Читать книгу Unter dem Strand - Petra Misovic - Страница 4

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Das Sandwich kommt und Barbara verfüttert es an die Katze. Der Polizist am Tresen beobachtet sie schon eine Weile, sie, eine zierliche blonde winterweiße Frau, in einem schlichten dunklen Baumwollkleid, das jede weibliche Form ignoriert, und sie füttert hingebungsvoll eine von diesen Katzen. Meist nehmen diese Art Frauen dann eine arme und gebeugte Katzenkreatur mit nachhause, fort, in eine Welt, wo ein ganzer Industriezweig mit hochwertigem Tierfutter gutes Geld macht.

Sie hatte es nicht gewußt, daß ihr Mann in Afrika war. Mandizha hatte sie angerufen in Deutschland, aber sie war ganz sicher, daß es sich um eine Verwechslung handelte. Vielleicht war ihr Englisch auch einfach nur schlecht. My husband is in the mountains, driving ski, you know? Skifahren, in den Bergen. Und dann hatte sie aufgelegt. Mandizha mußte das Konsulat um Amtshilfe bitten.

Das aufmerksame Publikum in der Lobby kennt ihn bereits, den Kriminalkommissar, den sie unter sich Kofi nennen, weil er eine Ähnlichkeit hat, mit dem ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, ein fein geschnittenes Gesicht, schmale elegante Hände, eine schlanke Figur in einem guten, einem sehr teuren Anzug, etwas jünger, als das Original so Ende 40, Anfang 50 vielleicht, und wer Barbara ist, das muß Kerstin nur den neu angereisten Gästen erklären. Und dann stellt sich Kerstin ihm in den Weg und begrüßt den Polizisten wie einen alten Bekannten, und kann doch nur mit Mühe vor ihm verbergen, wie sehr sie die Blicke der anderen Gäste genießt, die sie nachher fragen werden, was der Polizist denn gesagt hat.

Some news from our accident? Gibt es was Neues? Haben Sie schon einen Plan, wann sie das Schiff endlich da raus holen? und: Ein paar Freunde und ich, wir würden gerne hinkommen und zuschauen, das ist sicherlich aufregend. Und Mandizha weiß nicht, wie er angemessen auf solch eine Bitte reagieren soll, er läßt sie wortlos stehen und tritt an Barbaras Couchtisch. Do we know us? Kennen wir uns? Er stellt sich ihr vor. I am really sorry about what has happened to your husband. I am afraid I don’t carry good news for you. As far as I know there is no chance to recover the wreck. Sein Englisch klingt anders, nicht so, wie das afrikanische Englisch der Angestellten hier im Hotel, eher wie das der Austauschschülerin, die aus England in ihre Klasse gekommen war, damals. Barbara begreift, daß er sein Beileid ausdrückt. Daß die Yacht vielleicht nicht geborgen werden kann. Eigentlich ist er gekommen um mit Uwe zu sprechen. Dem einzigen Zeugen. Die Hotelleitung war so freundlich, ihm mitzuteilen, daß sie, die Ehefrau des Verstorbenen bereits angereist sei, und ob sie wüßte, wo er Uwe finden könne. Mr. Bahrmann has gone home. - To germany? - Yes to germany. - When? Mandizha wirkt plötzlich nicht mehr so gelassen und freundlich. Do you know which flight? - Very early in the morning he left the hotel. Maybe six o clock. I don’t know. Mandizha greift zum Handy und geht ein paar Schritte in Richtung Rezeption, leitet eine landesweite Fahndung nach Uwe ein.

Daß Bahrmann einfach abgereist ist, macht ihn wütend, ist er doch der bislang einzige Zeuge bei einem schweren Unfall mit tödlichem Ausgang. Vielleicht ist er ein Totschläger, ein Mörder. Solange die Yacht nicht gehoben ist, wird es schwer sein, das herauszufinden. Und seit dem frühen Morgen gibt es eine Leiche, eine schwarze Frauenleiche, die sie weiter oben an der Küste herausgefischt haben, eine junge Frau, so um die 20, schwere Verbrennungen, die von einer Explosion stammen könnten. Ein paar große Bisse von Raubfischen, vermutlich postum. Vieles spricht dafür, daß sie an Bord gewesen ist. Vielleicht gibt es weitere Personen, die tot sind oder untergetaucht. Bahrmann hatte nichts gesagt. Und jetzt war er flüchtig.

Und wie sein Ärger wächst, am Telefon, als diese ungehobelte Person die Gunst des Augenblicks benutzt, um sich mit Barbara bekannt zu machen. Ungeniert ist sie herangerückt und streichelt jetzt die Katze in Barbaras Schoß und erst als sie den Polizisten bemerkt, wie er eilig näher kommt, beendet sie das einseitige Gespräch, das können sie mir glauben, Schätzchen. Ich fahre seit 18 Jahren hierher. Was sie brauchen ist ein Anwalt. Rufen sie den Konsul an, die sollen ihnen einen besorgen, einen guten. Kerstin betrachtet Mandizha etwas zu lange. Dann räumt sie das Feld. Mandizha setzt sich. We don’t have to talk here, we can go to your room, if you like. Or to an office of the management.

Sie bleiben sitzen. Er erklärt ihr, daß es sicherlich noch eine Weile dauern wird, bis sich alles geklärt hat. Bislang will niemand die Kosten aufbringen und das Segelboot bergen. Der Staat nicht, der Bootsverleiher nicht, laut Bahrmann gibt es keine Versicherung. Mandizha erzählt ihr nichts von der toten Frau.

If there is anything I could do for you, you let me know. Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann? sagt er und geht an der Rezeption vorbei raus in den Regen. Barbara schaut ihm nach, wie er im strömenden Regen allmählich weniger wird.

Unter dem Strand

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