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Aller guten Dinge sind drei – Schachmatt, Teil 3

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Die Lösung ist immer das, was gerade ist. Sagt der Meister.

Ich habe die Nacht im Kaninchenbau des Universums verbracht und über diesen Satz nachgedacht. Ich habe ihn vor und zurück gedacht und dann auch noch mal in umgekehrter Richtung. Die Lösung ist das, was ist.

Aufgrund leichter Übernächtigung bin ich etwas fahrig, was zur Folge hat, dass mir bei der Zubereitung des Mittagsessens die große, handgetöpferte Tonschüssel mit dem Kartoffelsalat aus den Händen gleitet und auf dem gefliesten Küchenfußboden zerschellt.

Tonscherben, Kartoffeln in veganer Mayonnaise und kleine Gürkchen vermischen sich gleichmäßig auf dem Boden. Wie das oft so ist, folgt ein Unglück auf das andere, und die Würstchen für die nicht veganen Familienmitglieder stürzen sich wie die Lemminge von der Anrichte in Richtung Kartoffelsalat. Das war Suizid – eindeutig. Gut, vielleicht lag es auch daran, dass ich irgendwie ungeschickt gegen sie gestoßen bin, als ich mich vom Küchenfußboden wieder aufrichten wollte. Wie auch immer das passieren konnte, das weiß nur der Himmel – oder der Kaninchenbau.

Auf jeden Fall liegen die Würstchen jetzt ebenfalls zwischen Kartoffelmatsch und Tonscherben. Die Lösung ist das, was ist! Hmm. Ist der Kartoffelunfall jetzt die Lösung oder das Problem? Und wenn er die Lösung ist, was war denn vorher das Problem? Meine Kocherei vielleicht? Zugegeben, ich koche nicht mal ansatzweise so gerne, wie ich backe. Backen tue ich mit Leidenschaft. Durch meine Adern fließt Mehl. Aber kochen?

Mein übermüdetes Gehirn bemüht sich bei der Suche nach der Antwort. Ich kann die überlasteten Ribosomen im Inneren meiner Zellen sehen. Unaufhörlich produzieren sie Gedankenproteinketten. Aber nach der Hälfte brechen diese immer wieder in sich zusammen. Meine Ribosomen verlangen nach Aminosäuren. Ich zeige ihnen die heruntergefallenen Suizidwürstchen – das wären sie gewesen.

Ich lasse die Lösung für mein Problem an Ort und Stelle liegen und setze mich zur Erholung – und um meinen Ribosomen eine Auszeit zu gönnen – ans Schachbrett, das immer noch unverändert auf dem Küchentisch steht. Ich spiele eine Partie gegen mich selbst.

Aber schon nach einigen Zügen gerät das Spiel außer Kontrolle. Die weiße Dame beginnt eine Affäre mit dem schwarzen König. Sie knutschen wild auf dem Schachbrett rum, aber der König kann schon nach kurzer Zeit nicht mehr. Eiweißmangel. Die Dame schaut mich flehend an. Ich schiele zu den Würstchen und wieder zurück zur Dame, als es an der Haustür klingelt.

Ein Vertreter einer namhaften Tiefkühlfirma steht vor der Tür und will mir seine Produkte anbieten, die sich in dem LKW hinter ihm befinden. Ob er denn auch was mit Eiweiß hätte, will ich wissen. Am besten fertig gekochtes, verzehrfertiges, warmes Eiweiß. Also, warme Mahlzeiten passten zwar nicht zur Firmenphilosophie, meint er, aber es sei grundsätzlich schon so gedacht, dass die Produkte aufgetaut und erwärmt werden sollen.

Ich weiß nicht, ob das meinem Liebespaar auf dem Schachfeld nicht zu lange dauert, erkläre ich dem Tiefkühlmann. Er fragt mich höflich, ob es wohl möglich wäre, sich mal selbst ein Bild von der Lage zu machen. Ich bitte ihn in die Küche und er nimmt am Küchentisch Platz. Dame und König schauen irritiert. Ob er sich mal um die Dame kümmern solle, bietet mir der Vertreter an, während ich in seinem Prospekt alle eiweißreichen Gerichte markiere. Die Dame macht große Augen. Ich schiebe den Tiefkühlmenschen wieder zur Tür hinaus mit der Bitte, mir das Chopsuey mit Tofu-Einlage dazulassen.

In Windeseile erwärme ich den Eisblock aus der Gefriertüte zum Ersatzmittagessen und versorge dann den König – gerade noch rechtzeitig, als auch schon das erste Kind vor der Tür steht. „Mama, heute haben wir in der Schule Kevins Geburtstag gefeiert. Es gab Kuchen, Chips und so was – ich bin pappsatt!“

Da haben wir es. Die Lösung ist immer das, was ist.

Nachtigallensteine

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