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Parshit, Teil 5

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„Und bei ihm fühle ich mich so sicher!“, erzählt mir meine Freundin von ihrem letzten Date, während wir unseren täglichen Spaziergang durch den Wald machen.

Irgendetwas irritiert mich an dem Satz. Aber ich weiß nicht, was. Vielleicht bin ich auch nicht ganz mit der Aufmerksamkeit bei ihr. Schließlich gilt es den Seniorennachmittag vorzubereiten und ich bin im Geiste mit der Gestaltung der Kastanienmännchen und der Auswahl der Weihnachtslieder beschäftigt. Ein Vortrag über offene Beine würde mir sehr viel leichter fallen.

„Und er arbeitet im Darknet“, plappert sie weiter. Sind die Kastanien überhaupt schon reif? Darknet – was um Himmels willen ist das Darknet?

„Das ist ein Teil des Internets, wo sich Leute verabreden können, um sich gegenseitig aufzuessen“, erklärt sie mir. WAAAAS??? „Als Polizist jagt er die Verbrecher, die im Darknet ihr Unwesen treiben“, fügt meine Freundin hinzu.

Wie viele Streichholzschächtelchen brauche ich wohl für dreihundert Kastanienmännchen? „Und wenn du mal ’nen Profikiller brauchen solltest, dann kriegt man den auch da“, fährt sie fort. Darauf komme ich eventuell zurück.

Ich kann kein einziges Weihnachtsgedicht, könnte aber etwas über Dekubitus-Prophylaxe vortragen.

„Hörst du mir überhaupt zu?“, will sie wissen und schaut mich auffordernd an. „Natürlich tu ich das!“, antworte ich geistesgegenwärtig. Also so geistesgegenwärtig, wie es mir möglich ist. Viel ist da momentan nicht möglich, muss ich zugeben.

„Was ist eigentlich aus diesem Profi-Sporttaucher geworden? Der die Drogensuchdelfine ausgebildet hat?“, lenke ich vom Thema ab. Während meine Freundin mir ausführlich berichtet, dass der Taucher vor Australiens Küste im Korallenriff hängen geblieben ist und sich deshalb nicht mehr melden konnte – und sehr wahrscheinlich hat ihn auch ein weißer Hai gefressen –, konzentriere ich mich auf einen Vortrag über Diabetes mellitus II. Ich finde, das ist ein sehr interessantes Thema, von dem alle Senioren etwas haben dürften. Dazu reichen wir dann zuckerfreie Plätzchen.

„Man fühlt sich so rundum geborgen und sicher bei ihm.“ Das ist wirklich neu. Im Gegensatz zu den Senioren. Da ist nichts neu.

„Was kostet eigentlich so ein Profikiller?“, möchte ich wissen. Meine Freundin schaut mich komisch an. Aber ich bin im Geiste schon wieder bei meinen Vorbereitungen für die Adventsfeier. Kokosnussöl soll ja vorbeugend gegen Demenz helfen. Wir brauchen unbedingt Kokosmakronen. Manchmal ist es wirklich ein Fluch, wenn man die Arbeit nicht einfach mal liegen lassen kann.

„Und man kann sich so herrlich entspannen, weil alles so sicher bei ihm ist.“ Also, irgendwas ist ganz anders als sonst.

Nachtigallensteine

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