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Jeder Mensch hat Ressourcen

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»Oh what a beautiful morning, oh what a beautiful day, I have a beautiful feeling, everything’s going my way!« (»0 was für ein wunderbarer Morgen, o was für ein wunderbarer Tag, ich habe das wunderbare Gefühl, daß mir alles gelingt.«)

Auch wenn Sie dieses Lied aus dem Musical »Oklahoma« noch nie gehört haben, so kennen Sie bestimmt das Gefühl, wenn alles in Ihrem Leben vollkommen nach Ihren Wünschen abläuft. Wenn Sie in einem Zustand sind, der Ihnen fast magisch vorkommt. Alles gelingt, Sie fühlen sich bestens, haben jede Menge Energie und können einfach alles, was Sie sich vornehmen, spielend bewältigen. Ich bin davon überzeugt, daß es nur wenige Menschen gibt, die nicht irgendwann in ihrem Leben diesen Zustand erlebt haben, wenn auch, zugegebenermaßen, für die meisten diese kostbaren Augenblicke sehr selten sind. In solchen Zeiten stehen Ihnen alle Ihre Ressourcen zur Verfügung. Ressourcen, das sind Kräfte, Energien, Fähigkeiten, Erfahrungen. Alle Menschen haben Ressourcen. Viele aber sind sich dieser Potentiale nicht bewußt, und nur einige wenige schöpfen ihre Möglichkeiten immer voll aus. Das aber sind die ganz Erfolgreichen!

Häufig sind zwar genügend Ressourcen vorhanden, diese jedoch blockiert. Zum Beispiel durch das Bild, das jemand sich von sich selbst macht. Oder durch negative Gefühle sich selbst gegenüber. Wer blockiert ist, der kann seine Stärken nicht ausleben.

Der überwiegende Teil der Menschen schöpft seine Ressourcen nur zu einem Bruchteil aus. Es gibt keinen Zweifel, daß das menschliche Gehirn höchstens zu zehn Prozent ausgenutzt wird, also noch 90 Prozent zur Verfügung stehen. Das gleiche gilt für die Energiereserven, über die wir verfügen könnten, wenn wir wüßten, wie man das tut. Zu welchen ungeahnten Leistungen der Mensch fähig ist, zeigt sich dann erst bei extremen Belastungen.

In einer Anleitung über Polizeigriffe und Abwehrtechniken schrieb der Kölner Polizeihauptkommissar Alfred Hasemeier: »Verhalten bei Festnahme eines Wahnsinnigen. Zu beachten: Ein Wahnsinniger ist oft fünfmal stärker als ein normaler Mensch. Er muß von dem Polizeibeamten als Kranker betrachtet und eingeschätzt werden. Um einen Waffengebrauch nicht notwendig werden zu lassen, ist es erforderlich, daß bei der Festnahme eines Wahnsinnigen fünf Beamte tätig werden, die mit einer Wolldecke und zwei starken Schnüren ausgestattet sind.«

Aber nicht nur Betrunkene oder psychisch Kranke, die alle Hemmungen verloren haben, verfügen über riesige Energien. Gerade in Gefahrensituationen stehen allen Menschen ungeahnte Reserven zur Verfügung. Auch wenn im normalen Alltag auf Dauer unser Energieniveau natürlich sehr viel niedriger ist, so können wir doch unsere Kräfte und Fähigkeiten viel besser nutzen, als dies in der Regel der Fall ist.

Gerade das aber ist wichtig. Immer dann, wenn es darum geht, Veränderungen durchzuführen, steigt der Bedarf an Ressourcen weit über das Maß, mit dem wir auskommen, wenn wir nur so dahinleben. Jede Veränderung kostet Kraft, unsere eigene Kraft. Wenn wir etwas erreichen wollen, wenn wir uns verändern wollen, müssen wir die notwendigen Energien dafür aktivieren oder, falls sie in uns noch nicht vorhanden sind, uns von irgendwoher besorgen.

Vor mir befindet sich ein Mensch mit einer tiefen Depression. Er sitzt völlig apathisch da, bewegt sich kaum, läßt den Kopf hängen. Seine Körperhaltung drückt eine große Mattigkeit und Energielosigkeit aus. In diesem Zustand ist er überhaupt nicht ansprechbar. Aus seiner Depression kann er nicht heraus, kann nicht reagieren, solange sein Kraftpotential so gering ist. Ich muß ihm also helfen, mehr Energie zu bekommen. Das kann ich zum Beispiel tun, indem ich ihn bestimmte Atemübungen machen lasse. Wenn der Energiepegel steigt, hat er eine Chance. Erst dann ist er aufnahmefähig und kann meinen Worten folgen.

Das ist ein extrem negatives Beispiel. Aber auch der normale Mensch fühlt sich nicht immer im Vollbesitz seiner Kräfte. Häufig reicht die Energie gerade aus, um einigermaßen über die Runden zu kommen; sie langt aber nicht für besondere Anforderungen.

Geht es um seelische Veränderungen, dann ist es fast immer notwendig, daß die dafür erforderlichen Ressourcen erst erschlossen werden. Das gleiche gilt, wenn man Erfolg im Leben haben will. Eine unabdingbare Voraussetzung dafür ist, daß man Kraftquellen hat, die sich immer wieder auffüllen, daß man sozusagen aus dem vollen schöpfen kann.

Was können Sie tun, um Ressourcen zu finden, nutzbar zu machen oder neu aufzubauen? Um darauf eine Antwort zu finden, machen Sie sich bitte klar, daß alles, was Sie im Leben erfahren haben, in irgendeiner Form in Ihnen Spuren hinterlassen hat. Erinnerungen an Personen oder bestimmte Orte sind in Ihrem Gedächtnis gespeichert. Erlebnisse und Erfahrungen, seien sie positiv oder negativ, haben ihre tiefen Spuren hinterlassen. Bestimmte Gefühle sind damit verknüpft, auch wenn Ihnen das häufig nicht bewußt ist.

Diese Gefühle, vor allem wenn sie negativer Art sind, brechen manchmal plötzlich hervor und führen zu Aggressionen, Ängsten und anderen Belastungen. Gefühle können Sie aber auch bewußt zurückholen, und das werden Sie natürlich nur mit den positiven Gefühlen tun, soweit es um die Nutzung Ihrer Ressourcen geht.

Ein Kind verfügt noch über wenig Ressourcen. Das ist der Grund, daß es mit belastenden Erfahrungen häufig nicht fertig wird. Ein kleines Kind zum Beispiel, das ins Krankenhaus kommt, um operiert zu werden, ist den angsteinflößenden Eindrücken hilflos ausgeliefert. Auch Erwachsene fühlen sich im Krankenhaus elend und haben Angst vor der Behandlung, erst recht vor einer Operation. Aber das ist kein Vergleich zu einem Kind, das in eine fremde, feindliche Welt schutzlos hineingeworfen wird. In den entscheidenden Augenblicken, wenn es darauf ankommt, sind die Eltern nicht da, nur fremde Ärzte, Krankenschwestern, glänzende Apparate, grelles Licht. So wird die Angst vor dem Unbekannten riesengroß.

Als erwachsener Mensch würde das Kind in der gleichen Lage sich ganz anders verhalten und mit der Situation leichter fertig werden. Ein reifer, erwachsener Mann oder eine reife, erwachsene Frau haben zu unterschiedlichen Zeiten im Leben viel gelernt. Die Probleme, die in der Kindheit entstanden, wären geringer gewesen, wenn das Kind schon über die Fähigkeiten und den Durchblick des Erwachsenen verfügt hätte.

Mit Hilfe der Techniken, die ich noch beschreiben werde, können Sie es lernen, Ihre Energiequellen oder andere Ressourcen anzuzapfen und sicherzustellen, daß sie Ihnen immer dann zur Verfügung stehen, wenn Sie sie brauchen, um sich zu verändern oder etwas Bestimmtes zu erreichen. An einigen Beispielen werde ich jetzt erklären, wie so etwas möglich ist.

Nehmen wir an, Sie haben eine konfliktreiche Zeit hinter sich oder sind noch mittendrin, zum Beispiel wenn es um eine Trennung oder Scheidung geht. Es gibt nichts, was Sie sich sehnlicher wünschen als ein wenig inneren Frieden. Statt dessen brodelt es in Ihnen, und es genügt ein unbedachtes Wort, um Sie zum Explodieren zu bringen. Wer kennt solche Zustände nicht? Wie finden Sie da Zugang zu Ruhe und Entspannung? Wie kommen Sie in einen einigermaßen gelassenen, friedlichen Seelenzustand?

In einem solchen Fall hat sich eine Methode der Visualisierung bewährt, wie sie auch im Autogenen Training praktiziert wird. Genauso wie ein falsches Wort einen Aufruhr verursachen kann, der den ganzen Menschen erfaßt, so kann ein positives Wort, ein bestimmtes Bild, eine Melodie, die Erinnerung an ein Gefühl, ein Geruch und noch vieles andere Ihren Körper und Ihren Geist mit der Ressource für Frieden, Ruhe, Sicherheit, Entspannung versorgen.

Manchmal reicht es aus, sich intensiv einen Ort vorzustellen, der gewissermaßen das Symbol für Ruhe ist. Das kann der letzte Urlaubsort sein, wenn der Urlaub schön war. Oder ein Ort aus der Kindheit. Sie können sich sogar in Ihrer Phantasie einen solchen Ort erschaffen. Und wenn Sie sich bildhaft vorstellen, daß Sie an einem solchen Ort sind, dann wird Ihr Körper sich so verhalten, als wären Sie wirklich dort. Ihr Geist wird ruhig werden, ein Gefühl des Friedens wird in Sie einströmen. Wenn Sie sehr aufgewühlt sind, werden Sie diese Vorstellung vermutlich nicht gleich und vor allem nicht ohne fremde Hilfe schaffen. Ein guter Berater kennt aber alle Möglichkeiten, um Ihnen zu helfen.

Fehlt es Ihnen an Selbstvertrauen? Brauchen Sie ganz dringend die Gewißheit, die Überzeugung, daß Sie zu einer bestimmten Handlung in der Lage sind, daß Sie erfolgreich sein werden? Denken Sie einmal zurück. Irgendwann in Ihrem Leben hat es mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei Ihnen ein Erfolgserlebnis gegeben. Sie haben etwas gemacht, etwas geschaffen, worauf Sie stolz waren. Sie waren mit sich zufrieden. Wenn Sie jetzt wieder so wären wie damals, dann könnten Sie sich im Geiste auf die eigene Schulter klopfen. Wenn ...

Warum soll es nicht wieder so sein? Was damals geschah, ist eine Ressource für Sie. Eine Kraftquelle, die Ihnen heute noch zur Verfügung steht, wenn Sie es wollen. Die Technik, mit der Sie sich diese Ressource verfügbar machen können, heißt »Ankern«.

Nicht immer ist es allerdings leicht, sich gerade an den speziellen Fall zu erinnern, der eine gute Ressource abgibt. Manch einer ist sogar felsenfest davon überzeugt, daß er nie im Leben Erfolg hatte, daß sein ganzes Leben eine einzige Niete war. Das kann daran liegen, daß Menschen einfach zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen. Wer lange genug sucht, findet jedenfalls fast immer Augenblicke, an die er sich gern erinnert.

In Ausnahmefällen kann es notwendig sein, in Trance zu gehen, um die im Unbewußten gespeicherten Erinnerungen bewußt werden zu lassen. Und wenn das alles nichts fruchtet, dann hilft die Phantasie, die Kreativität, mit der man sich solche Ressourcen ausmalt und schafft.

Warum lesen wir so gern Geschichten von Helden, starken Persönlichkeiten oder besonders herausragenden Menschen? Wie beneiden wir diese Gestalten um ihre Fähigkeiten, den Mut, den Scharfsinn, die überlegene Ruhe ... Wir können das alles haben. Wenn wir erfolgreiche Menschen genau beobachten, herauskristallisieren, wie sie sich verhalten, was sie machen, wie sie denken, fühlen, und dann versuchen, das gleiche zu tun wie sie, sie also zu modellieren, dann holen wir uns deren Ressourcen, so unglaublich das auch klingen mag. Wir brauchen keine Führer, die uns beherrschen. Wir können aber die Ressourcen großer geistiger Führer übernehmen, um selbst ein Stück so zu werden wie sie.

Die besten Ressourcen nützen natürlich nichts, wenn sie nicht eingesetzt werden. Das aber kann jeder Mensch nur selbst tun. Mit anderen Worten, wenn jemand sich verändern will, wenn er seine Probleme lösen will, muß er selbst aktiv werden und darf nicht erwarten, daß ihm das von anderen abgenommen wird. Wenn ein kleines Kind sich weh tut, dann läuft es meist zur Mutter, die sofort hilft. Sie bläst vielleicht auf die schmerzende Hand, streicht darüber, und die Schmerzen sind weg. Das Kind weiß, die Mutter tröstet mich und macht mich gesund.

Viele Erwachsene verhalten sich so wie kleine Kinder. Sie gehen zum Arzt und erwarten, daß mit einer Spritze oder mit Tabletten alle Beschwerden verschwinden. »Sie müssen aufhören zu rauchen. Sie müssen gesünder leben, sich mehr bewegen, Sie müssen ... «, sagt vielleicht der verantwortungsbewußte Arzt, wenn er nicht schon resigniert hat. Hören die Patienten überhaupt zu? Oder verhalten sie sich so, wie es das Wort »Patient« andeutet? »Patient« stammt vom lateinischen patiens – (er)duldend, leidend.

Der Patient erduldet also. Ich bin in der Krankenkasse. Der Arzt wird dafür bezahlt, daß er mich gesund macht. Dies ist eine weitverbreitete Grundhaltung. Genau das aber ist unmöglich. Gesund werden kann ein Mensch nur, wenn er dazu bereit ist und selbst alles Notwendige dafür tut, also auch die Verantwortung für die Genesung mitträgt.

Das gleiche gilt für die Psychotherapie, wenngleich der Patient dort auch ein Klient ist, also ein Kunde. Die seelischen Probleme eines Menschen sind seine ureigenste Angelegenheit. Selbst wenn ein Therapeut genau weiß, was der Klient tun muß, damit es ihm wieder gutgeht, hat es überhaupt keinen Sinn, dies dem Klienten zu sagen. Der Therapeut kann nur Hilfestellung geben, beraten, unterstützen. Ändern muß der Mensch sich selbst.

Versuchen Sie einmal, einen Menschen zu verändern. Zum Beispiel einen unordentlichen Menschen zur Ordnung zu erziehen. Sie werden gewiß nichts erreichen, denn jeder Druck erzeugt einen Gegendruck. Wir Menschen sind so.

In Kommunikationsseminaren fordere ich die Teilnehmer auf, mit ihrer rechten Hand (bei Rechtshändern) die linke wegzudrücken. Dies gelingt kaum jemandem. Im gleichen Augenblick, in dem eine Hand zu drücken beginnt, drückt die andere automatisch dagegen.

Viele Menschen reden gern und lange über ihre Probleme. Das gibt ihnen das beruhigende Gefühl, etwas für sich zu tun. In Wirklichkeit kann durch Reden über ein Problem das Problem selten gelöst werden. Worauf es ankommt, ist, aktiv zu handeln, selbst an sich zu arbeiten, innerlich bereit zur Veränderung zu sein und alles dafür zu tun, was möglich ist.

Man kann ein Pferd nur zur Tränke führen, saufen muß es selbst.

Der Frosch auf der Butter - NLP - Die Grundlagen des Neuro-Linguistischen Programmierens

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