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Wohnzimmer Wilder Westen

3 Wochen im Oktober

Wohnmobil – endlich. Mona ist ganz verrückt danach. Zweimal haben wir schon Wohnmobilurlaub gemacht. Das erste Mal in den USA, das zweite Mal in Neuseeland. In den USA war Mona noch zu klein, um sich zu erinnern, aber Neuseeland weiß sie ganz genau. Von San Leandro aus starten wir in die nächsten drei Wochen Abenteuer. Das Armani-Jackett kommt sofort auf einen Kleiderbügel in den schmalen Schrank. Ein Koffer wird verstaut und der andere ausgepackt. Klamotten, Kulturbeutel, Bücher und Medikamentenbox werden in die wenigen Schubladen und Hängeschränkchen verteilt. Das Wohn­mobil hat einen Slide-out. So kann auf Knopfdruck die linke Seite um einen Meter ausgefahren werden. Natürlich nur, wenn das Wohnmobil steht. Horst hat gestern die Route ausgearbeitet. Es ist früher Nachmittag. Die ersten 100 Meilen führen uns auf dem Highway über Oakland und Modesto bis nach Merced. Es ist relativ viel Verkehr und Wohnmobilfahren trotz breiter Straßen eine Umstellung. Von Merced nach Mariposa sind es etwa 40 Meilen. Wohnmobil fahren ist ebenso anstrengend wie Wohnmobil beifahren. Wir nehmen den erstbesten RV Campingplatz. Das Einchecken ist etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt einen kleinen Kiosk, geschlossen, weil schon spät am Abend. In der Tür befindet sich ein Briefschlitz. Ein kleines Regal mit Kuverts steht rechts von der Tür. Der Stellplatz kostet 30 Dollar die Nacht. Horst füllt das Formular mit Datum, Name, Kfz-Kennzeichen und Führerscheinnummer aus, steckt die 30 Dollar dazu ins Kuvert und ab in den Briefschlitz. That’s it. Mona stirbt beinahe den kleinen Hungertod und ich auch. Horst meint, wir sollen uns nicht so anstellen. Dinner gibt es in Mariposa, dann geht es zurück zum RV Park. „Dafür, dass der Papa keinen Hunger gehabt hat, hat er aber ein großes Steak verdrückt“. Mit diesen Worten schläft Mona ein.

Die erste „Panne“ passiert bei der Parkplatzsuche zum Frühstück in einer Nebenstraße. „Frühstück links!“ Ich deute auf ein kleines Café. Horst fackelt nicht lange, biegt rechts gegenüber ein und parkt am Straßenrand. In einer Allee. Es kracht. Die Antennenschüssel hängt halb in einer Baumkrone. „Oh, Papa, was machen wir denn jetzt?“, jammert Mona. Horst klettert aufs Dach des Wohnmobils, schaut sich den Schaden an und befreit die Antenne aus dem Astwerk. „Mona, alles halb so schlimm. Fernsehschauen wirst du halt nicht können.“ Für manche Familien ein Grund zum Reiseabbruch. Mona meint, es wird schon auch ohne Fernseher gehen. Doch das krasse Wendemanöver hat sich gelohnt. Das Café ist eigentlich eine kleine Bäckerei mit fünf Tischen und eine prima Abwechslung zu Starbucks. Da nach den ersten gefahrenen Meilen am Dach alles in Ordnung zu sein scheint, machen wir uns dazu keinen Kopf mehr. Pannen gehören dazu. Ändern können wir es auch nicht mehr. Wir nehmen es an, ärgern uns nicht. Es wird halt ein bisschen was kosten.

Heutiges Ziel: Death Valley über Yosemite National Park und Tioga Pass. Das wird ein großer Ritt. Wir legen kleinere Stopps neben gischtenden Flüssen und knorrigen Bäumen ein. Kraftvoll brechen sie die Felsplatten auf und wachsen wie einsame Seelen hindurch. „Gespensterbäume“ nennt sie Mona. Sie stellt sich vor, wie vor 2000 Jahren die Indianer in diesem Tal gelebt haben. Als Sammler, Jäger, Fischer und Korbflechter – sie braucht keine Dachantenne und keinen Fernseher zur Unterhaltung. Es geht über den Tioga Pass und durch das lange Tal am Merced River entlang. Vor uns taucht der El Capitan auf, dahinter der noch etwas höhere Half Dome, die Sierra Nevada und der Mono Lake. Im Moment fahre ich. Unser Gefährt schnauft schon ganz schön. Das Lenkrad hat etwas Spiel mit Zug nach links. Der Spritverbrauch ist nicht ohne. Wir trödeln nicht. Die Ortschaften Bishop, Big Pine und Low Pine durchfahren wir. Beim Farmer John kaufen wir den ersten Proviant: Kaffee, Käse, Brot, Obst und Getränke. Den Wein der Marke „Happy Camper“ – mit Schraubverschluss – finde ich witzig. Überhaupt gibt es bei John so viel Zeug zu sehen. Doch Horst treibt zur Eile. Er hat geplant, heute noch nach Stovepipe Wells im Tal des Todes zu kommen.

Die Einfahrt zum Death Valley gleicht einer Mondlandschaft. Gespenstisch. Gelbes, rotes und graues Gestein, Salzablagerungen und Sanddünen. Dazwischen Gräser, Creosote-Büsche und Mesquite-Bäume. In steilen Kurven schlängelt sich der Weg hinab ins Tal. Von gut 1.500 Meter über dem Meeresspiegel auf über 100 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Straße ist neu präpariert. Und jetzt gegen 18 Uhr ist kein Auto zu sehen. Mein Magen krampft sich zusammen. Horst ist ein sehr guter Autofahrer. Ich hätte mich niemals getraut, dort hinunterzufahren, und zetere: „Wo werden wir heute wohl landen? Ist das schon eine gute Idee, heute noch da reinzufahren?“ „Petra. Wir haben uns entschieden, heute dorthin zu fahren, also tun wir das auch.“ Immer wieder strömt ein heißer Luftschwall in den Wagen, wenn Horst am sandigen Straßenrand anhält, um Fotos zu machen. Ich jammere weiter: „Hoffentlich halten die Bremsen ...“ – Horst genießt die Fahrt, mir ist schlecht und Mona bleibt ganz cool: „Mama, bleib locker. Früher sind die Indianer da hinuntergeritten!“ Auf einem Pferd? Das wäre schon gleich gar nichts für mich. Inzwischen sind drei Stunden vergangen. Es ist stockfinster und immer noch brütend heiß. In Stovepipe Wells sind alle Hostels ausgebucht. Wir buchen einen Platz am Nationalen Campground. Dort ist es gespenstisch geräuschlos, obwohl viele Besucher da sind. Diese Stimmung gefällt Horst und Mona. Mir nicht. Bei mir mischt sich gerade unter den Hitzeschweiß eine Portion Angstschweiß. Horst hat eine Idee. Er kauft drei Tickets für Pool und Dusche. Jetzt werde auch ich kühler und ruhiger. Ein bisschen gelingt es mir, das Bad im Schwimmbecken mitten in der Wüste zu genießen. Die gespenstische Stille war wohl die Ruhe vor dem Sturm. Wir sitzen in unserem Slide-out-Wohnmobilwohnzimmer, ich tische Farmer John’s Delikatessen auf, als der Wind auffrischt. Die ersten Böen bringen unser Campingmobil leicht aus dem Gleichgewicht. Plötzlich ein Prasseln, erst auf der Windschutzscheibe, dann an den Seiten des Wohnmobils. „Das Dachfenster ist noch offen!“, rufe ich. Blitzschnell drückt Horst die Dachluke zu. Ein paar schwarze Sandkörner sind bereits hereingefallen. Ein Sandsturm. Hört sich an wie Hagel. Horst und Mona sind immer noch begeistert vom Abenteuer mitten im Death Valley. Ich kann es kaum erwarten, morgen so schnell wie möglich abzufahren. Es gibt einfach Orte, die ich nicht mag und an denen ich mich nicht wohlfühle.

Auf mein Drängen hin verlassen wir Stovepipe Wells zeitig ohne Frühstück. Der grobkörnige Sand hat tatsächlich einige kleinere Dellen in die Karosserie geschlagen. Der Boden ist feucht vom Dunst, geregnet hat es wohl auch. Schon früh am Morgen steigt die Temperatur rapide an. Aussteigen will ich bei Gott nicht mehr! Weg, schnell und weit weg will ich von hier! Nach einigen Minuten Fahrt wird Horst langsamer und bleibt stehen. Der Bauarbeiter mit neongelber Sicherheitsweste und einem großen Stoppschild in der rechten Hand steht am Straßenrand. Horst lässt die Fahrerscheibe runter. Heiße Luft wie aus einem Fön dringt herein. Es riecht nach Teer. Straßenarbeiten. Die Strecke ist nur einspurig befahrbar und wir müssen warten. Ein Straßenschild verrät, dass wir hier 70 Meter unter dem Meeresspiegel sind. Horst unterhält sich mit dem Arbeiter und der lockt uns tatsächlich aus dem Wohnmobil. Wir brauchen ein Foto mit dem Stoppschild vor dem grünen Schild „70 meters under sea level“. Für ihn ist das gerade ein willkommener Zeitvertreib, für uns später eine schöne Erinnerung. Nur Mona weigert sich, auszusteigen. Sie putzt sich gerade die Zähne und ist grantig. „Wann gibt’s endlich Frühstück?“, quengelt sie. „Sobald ich mich wohlfühle“, antworte ich. „Na dann, bravo! Papa, fahr schnell aus dem Tal, sonst wird das heute nichts mehr mit dem Frühstück!“, schimpft Mona. Auf der Höhe von Indian Springs ist es dann so weit. Ich fühle mich wieder wohl. Es gibt Frühstück in unserem Camper. Der Kaffee von Farmer John ist doch kein Instantpulver. Also braue ich türkischen Kaffee. Er schmeckt auch einigermaßen. Und kurbelt die Verdauung an.

Außerhalb der Hauptreisezeit ist es in der Regel nicht nötig, einen Stellplatz für das Wohnmobil zu reservieren. Nur in einem Campground haben wir vorgebucht: Devil’s Garden im Arches-Nationalpark. Er ist nicht groß und unwahrscheinlich beliebt. Vom 10. bis zum 12. Oktober haben wir gebucht. Das war etwas zu optimistisch. Die Entfernungen sind weit und trotz Abwechseln beim Fahren schaffen wir es heute nicht mehr bis nach Moab. Wir bleiben in Richfield auf dem KOA Campingplatz mit Full Hook-up – Strom-, Frischwasserversorgung und Schmutzwasserentsorgung. Den Abend im Wohnwagen genießen wir. Mona hilft mir bei der Zubereitung der Pasta mit gebratenen Zucchini. Der gemischte Blattsalat mit Avocadostückchen schmeckt fast wie zu Hause. Wir fühlen uns „nudelwohl“.

Heute hat Horst Geburtstag. Das geplante Erwachen mit Blick auf die roten Felslandschaften im Arches-Nationalpark gibt es nicht, jedoch ein besonders schönes Frühstück. Mona schneidet Mango zu einem Igel auf und dekoriert mit Himbeeren. Ein normales Joghurt haben wir gestern nach langer Suche im meterlangen Kühlregal des Supermarktes entdeckt. In Amerika sind die meisten Produkte ‚low fat‘ und schmecken nach nichts. Dazu stecken wir Waffeln in den Toaster.

180 Meilen bis nach Moab. Die enge River Street ist kurvenreich und führt an hohen Felswänden aus Sandstein vorbei, die in allen möglichen Rottönen leuchten. Der Anblick der Gesteinsformationen ist überwältigend. Reine Gewalt der Natur. Die ausgeschliffenen Felsbrocken, der rote Sand, dazwischen spitzen grüne, sich bereits gelb färbende Baumkronen hervor. Devil’s Garden erreichen wir am Nachmittag. Die Beschreibung im Reiseführer war nicht übertrieben. Der Campground liegt einmalig schön am Ende des Areals mit freier Sicht auf die gigantischen Sandsteingebilde und die weiten Flächen mit rotem Sand. Horst parkt den Camper, wir ziehen gleich unsere Turnschuhe für die erste Wanderung an. Der rote Sand setzt sich flugs an den Socken fest und schmuggelt sich in die Schuhe. Wir klettern auf die Felsen. Mona ist anfangs etwas ängstlich, bis sie merkt, dass der Sandstein griffig ist. Als Kleinkind war sie nicht sehr begeisterungsfähig für Sandkisten. In dieser Megasandkiste, gefüllt mit dem warmen roten Sand, tobt sie sich jetzt aus. Wir setzen uns auf einen großen Stein und schauen ihr zu. Sie lässt den Sand durch ihre Hände rieseln, rutscht und springt. Und sie strahlt. Wir ebenso. Langsam wird es frisch, der Abend bricht an. „Was gibt es eigentlich heute zum Essen?“, will Horst wissen. Weil ich mir darüber noch überhaupt keine Gedanken gemacht habe, antworte ich kurz: „Geburtstagsüberraschung“. Was haben wir denn noch in unserem kleinen Kühlschrank? Paprika, Salat, Avocado. Sieht wieder nach Pasta aus, heute mit Paprikaschoten. Dazu ein Rotwein aus dem Napa Valley. Zugegeben, es gibt durchaus spektakulärere Geburtstagsmenüs. Ein ungetrübter, kristallklarer Sternenhimmel beendet einen erfüllenden Tag.

In der Nacht war ein Gewitter niedergegangen, das mich nicht ruhig schlafen ließ. Sah gestern Devil’s Garden noch rot leuchtend aus, können wir heute die Felsen kaum sehen. Es regnet in Strömen. Also keine Wanderung, wir fahren nach Moab. Ein zweites Frühstück im Jailhouse Café und Mona wird zum Cowgirl, mit Westernbluse und Westernstiefel. Und Horst wird zum Indianer: Er bekommt Mokassins aus extrem weichem Hirschleder. Es regnet noch immer stark. Das Wasser fließt am Bordstein nicht ab, es steht auf den Straßen. Im Wohnwagen zieht Mona die neuen Cowgirlboots an, ihre Turnschuhe sind durchweicht. Den ganzen Tag regnet es, zwischendurch fallen sogar kleine Hagelkörner. Ungemütlich draußen, heimelig im Wohnwagen. So fällt es mir leicht, Tagebuch zu schreiben, Horst bearbeitet in aller Ruhe seine E-Mails und Mona löst Rechenaufgaben und Rechtschreibrätsel. Morgen soll das Wetter besser werden. Ich raffe mich zum Kochen auf. Den Kühlschrank haben wir in Moab wieder aufgefüllt. Dort sind wir auf dem KOA Campground.

Die Nacht im Camper war kühl. Doch wir sind gerüstet. Auf längeren Reisen habe ich immer Schiunterwäsche dabei. Die nimmt nicht viel Platz im Gepäck ein und ist nützlich, als Schlafanzug oder unter der normalen Kleidung. Allmählich wird der Himmel blauer, inzwischen ist es fast Mittag. Wir informieren uns im Visitors Center über den Nationalpark und den Nachmittag verbringen wir wieder dort. Horst fotografiert die Felsbögen, Mona skizziert sie auf ihrem iPad. Beeindruckt kehren wir zum Campingplatz zurück. Horst grillt Steaks, ich koche ein paar Kartoffeln und Brokkoli, dazu gibt es einen Avocado-Salat.

Heute ist Sonntag. Sonntagmorgen gibt es bei uns zu Hause immer Eier. Gekocht, gerührt oder gespiegelt. Horst ist der „Eggspert“ und legt los. Wir haben in der Windows Section des Arches-Nationalparks geparkt und frühstücken mit sagenhaftem 180-Grad-Blick auf die Gesteinsformationen Parade of Elephants, Double Arch, Turret Arch, South und North Window. Gestärkt wandern wir durch die Sandsteingebilde. Der Himmel ist tiefblau, unter die angenehm milde Luft hat sich eine Brise Herbst gemischt. Wieder versetzt uns die Natur ins Staunen darüber, was allein durch Erosion, Regen, Frost und Wind entsteht.

Der berühmteste Bogen ist der delikateste. Der Delicate Arch, Wahrzeichen von Utah und deshalb auch auf den Kfz-Kennzeichen abgebildet. Es gibt einen 2,4 Kilometer langen Trail über Felsplatten und schmale Grate zum Bogen. Mona und ich sind flott unterwegs und orientieren uns an den Steintürmchen. Das letzte Stück ist schmal, rechts Fels und links Abgrund. Das gefällt Mona gar nicht. Sie ist unsicher, hat Angst und drückt sich beim Weitergehen fest an die Felswand. Ich mag solche Wege auch nicht besonders gerne. Angst habe ich nicht. Wir zwei meistern den Pfad. Die Belohnung ist der Blick auf den Delicate Arch von Nahem. Dort lassen wir uns fotografieren. Auf dem Rückweg ist Mona schon mutiger und über die Steinplatten zurück muss ich einen Zahn zulegen, um ihr nachzukommen. Horst sitzt im Wohnmobil und arbeitet. Auch er hat den Delicate Arch im Blickfeld. Von der Ferne und der anderen Seite aus. Ein weiterer traumhafter Tag neigt sich dem Ende zu. Mona schreibt in ihr Tagebuch und zeichnet die Felsformationen. Müde, glücklich und etwas geschafft wünscht sie uns eine gute Nacht. Ihr Bett ist über der Fahrerkabine, die Füße schauen heraus, den Vorhang zuzuziehen hat sie nicht mehr geschafft.

Die nächsten Tage sind wir schwer beschäftigt. Die amerikanischen Nationalparks haben ein großartiges Kinderprogramm entwickelt mit Activity Books und kindgerechter Aufklärungsarbeit in Sachen Mensch, Tier, Pflanze und Natur. Mona lernt unterschiedliche Tierspuren zu deuten, Felsformationen zu unterteilen, Pflanzen und Gewächse zu erkennen. So wird das Wandern auf den Trails noch mehr zum Erlebnis. Heiß begehrt sind natürlich die Pins der verschiedenen Nationalparks. Diese kleinen Anstecker verleihen die Parkranger nach einer kurzen mündlichen Prüfung. Für Mona eine große sprachliche Herausforderung. Ein wenig unterstützen Horst und ich mit Übersetzen. Und abends arbeitet sie konzentriert in den Activity Books. In der Ferne schreien Rinder, sie werden gebrandmarkt. Wir genießen die Abende in Moab auf dem Campingplatz. Mona gefällt es, wenn ihr Papa grillt. Das macht er nämlich daheim nie. Hier am Campingplatz gehört es dazu. Und hier findet selbst Horst Barbecue gut. Tagsüber sind wir unterwegs. Der Canyonlands-Nationalpark ist ziemlich groß, unsere Wanderungen sind nicht zu anstrengend und die Aussichten fantastisch. Wir erkunden die Needles, Felsformationen, die wie Nadeln aus dem Boden wachsen, und den Newspaper Rock, eine Felswand mit eingravierten und ausgeschabten Zeichen, Bildern und Informationen.

Ein unübertroffen schöner Wanderweg ist der vier Kilometer lange Slickrock Foot Trail. Die Felsplatten sind griffig, Steintürmchen markieren den Weg. Mona hat sich zu einer beachtlichen Pfadfinderin gemausert, motiviert durch den Schwur bei Rangerin Jenny, die Natur zu achten. Wir setzen uns auf die breite Felsplatte, nicht zu nah am Rand, schauen in die Tiefen und in die Weiten. Horst ist still und entspannt. Was denkt er wohl? Ich denke: Es ist wirklich alles möglich. Grundsätzlich. Tun, tun, tun, und das so bald wie möglich. Jetzt sind wir drei hier. Mitten in einer der beeindruckendsten Landschaften der Erde. Wir können wandern und uns die Natur anschauen, sie erfühlen. Zeit für uns haben. Ohne Hektik, ohne Verpflichtungen.

Es wird etwas kühler. Wir machen uns auf den Rückweg. Die Pfade verlassen wir nicht. Mona ist da ganz streng. Sie hat gelernt, dass wir beim Verlassen der Wege die grau-schwarze Bodenkruste zusammentrampeln. Und die darf unter gar keinen Umständen verletzt werden. „Don’t bust the crust“ steht in Monas Activity Book und auf ihrem Ansteckpin an der Jacke. Biologische Bodenkrusten sind ein wichtiger Teil des Ökosystems im Canyonlands-Nationalpark in Utah. Jenny hat Mona erklärt, dass diese Bodenkrusten für das Leben in der Wüste extrem wichtig sind. Sie helfen Bodenerosionen zu verhindern, halten Wasser zurück und liefern Nährstoffe für Pflanzen.

Moab lassen wir heute endgültig hinter uns und übernachten im Devil’s Canyon Campground zwischen Monticello und Blanding.

Heute ist der 18. Oktober und wir erreichen das Monument Valley. Horst und ich sind erstaunt: Aus dem Besucherzentrum ist ein großer Komplex geworden, der primitive Campground dem Gouldings’ Lodge Campground gewichen. Inzwischen ist es verboten mit dem Wohnmobil ins Valley zu fahren. Die Tour ist geführt und organisiert. Wir sitzen in einem offenen Fahrzeug mit sechs weiteren Gästen und lassen uns auf den Spirit des Monument Valley ein. Der Wind pfeift. Mona und ich ziehen die Mützen über den Kopf, Horst sein Stirnband. Gut, dass wir doch die dickeren Jacken angezogen haben. Drei Stunden dauert die Tour. Larson ist ein waschechter Navajo und führt uns. Das Monument Valley war einst ein riesiges Tieflandbecken. Durch stetigen Druck von unten wurde das Sand- und Kalkgestein nach oben geschoben und entwickelte sich zu einem Hochplateau. Wind, Regen und Temperaturunterschiede formten die Felsen zu fantastischen Gebilden. Alle haben sie Namen bekommen: von den drei Schwestern über Tiere wie Hase, Kamel und Elefant bis zum rechten Handschuh. Für Mona ist der rechte Handschuh eine Teekanne. Larson erzählt von den Anaszazi, einem uralten Indianerstamm. Sie lebten hier in Felshöhlen vor mehr als 15.000 Jahren und verschwanden plötzlich. Die Navajos lebten traditionell in Hogans, Rundbauten mit einer Öffnung nach Osten. Dort leben manche Navajos noch heute – ohne Elektrizität und fließendes Wasser. Etwa 300 Navajos leben das ganze Jahr über im Monument Valley. Wir halten an Verkaufsständen – Gelegenheit zum Kauf von Indianerschmuck und indianischer Kunst. Dort bietet einer Cowboyfeeling auf dem Rücken seines Pferdes an. Er sieht ein wenig aus wie Charles Bronson in „Spiel mir das Lied vom Tod“. Ich lache noch laut: „Auf dieses alte Hottehü setze ich mich bestimmt nicht!“ „Ich hätte aber gerne ein Foto! Petra, Mona, wer macht’s?“. Mona versteckt sich hinter Horsts Rücken. Charles Bronson riecht die Beute. Auf leisen Sohlen ist er schon neben mir. Es fehlt nur noch die Mundharmonika. Warum habe ich jetzt die Melodie von Ennio Morricone im Kopf? Horst zahlt 25 Dollar. Noch ehe ich mich versehe, sitze ich tatsächlich auf dem Pferd. „Ich kann gar nicht reiten!“ Das würde nichts machen, meint der Halter. Er geht mit und führt das Pferd. Ganz ehrlich, der Gaul ist nicht mehr der Jüngste. Wenn dem mit mir auf dem Rücken einfällt, am Abgrund da vorne suizidal zu werden? Puh, ich fühle die Farbe aus meinem Gesicht entweichen. Sachte setzt das Pferd einen Huf vor den anderen, immer weiter die Felsnase entlang. Der Felsvorsprung ragt wie ein dickes Sprungbrett über den Abgrund hinaus. Horst mit Tele wähnt sich in sicherer Entfernung. Er als Fotograf kommt um Abenteuer dieser Art immer herum. Mir wird mulmig, ich fühle mich gar nicht gut. Charles Bronson indes ist stehengeblieben, das Pferd trabt weiter. Fototechnische Gründe. Das alte Hottehü und ich sind jetzt allein am Felsvorsprung. „Ich kann ja verstehen, dass dich dieser Job nicht erfüllt, Pferd. Aber deswegen brauchst du nicht über die Klippe zu gehen. Und schon gar nicht mit mir.“ Es gelingt mir, den Gaul zu besänftigen. Denn er dreht langsam ab und trabt zurück zu seinem Herrn. Himmel, bin ich froh, wieder absteigen zu können! Der Gaul wahrscheinlich auch. Überall juckt es mich. Was die Psyche so anstellt ... Warum bin ich eigentlich Grundschullehrerin geworden und nicht Fotografin? Mona finde ich am Schmuckstand, damit Papa ja nicht auf dumme Ideen kommt: „Mama, später freust du dich über das tolle Foto!“. „Danke auch, Mona ...“

Die Fahrt geht weiter. Jetzt erfahren wir auch, warum der RV Campground den Namen Goulding trägt. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs kamen Herr und Frau Goulding ins Monument Valley. Sie wollten bei den Indianern leben und gründeten eine Handelsstation. Dort konnten die Indianer Vieh und handgearbeitete Waren gegen andere Lebensnotwendigkeiten eintauschen. Ehrliche Leute seien die Gouldings gewesen, integer. Das Wohlergehen der Indianer lag ihnen am Herzen. Sie legten den Grundstein für ein Krankenhaus und die Versorgung mit frischem Wasser. Sie machten das Monument Valley zum Filmdrehort, was den Navajos zu einem Einkommen und im Endeffekt wohl zum Überleben verhalf. Wir kennen „Ringo“ mit John Wayne, „Im Auftrag des Drachen“ mit Clint Eastwood, „Zurück in die Zukunft III“, „Lone Ranger“ mit Johnny Depp, auch „Forrest Gump“. Sagen und Mythen interessieren Mona. Unsere Tour neigt sich dem Ende zu. Am Hidden Arch greift der Navajo Larson zu seiner Holzflöte. Er setzt sich auf einen Stein, seine Gäste im Halbkreis um ihn herum. Es ist mucksmäuschenstill. Er stimmt eine melancholische Melodie an. Der Wind bläst leicht und hinterlässt ein eigenartiges Gefühl. Der Navajo erzählt die Legende von einem jungen Jäger, der in die Häuptlingstochter verliebt war. Wie das oft in derlei Geschichten ist, war der junge Jäger dem Häuptling nicht gut genug für seine Tochter. Eine Heldentat musste er schon vollbringen, um die wunderschöne Tochter für sich zu gewinnen. Die Jagd auf einen Elch ging deutlich schief. Leicht entmutigt schlief er ein und wurde von dem Picken eines Spechts geweckt. Irgendwie kam er durch Meditation und Traumerscheinung auf die Idee, eine Flöte aus Zedernholz zu bauen. Er lernte darauf zu spielen. Seine Melodien lockten die wunderschöne Häuptlingstochter an und sie ward sein. Das ist meine Kurzfassung. Larson untermalt die einzelnen Passagen mit seinem Flötenspiel. Langsam geht der Tag zu Ende. Zufrieden fahren wir zurück. Im rechten Augenblick stehen wir auf der Plattform des Besucherzentrums. Die Kraft der Sonne schwindet gleichmäßig. Im Sinken taucht sie das Sandtal mit seinen Felsen in Farbnuancen von Blassrosa über Rosa, Blassviolett und Lila. Horst fängt diesen Zauber auf der Speicherkarte seiner Kamera ein. Ich speichere die Bilder und die Gefühle dazu tief in mir.

Es wird den vielen Eindrücken geschuldet sein, dass wir schlafen wie die Steine im Valley. Ausgeruht und fit geht die Reise weiter zum Lake Powell. Hier hat sich seit unserem Besuch vor sechs Jahren nicht viel verändert. Derselbe Campingplatz, dasselbe Restaurant in Page. Wie damals bestellen wir: Chicken, Steak und Caesar Salad, dazu ein Miller Bier für uns, für Mona eine Cola.

Den ersten Vormittag verbringe ich mit Wäschewaschen. Anschließend wird ein Einkaufsbummel in Page gemacht, und den Nachmittag genießen wir am Strand des Glen Canyon National Resort. Dünen auf der einen Seite des Sees, auf der gegenüberliegenden Seite ragen riesige Steinbrocken und Felswände in die Höhe. Der Sandstrand ist so hart, dass darauf Autos fahren können. Zehn Dollar kostet die Übernachtung auf diesem staatlichen Campground. Da könnten wir doch bis übermorgen bleiben? Die Koffer sind mit gewaschener Wäsche gefüllt, das Schmutzwasser ist aus den Tanks gelassen und Frischwasser aufgefüllt. Mona verliebt sich augenblicklich in diesen Strand und tobt fröhlich durch die Dünen. Horst packt die Campingstühle und den Klapptisch aus. Ich kümmere mich um Käse, Trauben, Avocado und Brot. Es ist ein ähnliches Gefühl wie am Nordseestrand, wenngleich hier absolut keine Bö weht. Wir hängen in den Klappstühlen und lassen uns von den Sonnenstrahlen die Nasen kitzeln, ein Glas Weißwein in der Hand. Wir haben Sand an den Füßen und Mona hat Sand überall.

Zwei Gründe haben uns in diese Gegend geführt. Erster Grund: Antelope Canyon. Zweiter Grund: Horst hat eine besondere Überraschung für Mona und mich.

Zunächst zum Antelope Canyon. Das erste Bild von diesem Naturwunder habe ich in Las Vegas vor einigen Jahren gesehen. Ein Künstler hat es fotografiert und hinterleuchtet. Die Blau-, Violett- und Rottöne kamen dabei enorm zur Geltung. Als Fotohighlight auf Kalenderblättern, in Büchern und als Hintergrundbild auf dem Computerbildschirm habe ich den Canyon immer wieder gesehen „Das muss auf einem anderen Planeten sein“, habe ich zu Horst gesagt. „Nein, mein Schatz, das ist auf der Erde und das werde ich dir zeigen“. Und hier sind wir. Bereits ein halbes Jahr vorher hat Horst diese Tour gebucht. Spontan sind keine Plätze zu haben. Gespannt warten wir auf den Fahrer, der uns in einem offenen Jeep zum Upper Antelope Canyon bringen wird. Mit im Wagen sitzen acht junge Chinesinnen. Der Jeep rumpelt über die Sandpiste auf eine Felsspalte zu. Rick heißt der Guide. Er begleitet uns in den engen Gang, den Slot Canyon. Tsé bighánílíní nennen die Navajos den Canyon – der Platz, an dem das Wasser durch die Felsen strömt. 45 Meter tief und nicht ganz einen halben Kilometer lang ist er. Bei Sturzregen tödlich. Hintereinander verschwinden wir im Felsspalt. Am Boden liegt roter Sand. Die Felswände sind ausgewaschen und geformt, die Struktur wie Sand- oder Schmirgelpapier. Die Sedimentstreifen an den Wänden sind unterschiedlich dick, die Farbgebung reicht von hellbeige bis dunkelviolett. Fast ehrfürchtig bewegen wir uns im Spalt. Die Farben ändern sich. Heller und heller reflektiert das Licht an den Felswänden. Die Sonne steht im Zenit und schiebt sich gerade vor eine Quellwolke. Rick bückt sich, nimmt eine Hand voll roten Sand und wirft ihn in die Höhe: „Take a picture now!“ Mona klickt. „Wow! Papa, schau mal!“ Auf ihrem kleinen Kameradisplay hat sie den Moment perfekt eingefangen. Wir suchen die perfekten Wände und warten auf die perfekten Momente. Die leichte Bewölkung spielt uns fototechnisch in die Karten. Ich werde zum Sandwerfer für meine beiden Fotografen. Die Sandpartikel rieseln warmleuchtend zu Boden. Mona findet ihren Lieblingsplatz im zweiten Drittel des Slots: das Herz. Sicher 40 Klicks. Horst kommt geschätzt auf 250 Fotos. Rick drängt zum Rückzug. Die nächste Gruppe wartet bereits. Und wie in Toronto sind es Mädels aus Asien, die ein Foto von Mona machen wollen. Ehrlich gesagt: Am liebsten eins vom blonden Horst und Mona in ihrer Mitte. Die braunhaarige Mama brauchen sie nicht auf dem Foto, deshalb darf sie fotografieren ...

Kommen wir zum zweiten Grund: die besondere Überraschung. Horst drückt mir ein Blatt Papier mit einer vagen Wegbeschreibung in die Hand. Ich drehe die DIN-A4-Seite so, dass ich sie von meiner Richtung aus lesen kann. Ich verstehe, dass es – von Page kommend – einen schmalen Weg nach Big Water gibt. Dazu gilt es nach dem Damm die Hauptstraße links zu verlassen. Zwischen dem dritten und vierten Meilenstein. Ein kleiner Wegweiser zeigt nach „Big Water“. Obwohl ich genau aufpasse, reagiere ich doch einen Tick zu spät. Also wenden wir und finden die Einfahrt im zweiten Anlauf. Ein schmaler Weg. Was will Horst uns zeigen? Wohin will er uns bringen? „Big Water“ habe ich in meinen Reiseunterlagen nicht erwähnt gefunden. Der Weg schlängelt sich durch eine wüste Landschaft. Beiger Sand, Hügel, wenig Gewächse. Horst deutet nach rechts unten, in eine Senke: „Schaut mal da hinunter, Mädels!“ Mona und ich sehen erst nur Sand und beiges Gestein. Langsam kristallisiert sich ein Gebäudekomplex heraus, flach, sandfarben, kantig, modern. Horst fährt den Hang hinab. Er hält den Wagen an einem großflächigen Parkplatz. Es sind wenige Autos darauf. Empfangen werden wir von einem jungen Mann, der uns über die breiten Stufen zum Eingangsbereich des Wüstenhotels führt. Amangiri. Das Amangiri gehört zur Hotelgruppe Aman. Wir haben sie in Südostasien lieben gelernt. Es ist Luxus pur, jedoch immer dem Land und der Landschaft angepasst. Der Stil zurückhaltend und doch imposant. Damit habe ich nicht gerechnet. Bei jedem anderen Hotel hätte ich geschimpft: „Warum müssen wir denn zusätzlich Geld ausgeben, wir haben doch das Wohnmobil sowieso gemietet!“ Beim Amangiri nicht. „Jetzt bin ich aber froh, dass wir gestern noch Wäsche gewaschen haben“, flüstere ich Mona zu „Hier gibt es keine Laundry und der Laundryservice vom Hotel ist sicher wahnsinnig teuer“. Der Concierge möchte wissen, was wir aus dem Wohnmobil brauchen. Darauf bin ich auch nicht vorbereitet. Also packen wir das Allernötigste für fünf Tage zusammen. Das Wohnmobil wird anderswo geparkt und wir beziehen unser Apartment. Ein eigener kleiner quadratischer Pool im Innenhof, große Fenster, auf dem Dach des Apartments ein Bett unter freiem Himmel. „Da schlafen wir heute Nacht!“, freut sich Mona. „Ich will ja kein Spielverderber sein, aber weißt du, wie kalt es in der Nacht hier wird?“, bremse ich Monas Freude aus.

Der große Pool der Anlage ist um einen Naturfelsen herum gebaut. Er ist beheizt und im Freien ist es erstaunlich mild für diese Zeit. Wir schwimmen jeden Tag, genießen Cocktails auf der Terrasse, unternehmen kleinere Wanderungen in den Sanddünen. Besonders gut gefällt uns allen der sogenannte Hoodoo Trail. Es bleibt Zeit zum Aussortieren der vielen hundert Fotos, die Horst bisher gemacht hat. Mona malt mit Horsts Hilfe ein Aquarellbild, nach Vorlage eines besonders gelungenen Fotos aus dem Monument Valley. „Das bekommt die Ingrid zum Geburtstag!“, freut sie sich. Ich bereite mich mit der entsprechenden Reiselektüre schon auf Mexiko vor. An einem Abend gibt es eine Reptilienschau, Mona völlig fasziniert von den Schlangen. Mir graut, unser Kind hängt sich das Vieh sogar um den Hals.

Nach fünf wunderbaren, sonnigen Tagen neigt sich unsere Tour im Westen der USA dem Ende zu. Das Wohnmobil war abseits des Amangiri geparkt, hinter einer großen Sanddüne. Die Hotellimousine fährt uns dorthin. Der Motor springt gleich an. Wir fahren eine halbe Stunde, bis Horst bemerkt: „Irgendetwas stimmt mit dem Ölstand nicht. Wir bleiben bei der nächsten Tankstelle stehen.“ Horst öffnet die Motorhaube, um Öl nachzufüllen. Etwas kariert schaut er in den Motorraum. Ich bin gleich neben ihm. „Schaut so aus, als hätte da ein Marder Urlaub gemacht!“ Mona will das auch sehen. Dämmmaterial ist angenagt und liegt zerbröselt unter der Kühlerhaube. „Kommen wir so noch nach Las Vegas?“, will Mona wissen. Horst ist – wie immer – zuversichtlich.

Die Route nach Las Vegas nehmen wir durch den Zion National Park. Es ist der letzte Nationalpark auf unserer Tour. Wir nehmen einen Shuttle-Bus und machen einen „Scenic Drive“, zehn Kilometer am Nordarm des Virgin Rivers entlang. Rehe, wilde Truthähne, Biber, Vögel, bunte Schmetterlinge, Pflanzen in Hülle und Fülle lassen sich vor, hinter und in den Felsen entdecken. Mona sammelt ihr letztes Abzeichen ein. Wir profitieren und lernen, dass Zion an der Grenze zwischen dem Colorado-Plateau, dem Großen Becken und der Mojave-Wüste liegt – eine besondere Lage und deshalb auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Lebensräumen mit vielen verschiedenen Pflanzen und Tieren.

Mona meint, sie könne ewig so weitermachen. Nationalparks anschauen und dann dazu Fragen beantworten. Mittlerweile sind es acht Pins, die sie voller Stolz an den Stoffriemen ihrer kleinen bunten Umhängetasche gesteckt hat. Und mit Abstand ist das Zeichen vom Arches-Nationalpark am schönsten. Es glänzt golden.

Ich bin von der indianischen Silberschmiedekunst stark beeindruckt und von den Vitrinen im Souvenirladen des Visitors Centers kaum wegzubekommen. Das liegt vielleicht daran, dass mein erster Berufswunsch Goldschmiedin war. Es kann aber auch einfach daran liegen, dass ich eine Frau bin. Und Frauen lieben Schmuck – die meisten zumindest. Ringe, Armreifen, Kettenanhänger, einige Kunststücke sind besonders filigran gearbeitet. Und Horst ist immer großzügig. Auch ihm gefallen die außergewöhnlichen Schmuckstücke. Wir entscheiden uns für einen Silberanhänger in Form eines Donuts. Die feinen Steinchen aus Türkis, Koralle und Lapislazuli sind elegant in die Silberfassung eingelegt. Diese Art von Reiseandenken mag ich. Wunderschön, klein, leicht, nicht zerbrechlich. Und verknittern tun sie auch nicht.

3 Tickets um die Welt

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