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2.1 Wahrnehmung und Wirklichkeit

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»Das Nicht-Wahrnehmen von etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz.«

Dalai Lama

Dieses Zitat seiner Heiligkeit, des 14. Dalai Lama, politisches und geistiges Oberhaupt der Tibeter, zeigt einfach formuliert und logisch nachvollziehbar, dass unsere Welt mehr zu bieten hat, als das, was wir wahrnehmen können. Das Wundervolle an diesem Satz ist, dass man ihn mit trivialen Beispielen aus unserem Alltag auf einfache Weise nachvollziehen und schließlich auf sogenannte übersinnliche Phänomene übertragen kann. Wenn ich meinen Studierenden im Rahmen ihres Informatikstudiums die ersten Schritte in der Programmierung beibringen möchte, zeige ich gern kleine Einstiegsprojekte für den Arduino-Microcontroller*. Im Folgenden möchte ich die Aussage des Dalai Lama mit einem praktischen Beispiel untermauern, bevor wir einen Blick auf den tieferen Sinn dahinter werfen: Angenommen ein Wissenschaftler konstruiert sich eine kleine Wetterstation mit einem solchen Microcontroller, einem Temperatursensor und einer digitalen Anzeige. Das System wird so zusammengesteckt und programmiert, dass die gemessene Spannung am Temperatursensor in die passende Temperatur umgerechnet und auf dem Display angezeigt wird. In der für dieses Szenario konstruierten Welt eines klassischen Naturwissenschaftlers wäre in diesem Experiment nur Platz für das, was man wiederholbar auch objektiv messen kann. Demnach wäre in der Realität dieses Wissenschaftlers mit der kleinen Wetterstation lediglich die Temperatur ein real existierender Wert. Wenn jetzt jemand kritisch bemerken würde, es gäbe doch auch noch den Luftdruck, und die Wetterstation könne somit nur einen Teil der Wirklichkeit erfassen, so müsste man dieser Kritik zweifelsfrei zustimmen. Wenn kein Luftdrucksensor verbaut ist, kann dieser auch nicht gemessen werden. Nichtsdestotrotz existiert der Luftdruck. Nun ist uns allen zwar die Existenz des Luftdrucks bekannt, aber dass es durchaus auch uns unbekannte Parameter geben kann, können wir nicht ausschließen. Ganz im Gegenteil bin ich sogar davon überzeugt, dass unsere Welt viel mehr enthält, als wir oder unsere Technik wahrnehmen können. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant vertritt eine ganz ähnliche Ansicht. Als Begründer der modernen Philosophie beschreibt er mit seiner Kritik der reinen Vernunft8, dass wir die Wirklichkeit, wie sie wirklich ist, niemals erkennen können. Unsere Wirklichkeit ist das Produkt unserer subjektiven Wahrnehmung der Wirklichkeit. Dessen sollten wir uns bewusst sein, und es betrifft ja nicht immer nur geistige Aspekte. Man kann es schon an den einfachsten Dingen in unserer alltäglichen Welt nachvollziehen. Ein Hund nimmt die Welt mit seinem ausgeprägten Geruchssinn ganz anders wahr als wir. Eine Biene sieht die Welt in ultraviolettem Licht. Eine Fledermaus nimmt die Welt durch das Senden und Empfangen von Ultraschall wahr. Mit einem Menschen, einem Hund, einer Biene und einer Fledermaus haben wir nun bereits vier verschiedene Wahrnehmungen von Realität. Welche entspricht der wahren Wirklichkeit? Ich denke, wir kommen der Wirklichkeit näher, wenn wir alle Wahrnehmungen aufsummieren, doch sollten wir stets akzeptieren, dass wir niemals wissen können, welche Sinne und Wahrnehmungen im Universum überhaupt möglich sind.

Kaum jemand hat es so gut verstanden, wie der renommierte Quantenphysiker, frühere Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik in München und Friedensforscher Hans-Peter Dürr, das spirituelle Urwissen der Menschheit mit den modernen Erkenntnissen der Physik in Einklang zu bringen. Als Träger des Right Livelihood Awards (»alternativer Friedensnobelpreis«) und langjähriger Wegbegleiter des deutschen Physikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg darf man ihn als einen Brückenbauer zwischen den Weltbildern bezeichnen. Das folgende Zitat von ihm betont gezielt die Limitation der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse:

»Es ist grob unzulässig und falsch, unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit mit der Wirklichkeit schlechthin gleichzusetzen. Genau dies passiert jedoch, wenn wir wissenschaftliche Erkenntnis als allumfassend betrachten.«9

Auch der in Deutschland geborene, international renommierte Arzt und Philosoph Karl Jaspers teilt diese Ansicht:

»Das Unheil menschlicher Existenz beginnt, wenn das wissenschaftlich Gewusste für das Sein selbst gehalten wird und wenn alles, was nicht wissenschaftlich wissbar ist, als nicht existent gilt.« 10

Mit dem Dalai Lama, Immanuel Kant, Hans-Peter Dürr und Karl Jaspers kommen ein Buddhist, ein Philosoph, ein Quantenphysiker und ein Arzt letztendlich übereinstimmend zur selben Auffassung. Sie machen ganz gezielt darauf aufmerksam, dass wir uns auf dem Weg zur Erkenntnis, wer wir eigentlich sind und woher wir kommen, nicht allein auf unsere oberflächliche grobstoffliche Wahrnehmung verlassen dürfen. Mit anderen Worten bestimmt offensichtlich unsere Wahrnehmung unsere Realität, und unsere Wahrnehmung erfolgt über unsere Sinne. Doch unsere Wahrnehmung ist bei Weitem nicht auf das Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten, den Gleichgewichtssinn, Temperatursinn und die Körperempfindung zu reduzieren, denn wir Menschen sind sensitiv und medial zu weit mehr fähig. Wir sollten die Vorstellung zulassen, dass es Menschen gibt, die gewisse Sensoren besitzen, mit denen sogenannte parapsychologische Phänomene (Psi) über die Hellsinne (siehe Kapitel 7.1.: EREAMS-Studie zur Wirksamkeit und Authentizität von Botschaften aus der Geistigen Welt ➛Seite 325) erfasst werden können. Wissenschaftliche Forschungen, die über den Tellerrand der materialistischen Naturwissenschaft hinausblicken, werden zumeist als Pseudo- oder Psi-Wissenschaften und somit als angeblich nicht verifizierbar eingestuft. Darunter versteht man unter anderem die Erforschung von telepathischen Fähigkeiten, der Hellsinne, von Nahtoderfahrungen und Seelenkontakten. Doch diese Begrifflichkeiten finden in der akademischen Welt aktuell keinen Platz und werden à priori von glaubenstreuen Materialisten abgelehnt, obwohl die Erkenntnisse dazu nach den üblichen wissenschaftlichen Maßstäben erhoben wurden. Für mich als freien Forscher ist dieses Verhalten nicht nachvollziehbar, denn die meisten von ihnen, die mit ihrer öffentlichen Kritik oftmals an Polemik kaum zu überbieten sind, haben sich nicht die Mühe gemacht, sich inhaltlich mit diesen Studien ernsthaft auseinanderzusetzen. Diese Ansicht teilt auch der amerikanische Neurochirurg Dr. Eben Alexander, von dessen Nahtoderfahrung ich noch in Kapitel 2.4.1 (Unsere Gesellschaft ist der Wissenschaft einen Schritt vorausSeite 79) genauer berichten werde. Er erzählt von sich selbst, bevor er seine Nahtoderfahrung erlebte:

»Ebenso wie viele andere wissenschaftliche Skeptiker weigerte ich mich sogar, mir die Daten genauer anzuschauen, die für Fragen zu diesen (übersinnlichen) Phänomenen relevant waren. Ich fällte vorschnelle Urteile über diese Daten und diejenigen, die sie zur Verfügung stellten, weil meine eingeschränkte Sichtweise es mir nicht erlaubte, mir auch nur eine vage Vorstellung davon zu machen, wie solche Dinge tatsächlich geschehen können.«11

Kein halbwegs intelligenter Mensch würde es wagen, eine Publikation zu schwarzen Löchern im Zentrum von Scheibengalaxien zu kritisieren, wenn er davon keine Ahnung hat. Doch bei dem Thema Psi fühlt sich anscheinend jeder materialistische Naturwissenschaftler ohne den Hauch einer Ahnung von diesen Themen dazu berufen, alle Erkenntnisse dazu zu diffamieren. Wenn gewisse Menschen keine eigenen spirituellen Erfahrungen durchlebt und auch sonst keine Ahnung von diesem Thema haben, steht ihnen das Kritisieren schlichtweg nicht zu. Mit ihrem Verhalten missbrauchen sie die allgemeingültige Auffassung von wahrer Wissenschaft, die sie nur für sich allein in ihrer starr eingegrenzten Welt des Materialismus beanspruchen. Diese Überheblichkeit spiegelt sich auch in einer Aussage des Physikers und Philosophen Dr. Lars Jaeger in seinem Buch Wissenschaft und Spiritualität wider:

»Zumeist sind die Vertreter dieser These (einer höheren Intelligenz zur Entstehung des Lebens) nicht bereit, sich den kritischen Methoden und Reflexionen der Wissenschaften zu stellen.« 12

Ganz im Gegenteil sind diese Vertreter sehr wohl dazu bereit. Ihre Studien und Argumente sind frei zugänglich und können öffentlich diskutiert werden. Doch dazu kommt es in der Regel nicht. Kaum ein Wissenschaftler macht sich die Arbeit, diese Erkenntnisse ernsthaft zu lesen oder nachzuvollziehen. Ohne jegliche Gegenargumente werden diese Themen in der Regel ohne inhaltliche Auseinandersetzung als Spinnerei oder Kreationismus abgetan. Ich würde mich sehr freuen, wenn die klassischen Wissenschaftler endlich damit begönnen, die Psi-Studien einer kritischen wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu unterziehen, statt unentwegt herablassend darüber zu meckern. Aber weil es von vornherein als absurd betrachtet wird, geschieht das leider nicht. Daher halte ich es für keine richtige Einschätzung, den Psi-Wissenschaftlern den Vorwurf zu machen, sie würden sich einer wissenschaftlichen Diskussion nicht stellen. Genau genomen sind es die materialistischen Wissenschaftler, die dies ganz offenkundig nicht zulassen. Als wahrhafter Wissenschaftler sollte man stets mit guten Argumenten arbeiten und nicht voreilig und polemisch urteilen. Aber selbst die für diese Psi-Themen aufgeschlossenen Wissenschaftler trauen sich häufig nicht, sich vollständig von den Fesseln des Materialismus zu lösen. So kann auch Dr. Reto Eberhard Rast, Arzt und Präsident der SWISS IANDS (Schweizerische Gesellschaft für Nahtodstudien), die ihm auferlegten naturwissenschaftlichen Grenzen wohl auch zu seinem eigenen Schutz, wie seine folgende Äußerung zeigt, offensichtlich nicht überwinden:

»Die Verifizierung der spirituellen Erfahrungen in einem Jenseits entziehen sich naturgemäß der Überprüfung, da diese Welt eben jenseitig, also jenseits unserer Sinne sein muss.« 13

Ich halte dies für eine Fehleinschätzung, insbesondere die Verwendung des Wortes naturgemäß macht hier deutlich, dass es in den Köpfen vieler Wissenschaftler eine bereits vorgefertigte Definition von dem gibt, was sie als natürlich empfinden! Wir besitzen definitiv mehr als unsere materialistisch geprägten Sinne. Insbesondere hochsensitive und medial begabte Menschen haben einen Zugang zu diesen subtilen Wahrnehmungen. Grundsätzlich besitzt aber jeder von uns diese Sensorik. Wir sollten akzeptieren, dass es für einige Menschen absolut natürlich ist, die Welt über die Hellsinne wahrzunehmen. Wir müssen den Wissenschaftsbegriff erweitern und nicht nur mit einer materialistisch geprägten Methodik forschen. Die Ansicht, dass nur das, was materialistisch nachweisbar ist, real sei, vermittelt ein sehr beschränktes Verständnis von Realität.

Dass hier etwas mit dem Gros unserer Wissenschaftler nicht in Ordnung ist, hat auch schon der Physiker und Wissenschaftsphilosoph Thomas Kuhn geäußert. Er ist der Auffassung, dass sich herkömmliche Wissenschaftler wie mit Scheuklappen in ihrer Forschungsaktivität nur auf bereits bestehende Erkenntnisse und Theorien stützen, damit ihre Ergebnisse ja keine Lawinen lostreten und schön in das allseits anerkannte materialistische Paradigma passen.14 Ich bin hier absolut der gleichen Auffassung wie der niederländische Kardiologe und Nahtodforscher Pim van Lommel, dass gerade die unerklärlichen Phänomene, die nicht mit den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen erklärbar sind, das größte Entfaltungspotenzial für neues Wissen darstellen.15 Würde man die unerklärlichen Beobachtungen pauschal als falsch, manipuliert oder gar irre bezeichnen, so wäre uns die Welt der Quantenmechanik verschlossen geblieben. Wenn man die Prozesse betrachtet, die bei der Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit (Paper) durchlaufen werden, so offenbaren sich enorme Schwächen im System. In der Regel muss sich ein Paper einem sogenannten peer review stellen, das bedeutet, dass ein kleines Komitee von Wissenschaftlern aus dem jeweiligen Fachgebiet die eingereichte Arbeit begutachtet. Was denkst du, welche Inhalte diese Wissenschaftler wohl akzeptieren und für gut erklären werden? Es werden ausschließlich Paper gefördert, die ins Paradigma passen. Dieses System fördert ausschließlich Wissenschaftler, die in die Fußstapfen ihrer Gutachter treten. Querdenker werden chancenlos ausgemerzt, doch genau diese Revolutionäre, die an den Grenzen der Wissenschaft forschen, besitzen das größte Potenzial für neues Wissen. Dieses Gutachtersystem fördert keinen Fortschritt, sondern untermauert nur bestehendes Wissen. Prof. Dr. Eckhard Kruse bestätigt in seinem Buch Der Geist in der Materie diese Einschätzung:

»Egal ob es um Fördergelder oder um wissenschaftliche Veröffentlichungen geht, immer gibt es Begutachtungen durch einen kleinen Kollegenkreis derselben Fachrichtung. Was den Kollegen nicht gefällt, wird herausgesiebt. Es ist ein Prinzip, das Meinungsgleichheit fördert, Querdenken unterdrückt und obendrein die Gefahr von Vetternwirtschaft birgt.« 16

Die materialistische Weltsicht ist in unserer Gesellschaft der Status quo und gilt gemeinhin als kompromisslos akzeptiert, offensichtlich weil sie uns schon von Kindesbeinen an in der Schule alternativlos eingeimpft wird. Ich frage mich, warum und mit welchem Recht wir dogmatisch in einem materialistischen Weltbild verharren? Psi-Wissenschaften lassen sich übrigens sehr wohl verifizieren. So konnten wir in unserer EREAMS-Studie wissenschaftliche Evidenz durch objektive Überprüfung von Beweisen erzielen. Nichtsdestotrotz halte ich persönliche Erfahrungen und Erlebnisberichte ebenfalls für legitime wissenschaftliche Erkenntnisquellen. Der Schweizer Jenseitsforscher Franz Dschulnigg bezeichnet die Nahtoderlebnisse der von ihm befragten Menschen als Reisen und ihre Erzählungen dazu treffenderweise als Reiseberichte.17 Warum sollten wir den vielen Reiseberichten der Menschen mit Nahtoderfahrungen keinen Glauben schenken? Jede wissenschaftliche Methodik sollte neben einer objektiven auch eine subjektive Verifikation zulassen, nur so erhalten wir ein ganzheitliches Abbild unserer Wirklichkeit. Der Mensch ist ein subjektives Wesen. Wenn ich ihn erforschen möchte, darf ich die Subjektivität nicht verbannen. Der deutsche Philosoph und Psychologie-Pionier Prof. Dr. Johann Friedrich Herbart (1776–1841) hat bereits sehr richtig erkannt, »dass es sich aus guten Gründen lohnt, über den Menschen anders nachzudenken als auf der Grundlage von Messungen«18 .

Insbesondere bei der Erforschung der Essenz des menschlichen Seins, der Entstehung von Leben, Bewusstsein und Liebe sowie der Frage nach der Unendlichkeit der Seele und einem Leben vor der Geburt bzw. nach dem physischen Tod erreichen naturwissenschaftliche Erkenntnisse schnell ihre Grenzen. Diese Begrenztheit führt fatalerweise zu der allseits anerkannten Fehldeutung, dass dies alles ja gar nicht existiere. Der britische Biologe, Biochemiker, Philosoph und Bestsellerautor Rupert Sheldrake beschreibt die heutige Naturwissenschaft und ihre Betrachtung von Bewusstsein sehr treffend und zugleich vorwurfsvoll:

»Heutige Naturwissenschaft ruht auf der Annahme, Realität sei grundsätzlich materieller oder physikalischer Natur. Es gibt materielle Wirklichkeit und sonst nichts. Bewusstsein ist ein Nebenprodukt der physischen Gehirntätigkeit. Materie ist ohne Bewusstsein. Der Evolution liegt kein Plan zugrunde. Gott existiert nur als Idee im Menschengeist, das heißt in menschlichen Köpfen.« 19

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