Читать книгу Unter dem Strand - Petra Misovic - Страница 8

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Die gleißende Sonne auf dem Weg durch den Garten und allmählich verblassen die Albträume, lösen sich auf und verflüchtigen sich in den Schatten der Bäume und eine freundliche Kellnerin geleitet sie an ihren Platz. Ihr Tisch steht an der Balustrade, da, wo am Abend die Bühne war und sie kann das Meer sehen, das sich jetzt weit zurückgezogen hat. Draußen am Riff weiße Schaumkronen. Unten am Strand wuseln Menschen, ein Kameltreiber mit imposanten Tieren, alle drei mit Blumen festlich geschmückt fürs Weihnachtsfest. Etwas einfältig schreiten sie durch den weißen Sand, aneinandergekettet, auf der Suche nach Kundschaft. Sie will Frühstück bestellen, hungrig wie eine Löwin jetzt. Good morning, how are you? - Good, how are you? - Very fine, thank you. So how was your sleep? Did you sleep smoothly? Barbara ist irritiert, will er das wirklich wissen? My name is George, as you can see on my badge here. I am your waiter and you should not hesitate to ask me questions. George, der Kellner, schickt ihr ein zufriedenes Lächeln. Er spricht langsam und deutlich mit ihr, wie mit einem Kind, er hebt und senkt seine Stimme auf übertriebene Weise, wie ein Sprachtrainer vielleicht, auf einer CD. We have a buffet over there and what would you like to drink? ... Tea or coffee? Some papaya juice? George ist bemüht, ihr das zu Gefühl geben, sie sei der wichtigste, der einzige Gast hier, doch fühlt es sich an, als sollte sie ihm auf den Leim gehen, er war nicht ehrlich und seine Fürsorge kam nicht von Herzen.

Tea please. Der Hunger ist irgendwie weg jetzt, aber die Katze ist da. Na du süße Maus, hast du mich wiedergefunden, ja? Na jetzt weißt du ja meine Zimmernummer, die steht hier auf dem Schild, guck mal, sie hält es der Katze unter die Nase, kannst du nicht lesen, was? Die Katze ignoriert das Schild und versucht Barbara zum Büffet zu treiben, sie hat Hunger und Barbara fügt sich, packt Obst und reichlich Fisch auf einen großen Teller und der Koch brät ein Omelett mit Käse für sie und die Katze.

Als sie zurückkehrt sitzt Kerstin an ihrem Tisch, na, ich dachte sie freuen sich über Gesellschaft, Kindchen. Und, gut geschlafen? Ich hab sie ja Tage nicht gesehen. Wo sind sie denn abgeblieben? und ohne Barbaras Antwort abzuwarten, hievt sie sich aus dem Korbstuhl und startet Richtung Büffet. Ein gehöriger Schrecken, Barbara ist sich nicht sicher, wie viele Tage sie in dem Zimmer verbracht hat, wieviel Zeit ist vergangen, seit sie hier angekommen ist? sie weiß es nicht. Und sie weiß nicht, ob sie die Gesellschaft von Kerstin erträgt und füttert zügig die Katze. Ihr Blick fällt auf das Ehepaar am Tisch hinter Kerstin. Schweigsam sind sie in ihr Frühstück vertieft. Hin und wieder wirft er Barbara einen heimlichen Blick zu, wohl weil er glaubt, sie würde ihn nicht bemerken, hinter seiner dunklen Brille und dann sagt er etwas zu seiner Frau, was Barbara nicht versteht und die wendet sich um. Ungeniert schaut sie herüber, ohne einen Gruß oder eine Geste. Sie nickt ihrem Mann zu und antwortet leise, so daß Barbara nichts versteht und sie fühlt sich belauert von den Gästen hinter ihren Sonnenbrillen und Kerstin kommt mit beladenen Tellern und begrüßt die Tischnachbarn wie alte Mannschaftskollegen, das sind Ruth und Dieter aus Kolbermoor und das hier ist Barbara und der Wasserfall versiegt für einen Moment. Ruth und Dieter nicken ihr ungelenk zu und versenken sich in ihr Frühstück.

Eine kleine Weile ist Stille und Barbara gießt sich Tee nach. Ja trinken ist wichtig hier in den Tropen, minimum 3 Liter, das kann ich ihnen nur raten. Schwül ist das ja, der Regen hat zwar ein bißchen Abhilfe gebracht, aber so schwül wie in den letzten Tagen, das ist nicht normal. Im Januar vielleicht schon, aber nicht im Dezember. Haben Sie sich denn gut eingekremt? Sie wühlt in ihrer enormen Strandtasche. Hier Faktor 50 und reicht die Flasche an Babara weiter. Sie haben so empfindliche Haut. Barbara zögert, dann cremt sie sich folgsam ein. Wissen Sie, wo ich so was hier kriege, Sonnencreme, Wasser? Haben die hier einen Laden? Und Kerstins Gesicht verwandelt sich in ein Schulbuch, ernst und allwissend schaut sie drein und ein klein wenig stolz, weil Barbara ihren Rat sucht. Zum Gate raus, rechts die Straße runter, dann gleich auf der linken Seite so ein Flachbau, da gibts eine Bar und einen Inder, der hat alles, was sie brauchen, Wasser, Sonnenkrem, Postkarten, sogar Zeitungen, ist jedenfalls alles billiger als hier im Hotelshop. Lassen sie sich aber nicht von den Souvenirhändlern ansprechen, die sind nämlich wie die Kletten, die werden sie dann gar nicht mehr los. Haben sie Geld? Können sie aber auch hier im Hotel tauschen, ist der Kurs zwar nicht so gut, aber fürs erste reichts. George bringt Kerstin ihren Tee und sie ordert ungefragt noch einen für Barbara, sie müssen trinkentrinkentrinken. Barbara betrachtet nachdenklich George, der ihr aufmunternd zuzwinkert, während er ihre Teller abräumt und Kerstin wie ein Zimmerspringbrunnen ihre Ratschläge hervorsprudelt, ansonsten gibts einen Geldautomaten weiter unten, da können sie mit der EC-Karte ganz normal Geld abheben, das kostet dann weniger als tauschen, sollten sie aber lieber mit dem Taxi hinfahren, weil das ist ja auch nicht ungefährlich, mit dem Geld rumzulaufen. Barbara erhebt sich, ja, vielen Dank auch. Ich muß jetzt mal zurück, ein paar Anrufe und so.

Die Katze folgt Barbara wie ein Hund Richtung Wohnanlage und als sie außer Hörweite sind, wechseln ringherum die Gesprächsthemen. War man eben noch unverfänglich bei den Tarifen für eine Taxifahrt, eine Holzschnitzarbeit oder eine Massage in einer der Hütten am Strand, schweigt man nun, um keines der pikanten Details zu versäumen, die Kerstin der armen Barbara möglicherweise entlocken konnte. Dieter ist beinahe sicher, den Totgeglaubten bei einem Ausflug nach Mombasa am Steuer eines entgegenkommenden Jeeps ausgemacht zu haben, so erzählt er es Kerstin hinter vorgehaltener Hand und gemeinsam erwägt man, ob man diese Informationen der Polizei zukommen lassen sollte, dem Konsulat oder der Presse. Wobei sie mit Presse jenes Blatt meinen, welches beim Inder und in den Hotel-Shops auf der ganzen Welt immer brandaktuell ausliegt, für die Touristen aus Deutschland.

Im Zimmer will Barbara Geld aus dem Safe holen. Ein junger Mann räumt auf, es ist ihr unangenehm, sie hat Unordnung hinterlassen, Kleider, die überall verstreut lagen sind nun ordentlich zusammengefaltet in die Schubladen und den Schrank einsortiert, der übersichtliche Inhalt ihres Waschbeutels sitzt auf dem Waschtisch. Barbara wartet ungeduldig auf der Veranda, während der Boy sorgfältig die Kissen aufschüttelt, das frische Laken samt Nachthemd dekorativ drapiert und zurechtzupft, das Moskitonetz wie einen Wigwam ums Bett wickelt. Dann macht er sich lange im Bad zu schaffen, was macht er da? während Barbara sich den Gang zur Toilette verkneift und in die Sonne blinzelt, weil sie keine Sonnenbrille dabei hat. Die Katze hat sich schon eingelebt und macht es sich auf dem Bett bequem, der Boy will sie rausjagen und Barbara muß dazwischen gehen. Wortreiche Entschuldigungen und Barbara entläßt ihn mit freundlicher Geste.

Unter dem Strand

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