas besser abgeschnitten haben als wenig fernsehende und computerspielende Kinder. Aber für diesen geringen Zugewinn, den die Schule ohnehin leider nicht mit ihrer überkommenen Fehlerkultur einfängt, muss ein hoher Preis bezahlt werden: Der Hirnforscher Manfred Spitzer hat festgestellt, dass viel fernsehende und an der Playstation agierende Kinder deutlich geschrumpfte emotionale Hirnzonen haben. Das wirkt sich so aus, dass sie relativ bindungsarm und schmerzempfindlich werden. Das müssen dann spätere Partner und auch die Kinder dieser Kinder ausbaden!