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Gewalt potenziert Gewalt

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In Großbritannien ist es seit 1996 untersagt, Schüler körperlich zu züchtigen. 40 christliche Privatschulen wollen das Verbot nun gerichtlich aufheben lassen. Begründung: Die Prügelstrafe gehöre zum Glauben.

In amerikanischen Schulen ist das dort „Paddling“ genannte Prügeln mit dem Rohrstock bzw. einer ein Meter langen und am Ende flachen Gerte weitverbreitet, vor allem in Schulen, die sich christlich nennen. In 22 US-Staaten ist das Prügeln der Schüler immer noch erlaubt; so bekommen beispielsweise in Mississippi immer noch fast zehn Prozent der Schüler gelegentlich den Hintern versohlt. Striemen und Blutergüsse werden dabei akzeptiert. In Deutschland ist es zum Glück anders. Als letztes Bundesland hat Baden-Württemberg die Prügelstrafe in Schulen 1976 abgeschafft.

Man fragt sich, was das Verbot der Prügelstrafe mit der Beschneidung der Religionsfreiheit zu tun hat. Die christlichen Schulen sehen jedenfalls die körperliche Züchtigkeit als Gebot an, das im Alten Testament mit dem Satz „Wer sein Kind liebt, züchtigt es“ verankert sei, und so wird im „Bible Belt“, dem Bibel-Gürtel der USA, fröhlich weiter geprügelt; 74 000 Schüler wurden allein in Texas im letzten Jahr Opfer dieses Rituals.

Immanuel Kant hat einmal gesagt: „Der Krieg ist darin schlimm, dass er mehr böse Menschen macht, als er deren wegnimmt.“ Und so wundert es nicht, dass eine Forschergruppe um Lenore Walker von der University of Denver in einer Langzeitstudie ermittelt hat, dass der Mensch von Natur aus nicht gewalttätig geboren wird, sondern diesbezüglich als „unbeschriebenes Blatt“ auf die Welt komme, dass aber Kinder, die oft geschlagen werden, mit einer um 700- bis 1000-mal größeren Wahrscheinlichkeit später Schläger werden als Kinder, die nie geschlagen werden. Also kommt das Forscherteam umgekehrt auch zu dem sehr hoffnunggebenden Resultat: Kinder, die nicht geschlagen werden, die gut sprechen bzw. argumentieren können, die selbstbewusst und selbstständig sind, werden später weder als Schläger noch als Opfer in nennenswerten Zahlen auffällig. Wollen wir also hoffen, dass die britischen Gerichte den Antrag der Christian Fellowship School in Liverpool, die für 40 britische Schulen spricht, auf Wiederzulassung der Prügelstrafe ablehnen und dass der neue amerikanische Präsident Barack Obama die Prügelstrafe in allen Bundesstaaten abzuschaffen vermag.

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