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Direkt ins Paradies gelangen

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In ihrem Glauben, dass alle Menschen, seien sie gerecht oder ungerecht, selbst nach dem Erscheinen Christi unmittelbar nach ihrem Ende in das Totenreich gelangten, folgten Hippolyt und Tertullian der mehrheitlichen Meinung der jüdischen Tradition. Unter den frühchristlichen Autoren waren sie allerdings in der Minderheit. Allgemein wurde angenommen, dass als Ergebnis der Predigt Christi zu den Toten im Hades diejenigen, die dessen für würdig befunden wurden, in einen höheren Zustand überführt werden würden. Außerdem nahm man an, dass die Gerechten, die seit der Auferstehung Christi von den Toten gestorben waren, zu diesen Würdigen hinzukamen, die ihnen in diesem Zustand vorausgegangen waren. Zusätzlich war es die am weitesten verbreitete Ansicht, dass diejenigen, die in Christus gestorben waren, direkt ins Paradies gelangen würden.

Die Erwartung, dass die Gerechten direkt ins Paradies (oder in den Schoß Abrahams, der sich außerhalb des Totenreichs befand) gelangen würden, war nicht nur eine scheinbare Folge davon, dass das Totenreich nunmehr leer war, sondern auch eine Konsequenz der Worte Christi an den reumütigen Dieb: „Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese [ἐν τῷ παραδείσῳ] sein“ (Lk 23,43). Wenn man jedoch zugibt, dass Christus am Tag seines Todes im Paradies war, so musste man dies mit der Tradition in Einklang bringen, nach der er am selben Tag in das Reich des Todes hinabgestiegen war. Offensichtlich war selbst er nicht in der Lage, an zwei Orten gleichzeitig zu sein.

Augustinus bemühte sich allerdings nach Kräften, verständlich zu machen, wie Christus gleichzeitig an jedem beliebigen Ort sein konnte. Wenn Christus als Mensch spreche, erklärte Augustinus, dann sei der reumütige Dieb, da Christi Seele in das Totenreich hinabgestiegen war, mit ihm dort hingekommen, und das Paradies musste als Teil des Totenreichs begriffen werden; sprach er jedoch als Gott, so war Christus – da Gott allgegenwärtig ist – bei den Seligen, wo immer sie sich befinden mochten.28 Der griechische Theologe Gregor von Nyssa (ca. 335–ca. 395 n. Chr.) hatte eine alternative Vorstellung: Nach seiner Auffassung sei der Leib Christi in das Totenreich hinabgestiegen, während seine Seele den Dieb ins Paradies begleitet habe. Der alexandrinische, neuplatonische Theologe Origenes (185–254 n. Chr.) hatte den einfachsten Weg gewählt, indem er vorschlug, dass Christus, bevor er in das Reich des Todes hinabgestiegen sei, den reumütigen Dieb auf seinem Weg dorthin im Paradies abgegeben habe.29

Das Paradies hatte ferner eine unklare Verbindung zum „dritten Himmel“. In seinem zweiten Brief an die Korinther hatte Paulus seinen Lesern mitgeteilt, er sei „in den dritten Himmel“ und in das Paradies „entrückt“ (ἁρπαγέντα) (2 Kor 12,2–4) worden, ob leiblich oder außerhalb des Leibes, dessen sei er sich nicht sicher. Dort habe er Dinge gehört, die unaussprechlich gewesen seien, „welche kein Mensch sagen kann“ (12,4). Paulus nimmt hier offensichtlich Bezug auf die zeitgenössische jüdische Tradition, die das „Paradies“ und den „dritten Himmel“ zusammenbrachte, ohne sie notwendigerweise gleichzusetzen. So wurde zum Beispiel im zweiten Buch Henoch, bei dem es sich um das Produkt einer jüdischen Sekte im späten ersten Jahrhundert nach Christus handelt, Henoch in den dritten Himmel hinaufgehoben. Von dort sah er auf das Paradies herab, einen Ort von „unvorstellbarer Schönheit“, mit blühenden und reifen Bäumen und angenehm riechenden Früchten, in deren Mitte sich der Baum des Lebens befand, „bei dem der Herr sich ausruht, wenn er auf dem Weg ins Paradies ist“.30 Auch in der christlichen Tradition blieb eine Ungewissheit bezüglich der Frage bestehen, ob das Paradies mit dem Himmel gleichgesetzt werden könne, als dem endgültigen Ziel der Gerechten, oder ob es nur das vorletzte Ziel sei.

Obwohl die meisten sich darin einig waren, dass die Gerechten in das Paradies gelangten, bestand in der Frage, wo genau sie sich befanden, wesentlich weniger Gewissheit. Der Grund hierfür war, zumindest zum Teil, dass die Beziehung des Paradieses, als eines Bestimmungsorts unmittelbar nach dem Tod, zum Bestimmungsort nach dem Tag des Jüngsten Gerichts dunkel war. Es lag zum Teil auch daran, dass die Beziehung des Paradieses zum Himmel, sei es nach dem Tod oder nach dem Jüngsten Gericht, unklar war. Und schließlich hatte es auch damit zu tun – um das Bild noch unklarer zu machen –, dass man das Paradies als physischen oder spirituellen Ort oder beides, sei es gleichzeitig oder aufeinanderfolgend, auffassen konnte.

Wie dem auch sei: Es war unter den frühen christlichen Denkern allgemein akzeptiert, dass das Paradies der Bestimmungsort war, in den die Geretteten unmittelbar nach dem Tode gelangten. Darüber hinaus waren sich – was wenig überrascht – alle darin einig, dass es im Wesentlichen einem Garten ähnlich war. Der Grund hierfür war, dass das Wort paradeisos (παράδεισος) aus dem Altpersischen stammte und einen „Garten“ oder „Park“ bezeichnete. Es war von den griechischen Übersetzern des Alten Testaments verwendet worden, um den Garten zu bezeichnen, in den Gott Adam zur Zeit der Schöpfung gesetzt hatte (Gen 2,15). Das Paradies, auf das Henoch vom dritten Himmel herabschaute, war der Garten Eden (oder vielleicht eine Nachahmung dieses Gartens), aus dem Adam und Eva vertrieben worden waren und in den die Gerechten nach dem Tode zurückkehren würden. So spricht etwa das letzte Buch des Neuen Testaments, die Offenbarung (2,7), vom „Baum des Lebens, der im Paradies ist“, von dem zu essen den Gerechten erlaubt ist. Dass der Bestimmungsort der Geretteten ein paradiesischer Garten war, bedeutete nicht nur, dass die schmerzhafte Sterblichkeit, die das Ergebnis der Zeit im Garten Eden war, durch die glückliche Unsterblichkeit ersetzt wurde, die Gott ursprünglich beabsichtigt hatte. Es signalisierte auch, dass dies durch das Leben, den Tod und die Auferstehung Christi bewirkt worden war, der – als der zweite Adam – die Menschheit wieder in den Zustand vor dem Sündenfall zurückgebracht hatte.

Die lebhafteste Beschreibung des neuen Paradieses findet man in der Apokalypse von Paulus (aus der Zeit um die Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.). Dieser Text ist eine umfassende Ausführung der Geschichte aus dem zweiten Korintherbrief (12,2–4), nach der Paulus in den dritten Himmel entrückt wurde. Er ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil er islamische Darstellungen des Mi’rāj, Mohammeds Aufstieg in den Himmel, beeinflusst hat. Er ist außerdem, als Ergebnis seiner Übersetzung in eine große Zahl europäischer Sprachen, der Ursprung zahlreicher populärer Vorstellungen von den Freuden des Himmels und den Schrecken der Hölle im westlichen Christentum, nicht zuletzt auch aufgrund seines Einflusses auf Dantes Göttliche Komödie. In der Apokalypse von Paulus sind die Bestimmungsorte der Toten, sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten, vor und nach dem Jüngsten Gericht, in eine komplexe und häufig verwirrende Erzählung verwoben, die jüdische, christliche und klassische Themen miteinander kombiniert.

Paulus’ Reise begann mit einem Überblick über das Schicksal der Seelen zum Zeitpunkt des Todes. Aus seiner Position im Himmel schaute Paulus auf die Erde herab. Von dort aus sah er einen gerechten Mann, dessen Tod unmittelbar bevorstand. Gute und böse Engel versammelten sich um ihn. Die bösen Engel fanden keinen Ort in ihm, den sie hätten bewohnen können. Daher nahmen die heiligen Engel Besitz von seiner Seele und begleiteten sie, bis sie seinen Körper verließ. Sie sagten der Seele, dass sie sich den Körper (corpus), den sie verlasse, einprägen solle, denn sie werde am Tag der Auferstehung in denselben Körper zurückkehren. Die Seele begegnete dann ihrem Schutzengel, der sich jeden Tag um sie gekümmert hatte. Der Engel brachte die Seele in die Gegenwart Gottes, der – da er von allem wusste, was der Mann im Laufe seines Lebens getan hatte – verkündete, dass seine Seele dem Engel Michael zu übergeben sei und von ihm „in das Paradies der Freude“ geführt würde, „damit [seine Seele] mit allen Heiligen [zum] Miterbe [des Paradieses]“31 werde.

Dann sah Paulus das Schicksal eines gottlosen Mannes. In diesem Fall fanden die guten Engel keinen Ort, wo sie hätten Wohnung nehmen können. Die bösen Engel nahmen Besitz von seiner Seele und zogen sie aus seinem Körper und ermahnten ihn: „Schau dein Fleisch (caro) an, das du verlassen hast; denn es ist notwendig, dass du am Tag der Auferstehung zu deinem Fleisch zurückkehrst“.32 Die unfromme Seele wurde dann von ihrem Schutzengel zu Gott geführt, der – da er alle ihre bösen Taten kannte – seinen Urteilsspruch verkündete:

Übergebt sie daher dem Engel Tartaruchus [Tartarus], der die Bestrafungen leitet, und lasst sie in die äußere Finsternis werfen, wo es Heulen und Zähneklappern gibt, und lasst sie dort bleiben bis zum großen Tag des Gerichts.33

Obwohl die meisten Seelen sofort gerichtet wurden, sah Paulus eine Seele, die sieben Tage gewartet hatte, um Einspruch zu erheben, bis ihre Opfer, die ihre Ankunft erwartet hatten, ebenfalls vor Gott erschienen, um ihr Urteil zu empfangen. Auch sie wurde schließlich bis zum Tag des Jüngsten Gerichts zur Bestrafung zu Tartarus geschickt.

Nachdem Paulus den göttlichen Gerichtshof gesehen hatte, wurde er von dem ihn begleitenden Engel in den dritten Himmel gebracht. Dort, am Eingang zum dritten Himmel, sah er zwei goldene Säulen, auf die die Namen der Gerechten geschrieben waren, obwohl sie sich noch auf der Erde befanden. Dort traf er Henoch und Elias, die beiden Helden des Alten Testaments, von denen man glaubte, dass sie niemals gestorben, sondern direkt in den Himmel aufgenommen worden seien (Gen 5,24 und Heb 11,5, 2 Kön 2,11). Der Engel führte ihn dann hinüber zu den Toren des Himmels und zeigte ihm ein Land, in dem die Seelen der Gerechten nach ihrem Tode für eine kurze Zeit lebten. Dies war ein verborgenes Paradies auf Erden, ein wiederhergestellter Garten Eden, wo Christus 1000 Jahre über die Heiligen herrschen würde:

Und er sah sich in dem Land um und erblickte einen Fluss, in dem Milch und Honig flossen, und am Ufer dieses Flusses waren Bäume gepflanzt, die voller Früchte waren. Außerdem trug jeder Baum im Laufe eines Jahres zwölf verschiedene Früchte, hatte unterschiedliche und verschiedene Früchte; und ich sah die geschaffenen Dinge, die sich an diesem Ort befanden, und alle Werke Gottes, und ich sah dort Palmen von Ellen, andere hingegen von 10 Ellen; und das Land war siebenmal heller als Silber. Und dort standen Bäume voller Früchte, von den Wurzeln bis zu den höchsten Ästen, Palmen mit Zehntausenden von Früchten. Die Weinberge hatten 10.000 Rebstöcke.34

Der Engel brachte ihn dann zu einem höheren Ort, an dem die Belohnungen der Gerechten siebenmal größer waren. Sie kamen zum acherusischen See, in dem diejenigen, die zum Zeitpunkt des Todes Reue zeigten, vom Engel Michael getauft wurden, bevor sie die Stadt Christi betraten.

Neben dem Bild des Gartens war vermutlich die Stadt das häufigste Bild für den Himmel. Der Grund hierfür waren das alttestamentliche Bild des Neuen Jerusalem, das die Hauptstadt des endgültigen messianischen Königreichs sein würde (vgl. z.B. Hes 48,30–35), und die Vision des Buches der Offenbarung von einem himmlischen Jerusalem, das vom Himmel auf die Erde herabkam (Off 21–22). Um die Zeit des 13. Jahrhunderts begann das Bild einer himmlischen Stadt das Bild eines himmlischen Gartens zu verdrängen, nicht zuletzt aufgrund der dominierenden Stellung von Augustinus’ Theologie in seinem „Gottesstaat“, im Unterschied zum irdischen Staat. Es war ein Bild, das aufgrund der aufkommenden Dominanz städtischen Lebens im späten Mittelalter Anklang fand (siehe Abb. 1). Die Apokalypse des Paulus kombinierte jedoch, ebenso wie das Buch der Offenbarung, die Bilder der Stadt mit denen des Garten Eden. Die Vision des Paulus war die einer goldenen Stadt, die von zwölf Mauern und vier Flüssen umringt war, die aus dem einen hervorgingen, der aus dem Garten Eden floss. Am Fluss aus Honig trafen Paulus und der ihn begleitende Engel die Propheten des Alten Testaments; am Fluss aus Milch traf er alle Kleinkinder, die Herodes hatte umbringen lassen (unter denjenigen, die ihre Keuschheit bewahrt hatten); am Fluss aus Wein traf er die Patriarchen des Alten Testaments (unter denjenigen, die Fremden Gastfreundschaft gewährt hatten), während er am Fluss aus Öl alle Gläubigen sah, die ihr Leben Gott gewidmet hatten. Er ging weiter bis zur Mitte der Stadt, wo er diejenigen traf, die – obwohl sie ungebildet waren – ein gutes Herz besessen und Gott gehorsam gewesen waren. Nachdem er die Stadt Christi verlassen hatte, führte der Engel Paulus nach Westen, über den Ozean, der wie bei Homer die Welt umgab, zum Bestimmungsort der Gottlosen und Sünder, einem Ort ohne Licht, sondern „der Dunkelheit, des Kummers und der Traurigkeit; und ich seufzte“.35

Da die Strafen der Verdammten, damals wie heute, wesentlich interessanter waren als die Belohnungen der Gerechten, finden wir hier eine der frühesten, detailliert ausgearbeiteten Darstellungen der vielfältigen Leiden der Sünder, die ihnen gemäß ihren Übertretungen zugewiesen wurden. Zuerst sah Paulus einen Fluss mit kochendem Feuer, in den Männer und Frauen, die man in ihrem Leben weder unter den Gerechten noch unter den Gottlosen fand – die lauwarmen Kirchgänger – unterschiedlich tief eingetaucht waren. Die Tiefe, bis zu der ihre Körper in den Fluss eingesenkt waren, entsprach der Schwere ihrer Laster: Diejenigen, die sich mit nutzlosen Streitigkeiten beschäftigt hatten (Akademiker: Vorsicht!), steckten bis zu den Knien im Fluss; diejenigen, die unablässig Unzucht getrieben hatten, bis zum Bauchnabel; diejenigen, die sich gegenseitig mit übler Nachrede verfolgt hatten, bis zu den Lippen; und diejenigen, die sich heuchlerisch gegen ihre Mitmenschen verschworen hatten, bis zu den Augenbrauen.

Dies war erst der Anfang. Im Norden sah Paulus einen feurigen Fluss, der in tiefe Gruben hinabstürzte, in denen Menschen stöhnten und jammerten und um Gnade schrien. Paulus, der besorgt war, dass die Gruben, in denen sich 30 oder 40 Generationen von Sündern auftürmten, schon bald randvoll sein würden, erhielt über die Tiefe des Abgrunds folgende, beschwichtigende Auskunft: „Der Abgrund ist ohne Maß, denn unter ihm erstreckt sich eine gähnende Tiefe […] Denn wenn die Seelen dort hineingeworfen werden, haben sie nach 50 Jahren kaum den Boden erreicht.“36 Besonders der Klerus war nicht ausgenommen. Neben dem feurigen Fluss sah Paulus einen Mann, der durch die Engel der Hölle gequält wurde, indem seine Eingeweide mit einem Instrument mit drei Haken durchbohrt wurden. Er war ein heuchlerischer Priester gewesen. In der Nähe wurde ein Bischof gesteinigt, der sein Amt schlecht verwaltet und Witwen und Waisen kein Mitleid gezeigt hatte; und er sah einen unzüchtigen Diakon bis in die Knie in dem feurigen Fluss stecken. Würmer krochen aus seinem Mund und aus seiner Nase.

Die Foltern schienen den Sünden gewissenhaft angepasst (obwohl es dem modernen Leser schwerfällt zu erkennen, auf welche Weise). Wucherer wurden von Würmern gefressen. Anderswo aßen diejenigen, die das Wort Gottes verächtlich gemacht hatten, ihre eigenen Zungen. Zauberer wurden bis zu ihren Lippen in Blut eingetaucht. Unzüchtige und Ehebrecher zahlten ihre Strafe in einer Feuergrube, während denjenigen, die ihre Jungfräulichkeit vor der Ehe preisgegeben hatten, in Schwarz gekleidet, von schrecklichen Engeln brennende Ketten um den Hals gelegt wurden. Diejenigen, die ihre Fastenzeiten zu früh abgebrochen hatten, wurden (ähnlich wie Tantalus) für immer durch Früchte verlockt, die sich gerade außerhalb ihrer Reichweite befanden. Wer Huren besucht hatte, wurde an seinen Haaren und Augenbrauen aufgehängt. Homosexuelle befanden sich, von Staub bedeckt, in einer Grube mit Pech und Schwefel und liefen in einem Fluss aus Feuer. Frauen, die abgetrieben hatten, sah man, mit den Vätern der Kinder, auf einer Feuersäule. Sie wurden von wilden Tieren in Stücke gerissen. Und so weiter.

Der Engel trug Paulus dann nach Norden, wo sich ein von einem Engel bewachter Brunnen befand. Auf die Bitte von Paulus’ Engel wurde der Boden geöffnet, damit Paulus alle Qualen der Unterwelt sehen könne. Der den Brunnen bewachende Engel warnte Paulus und forderte ihn auf zurückzutreten, „damit er den Gestank des Ortes ertragen konnte“.37 Die Öffnung des Brunnens war so schmal, dass nur eine Person hindurchpasste. War jemand dort hineingekommen, „wird sich in Gegenwart des Vaters, des Sohnes und der heiligen Engel niemals wieder an ihn erinnert.“38 Paulus sah feurige Massen, die an allen Seiten brannten. Dies waren diejenigen, die die Inkarnation Christi, die Jungfrauengeburt und das Wunder der Messe, wenn Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden, geleugnet hatten. Im Westen befanden sich diejenigen, die die Auferstehung Christi und die endzeitliche Auferstehung aller Toten geleugnet hatten. An diesem Ort gab es nichts außer Kälte und Schnee.

Dennoch gab es in dieser unablässigen Finsternis gelegentlich einen Lichtstrahl. Die abgetriebenen „Kinder“ wurden „den Engeln des Tartarus, die die Strafen beaufsichtigten, übergeben, damit sie sie zu einem großen Ort der Gnade bringen konnten; ihre Väter und Mütter aber wurden in ewiger Strafe gepeinigt“.39 Als die Verdammten Christus vom Himmel herabsteigen sahen, schrien sie zu ihm um Gnade. Dem Erzengel Michael und Paulus zuliebe setzte Christus am Tag seiner Auferstehung die Strafen der Verdammten aus, denn schließlich war die Gerechtigkeit Gottes mit einiger Gnade gemäßigt, wenn auch nicht als Gefallen für die Verdammten selbst.

Die Reise des Paulus in der Unterwelt endete, als der Engel ihn zurück zum Paradies auf Erden brachte, in dem Adam und Eva gesündigt hatten. Dort sah er den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Während er sich am Baum des Lebens befand, wurde er von Maria, der Mutter Christi, Johannes dem Täufer und den Helden des Alten Testaments besucht, die ihn sehen wollten, bevor er für immer mit ihnen vereinigt würde: von Abraham, Isaak und Jakob, Joseph und seinen Brüdern, Moses, dem Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel, dem gerechten Lot aus Sodom, Hiob, Elias und Elisa, Henoch und Abel, und schließlich von Adam, der sagte: „Habe Mut Paulus, Geliebter Gottes, du hast eine Vielzahl von Menschen zum Glauben an Gott und zur Buße geführt. Ich selbst habe Buße getan und mein Lob von dem Barmherzigen und Gnädigen empfangen.“40

Jenseits

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