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Postbank

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Ich habe mich vertippt. Das ist im Grunde nicht wirklich schlimm. Es sei denn, man vertippt sich gleich mehrmals hintereinander. Und es sei denn, es geht dabei um einen Online-Zugang für ein Postbank-Konto.

Als ich das Passwort das erste Mal eingeben will, muss ich so schlimm niesen, dass ich irgendwie zu früh auf die Enter-Taste abrutsche und die Internetseite mir die Meldung bringt, dass Kontonummer und PIN nicht übereinstimmen. Beim zweiten Mal springt mir just in dem Moment, als ich die letzte Ziffer eingeben will, die Katze auf die Tastatur. Und beim dritten Mal habe ich glatt vergessen, wie das Passwort nun wirklich lautet.

Nun ist es zu spät. Der Account ist gesperrt, und ich solle mich an einen freundlichen Mitarbeiter der Postbank wenden. Unter der folgenden Telefonnummer würde man mir jeden Wunsch von den Augen ablesen.

Als ich da anrufen will, ist allerdings besetzt. Beim zweiten Mal ebenfalls. Und beim dritten Mal auch noch. Ich versuche es noch x-mal. Als ich dann endlich durchkomme, verlangt eine freundliche Computerstimme von mir, ich solle die fünfstellige Telefon-PIN eingeben.

Der erste Versuch schlägt natürlich fehl. Ich vertippe mich dummerweise. Der zweite Versuch – ihr könnt es euch schon denken – schlägt ebenfalls fehl. Die Katze hat sich in meine Waden gekrallt. Sie möchte irgendwas. Und es ist Sommer, das heißt, ich habe eine kurze Hose an. Autsch. Beim dritten Mal – wie könnte es anders sein – habe ich doch glatt die PIN vergessen. Ich bin gesperrt. Und zwar komplett. Und genervt und überfordert bin ich auch noch.

Der E-Mail-Verkehr entpuppt sich leider als der nicht für diesen Zweck vorgesehene Weg. Zwar habe ich ein paar Stunden später einen scheinbar echten, menschlichen Kontakt über das Netz, aber von wirklichem Nutzen ist mir der auch nicht. Ich muss alles schriftlich einreichen.

Also setze ich am nächsten Morgen einen Brief auf:

Liebe Postbank,

mir ist leider ein entsetzlicher Fehler passiert. Das heißt, eigentlich sind es sechs entsetzliche Fehler.

Ich muss dazu etwas ausholen. Das war nämlich so:

Gestern war das Wetter unheimlich sonnig und warm und meine Kinder wollten ins Schwimmbad. Und weil ich dachte, dass es bei der Hitze nicht schaden könne, selbst mal kurz ins kühle Nass zu springen, bin ich auch mal kurz im großen Becken untergetaucht. Dummerweise hatte ich vergessen, dass ich eine Chlorallergie habe, und als ich wieder auftauchte, haben meinen Augen schlimm gebrannt und waren ganz rot. Ich habe meine Kinder dann ihrem Schicksal übergeben und sie allein im Schwimmbad zurückgelassen – sie scheinen mir mit sechzehn und achtzehn Jahren auch alt genug zu sein – und bin allein wieder nach Hause gefahren. Halb blind.

Daheim habe ich mir als erstes einen Kühl-Akku auf die Augen gelegt. Zum Glück war noch einer im Eisfach. Und ein Eis hab ich mir auch gleich genommen. Das bot sich an, so vor der Gefrier-truhe. Und während ich da fast ein bisschen entspannt habe, ist mir eingefallen, dass ich ja ganz dringend noch eine Überweisung tätigen muss.

Mit dem Kühl-Akku auf den Augen und dem Eis in der linken Hand habe ich dann versucht, mich auf der Homepage anzumelden. Mein Eis war übrigens ein Vanilleeis. Und das fand meine Katze Minka sehr interessant, sodass sie mal kosten wollte. So kam es, dass sie auf die Tastatur sprang und vorzeitig die Entertaste drückte.

Die anderen fünf Fehler waren so ähnlich. Ich erspare Ihnen lieber die Details.

Könnten Sie bitte alles Nötige dafür tun, dass mein Online-Zugang wieder freigeschaltet wird?

Herzliche Grüße senden Ihnen Petra und Minka!

So – und während ich mit der Katze auf die Freischaltung warte, hole ich mir noch ein Eis aus dem Eisfach.

Nachtigallensteine

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