Читать книгу Mehr recht als billig - Kriminalroman - Peter Werkstätter - Страница 14

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Herakles sammelte die Parrhasier aus den arkadischen Bergen um sich, siedelte sie am Fuß des Montmartre an und nannte sie Pariser

(Legende)

Volker Selketal war planmäßig auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulles gelandet und checkte gerade im Hotel Mercure des bekannten Stadtteiles Montmartre ein. Da er die frühe Maschine genommen hatte, war er froh, dass sein Zimmer 11.00 Uhr bereits gereinigt war und bezogen werden konnte. Er hatte also noch den ganzen Nachmittag Zeit, diese schöne Stadt zu erkunden. 18.00 Uhr war er erst mit Lee Meiers verabredet. Dieser hatte ihn über Krings Büro zum Abendessen in sein Hotel, das Bristol, eingeladen. Glücklicherweise hatte Lutger Krings ihn für das Gespräch einem intensiven Briefing unterzogen. Dabei erwähnte er auch, dass der CEO ausgezeichnet deutsch spricht, da seine Frau in Düsseldorf aufgewachsen sei und seine Kinder zweisprachig erzogen wurden.

Diese Information hatte Volker von einer Sorge befreit, da sein Englisch nicht sehr gepflegt war und er die wenigen Amerikaner, die er auf Urlaubsreisen kennengelernt hatte, immer schlecht verstand.

Nachdem sich Volker Selketal ein wenig erfrischt hatte, startete er seine kleine Sightseeing – Tour an der berühmt berüchtigten „Roten Mühle“, die fußläufig nur zwei Minuten von seinem Hotel entfernt war.

Nachdem er den in 130m Höhe gelegenen Gipfel von Montmartre über die berühmten Treppen erstiegen hatte, wusste der Anwalt, warum der Berg in deutscher Übersetzung Märtyrerhügel heißt. Er hatte geglaubt, es gäbe keinen anderen Weg und nahm dafür die Strapazen des Aufstiegs in Kauf. Erst kurz vor dem Erreichen der Basilika Sacre – Coeur erkannte Volker Selketal, dass er auch die Standseilbahn hätte nutzen können. Das würde er bestimmt für sich behalten, obwohl das sicher auch anderen schon passiert war.

Er verbrachte einige Zeit in dem Künstlerviertel, trank ein Viertel von dem sauren, fast ungenießbaren Wein, der hier am Hügel angebaut wurde und genoss den wunderschönen Blick von den Stufen vor der Basilika. Zumindest jetzt lag ihm Paris zu Füßen.

Auch der Abend mit Mr. Meiers verlief ganz im Sinne von Selketal. Sie nahmen im Bristol ein außerordentlich opulentes Abendessen zu sich, was zumindest ein Stück der Begründung lieferte, warum das Bristol seit 2011 als erstes Hotel in Paris den Namen „Palasthotel“ tragen durfte. Das Restaurant „Epicure“ ist mit drei Michelin – Sternen von Eric Frechon geschmückt und Volker Selketal war beeindruckt – ohne dass er jemals den Namen des begnadeten Sternekochs gehört hatte, der von Insidern auch als „Chefkönig“ bezeichnet wurde.

Lee Meiers sah in Volker Selketal bereits nach kurzer Zeit des Kennens einen kongenialen Gesprächspartner. Das registrierte Volker nicht ohne Stolz, wenngleich er bei einer gewissen Grundehrlichkeit sich selbst gegenüber, die Einschätzung besser auf „Seelenverwandtschaft“ reduziert hätte. Wie auch immer – die beiden verstanden sich gut und „machten aus ihrem Herzen keine Mördergrube“.

Nach dem Essen überreichte der CEO dem Anwalt ein Dankschreiben der Konzernleitung mit der Honorarbestätigung in Höhe von 100000 EUR. „Ich habe gestern eine Überweisung in entsprechender Höhe auf ihr Konto veranlasst. Das ist vielleicht sicherer, als mit einem Verrechnungsscheck im sechsstelligen Bereich die Rückreise anzutreten“, erläuterte Meiers in Ergänzung seiner Dankesworte.

Was Selketal ganz besonders freute, war die Ermunterung des Konzernchefs, weiterhin so intelligent und aufmerksam die Aktivitäten der Geschäftsführung von Secury Tex Aue zu begleiten und Probleme zu verhindern. „Ich weiß schon, dass das von Kollegen, so gut es gemeint ist, nicht immer gern gesehen wird. Deshalb biete ich ihnen an, mich bei sensiblen aber dringlichen Fragestellungen direkt zu kontaktieren. Ich ermuntere sie damit keineswegs, den von mir geschätzten Lutger Krings zu übergehen, aber zuweilen ist die Draufsicht von außen, wie bei ihnen – oder von oben, wie bei mir (er zwinkerte dabei mit dem linken Auge) – durchaus von Vorteil.

Zirka 22.00 Uhr verabschiedeten sich die beiden Herren sehr herzlich voneinander.

Der Anwalt nahm sich ein Taxi und stieg nur wenige Minuten später an der Place Pigalle aus, die nur einen Steinwurf von seinem Mercure Hotel entfernt war.

Volker war mit dem Abend, mit sich und der Welt zufrieden. Dass ihm Mr. Meiers praktisch einen „Persilschein“ für weitere lukrative Recherchen bei Secury Tex ausgestellt hatte, war fast so wichtig wie das Sonderhonorar. Er war einerseits der Garant seiner Mandantschaft für die Dauerhaftigkeit der Zusammenarbeit mit seiner Kanzlei und andererseits ein Schutzschild gegen alle Vorstöße der erzgebirgischen Geschäftsführung, seine internen Untersuchungen zu stoppen.

Er war im Foyer seines Hotels angekommen, setzte sich noch einen Moment in einen der futuristischen Sessel und betrachtete die Visitenkarte von Lee Meiers. Diese bestätigte die Ernsthaftigkeit des Angebotes seines Konzernbosses. Die ihm überreichte Karte hatte eine bedruckte Vorder – und Rückseite. Während die Frontfläche des edlen Kartons die offiziellen Firmenkontaktdaten zeigten, die bei Inanspruchnahme alle zu Meiers Sekretariat führten, war die Rückseite ausschließlich für private Konversationen vorgesehen und schloss auch eine Mobiltelefonnummer ein. Diese Daten waren mit Sicherheit keinem großen geschäftlichen Personenkreis zugängig und dass er zu diesem elitären Kreis zu gehören schien, nahm Volker als eine Art „Ritterschlag“ auf. Morgen würde er den nächsten Akt inszenieren – ohne das Wissen der sächsischen Komparsen.

Mehr recht als billig - Kriminalroman

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