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1.1.1.1Umgang mit inneren Veränderungen

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Umgang mit dem Körper: Mitten in der Schulkarriere einer Schülerin bzw. eines Schülers verändert sich mit einem mal etwas, was bisher eher langsam und kontinuierlich gewachsen war. Der Körper zeigt Anzeichen einer selbst-beobachtbaren und massiv geschlechtsspezifischen Metamorphose vom Kind zum Erwachsenen. Jugendliche haben den Eindruck, in ihrem Körper gingen Dinge vonstatten, die ihnen bislang unbekannt waren, und sie beschleicht das Gefühl, ihr Körper habe mehr Macht über sie als sie über ihn. Was im Körper eines Jugendlichen genau vorgeht, lässt sich nicht simplizistisch beschreiben, sondern stellt vielmehr einen komplexen Vorgang dar, bei dem hormonelle Veränderungen einhergehen mit der Entwicklung der Geschlechtsmerkmale sowie der Entfaltung der Fortpflanzungsfähigkeit.

Ein interaktives Verarbeitungsmodell geht davon aus, dass Jugendliche puberale Prozesse wahrnehmen und zunächst subjektiv interpretieren. Je nachdem, in welchem Maße ein Jugendlicher über persönliche und soziale Ressourcen im Sinne von Selbstbewusstsein und sozialer Unterstützung verfügt, kann er ein mehr oder weniger positives Konzept der eigenen Attraktivität entwickeln, was sich wiederum auf sein emotionales Befinden auswirkt. Darüber hinaus versuchen die meisten Jugendlichen das eigene äußere Erscheinungsbild aktiv zu gestalten und sich zu „inszenieren“, um den eigenen Körper zur Kontaktaufnahme einzusetzen, was sich auf die soziale Stellung und Akzeptanz auswirkt. Gelingt dieser Prozess in den Augen des Jugendlichen, so wird dies sein Selbstbewusstsein stärken. Wenn nicht, so drückt sich dies in mangelnder Selbstakzeptanz aus und kann bis hin zu Depressionen führen.

In der Pubertät schenkt die Natur dem Heranwachsenden einen „neuen Körper“, den zu „bewohnen“ gelernt sein will. Dazu gehört, dass Jugendliche sich mit der eigenen Körperlichkeit und Geschlechtlichkeit auf der einen sowie mit Schönheitsidealen und Allmachtsfantasien auf der anderen Seite auseinandersetzen. Sie stehen vor der Aufgabe, ein diszipliniertes und zugleich natürliches Ess-, Hygiene- und Gesundheitsverhalten einzuüben und sich genügend körperlich zu betätigen. Will der Heranwachsende bei der Verarbeitung seiner Pubertät selber Verantwortung übernehmen und will er diese rational und verantwortlich steuern und gestalten, so muss er lernen, auf verschiedene Ressourcen zuzugreifen und sich neue Fähigkeiten anzueignen: Er sollte sich von wohlwollenden Erwachsenen unterstützen lassen, statt sich zurückzuziehen und sich zu distanzieren. Er sollte sich nicht allein über meinungsmachende Medien aufklären lassen, sondern fundierte Informationen z. B. von Eltern oder aus dem Sexualkundeunterricht annehmen, sich in gesundem Maße disziplinieren (lassen), statt „herumzuhängen“ und sich treiben zu lassen, und er sollte die häufig dramatische Kluft zwischen äußerem Verhalten und innerer Stimmungslage aushalten, annehmen, ausdrücken und nach und nach überbrücken lernen.

Auch von Pädagogen, Erziehern, Lehrern und Eltern wird im Umgang mit den körperlichen Veränderungen bei Jugendlichen einiges verlangt: Sie sollen sich über die Inhalte der Aufklärungsangebote von Medien, an denen sich Jugendliche orientieren, informieren, Hilfreiches betonen und unterstreichen, Ungenügendes ergänzen sowie Falsches richtigstellen. Wichtig ist, dass sie die Probleme und Nöte von Jugendlichen kennen und ernst nehmen, vor allem in Bezug auf den Entwicklungsvorsprung bzw. Entwicklungsrückstand6 einzelner. Im Hinblick auf Schulklassen und noch mehr auf Jugendgruppen ist zu beachten, dass zwischen dem Einsatz der Pubertät von Frühentwicklern und Spätentwicklern bis zu sechs Jahre liegen können.

Umgang mit der Sexualität: „Liebe, Sex und Partnerschaft“ ist eine Thematik, die auf Besinnungstagen der Jahrgangsstufen 8 und 9 am häufigsten gefragt ist, wenn Jugendliche frei wählen können. Das ist für diese Altersgruppe nicht verwunderlich, sind doch die körperlichen Veränderungen eng mit der fortschreitenden Entwicklung der Sexualität verknüpft: die Intensität sexueller Bedürfnisse nimmt zu, Jugendliche werden reproduktionsreif und empfängnisfähig. Kaum etwas anderes ist in der Pubertät so interessant, als was man mit seinem Körper eben auch „machen“ kann. Kulturell unterliegt Sexualität normativen Regulierungen. War sie früher über Gebote und Verbote eher institutionell geregelt, so orientierte sie sich seit dem 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts immer stärker an persönlicher Zuneigung. In der modernen und postmodernen Gesellschaft sind Regulierungsnormen von Sexualität äußerst individualisiert, ihr moralischer Wertemaßstab ist die Selbstentfaltung der Person.

Zur Integration sexueller Potenz und kultureller Normen in einer selbstverantworteten Persönlichkeit gehört, dass Jugendliche ausgehend von den eher unverbindlichen Beziehungen und Freundschaften der Kindheit lernen, personale Intimbeziehungen zu einem konkreten gegengeschlechtlichen Gegenüber aufzubauen. Heranwachsende bewältigen die Entwicklungsaufgabe Umgang mit der Sexualität derart, dass sie ein Gespür dafür entwickeln, was für sie und den Partner gut und stimmig ist, was sie sexuell möchten und was sie zu geben bereit sind. Sie müssen sich um sexuelle Authentizität bemühen. Wenn Sexualität nicht auf „Sex“ reduziert werden soll, müssen sie fernerhin lernen, dass diese mit dem Bedürfnis zusammenhängt, geliebt und akzeptiert zu werden, mit Verantwortung und gegenseitigem Respekt sowie mit der Bereitschaft, eine soziale Bindung einzugehen, auch wenn diese in der Pubertät noch eher experimenteller Natur und in der Regel nicht auf Dauer angelegt ist.7 Auch der Umgang mit äußerst problematischen Aspekten der Sexualität will gelernt und eingeübt sein: Formen sexueller Gewalt, Verführung und Missbrauch8 dürfen nicht verschwiegen oder ausgeblendet werden; Kinder und Jugendliche müssen wissen, wie sie sich schützen und an wen sie sich verlässlich wenden können. Nach wie vor ein wichtiges Thema bleibt, dass Jugendliche sich ein Wissen um die Wirkung und Anwendung unterschiedlicher Verhütungsmethoden erschließen. Und schließlich müssen sie sich die Fähigkeit aneignen, darüber zu sprechen, wenn sie erniedrigt oder missachtet werden bzw. wenn eine Beziehung in die Brüche geht.

Aus pädagogischer Sicht ist es wichtig, dass neben der besten Freundin bzw. dem besten Freund auch Erwachsene als authentische und unaufdringliche Ansprechpartner zur Verfügung stehen, die Jugendliche bei der Entwicklung eines soliden Selbstvertrauens unterstützen, was wiederum Grundlage dafür ist, verantwortungsvoll mit der eigenen Sexualität umzugehen, sie in sozialen Bindungen zu verankern und in der Mitte des eigenen Selbstverständnisses zu platzieren. Nach wie vor sind die Eltern eine wichtige Vermittlungsinstanz in Sachen Aufklärung und Vertrauenspersonen für sexuelle Fragen. Über Verhütung wird meist im Schulunterricht informiert. Beratungsstellen sind zwar anerkannt, werden aber nur wenig genutzt. Nach wie vor besteht ein hoher Bedarf an Aufklärung, Beratung und Unterstützung.

Ignatianische Schulpastoral

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