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Jedes Verhalten hat seinen Sinn

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»Jedes Verhalten in einem bestimmten Kontext hat eine positive Funktion«, diesen Satz stellte ich einmal in einer studentischen Gruppe zur Diskussion. Prompt kamen unzählige Einwände. Welchen Nutzen hat ein Mensch, wenn er raucht, trinkt, krank wird, Angst hat ... ?

Ein Student fragte, worin denn wohl die positive Funktion oder der Nutzen seines Verhaltens liegen könne, über das er selbst sich jeden Tag ärgere. Er berichtete, daß er sich zur Zeit auf sein Diplom vorbereite und den ganzen Tag über sehr intensiv und konzentriert arbeite. Obwohl er auch für den Abend ein großes Arbeitspensum einplane, setze er sich regelmäßig, ohne lange nachzudenken, vor den Fernseher und schaue sich irgendeine Sendung an, die ihn im Grunde genommen überhaupt nicht interessiere.

Mir machte es große Freude, als ich hörte, wie spontan seine Kommilitonen den Sinn seines auf den ersten Blick sinnlosen Verhaltens erkannten. Als sie es ihm sagten, wunderte er sich, daß ihm das selbst bisher nicht klargeworden war. »Dein Körper zeigt dir einfach, daß du genug gelernt hast. Du bist erschöpft, und deshalb wäre es völlig falsch, weiterzumachen. Das Fernsehen hält dich davon ab, weiterzupauken.«

Ich brauchte kaum etwas zu sagen. Mehrere Studenten in der Gruppe hatten ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie halfen ihm deshalb gezielt, ein neues Verhalten zu finden, mit dem er die gute Absicht in sinnvollerer Form erfüllen konnte. Sie schlugen ihm vor, den Tag so zu planen, daß er von vornherein für den Abend eine andere Beschäftigung vorsehen sollte: Spazierengehen, Sport treiben oder was immer ihm Spaß machte. Es sollte eine Tätigkeit sein, bei der er Kraft für die Arbeit am nächsten Tag schöpfen würde. Zuerst zögerte er, aber da er im Grunde schon längst erkannt hatte, daß sein angestrebtes Arbeitspensum unrealistisch war, akzeptierte er diese neue Lösung.

Ähnlich ging es einem anderen Studenten, der sich in den Semesterferien den Wecker stellte, um rechtzeitig aufzustehhen, und dann doch im Bett blieb. Er ärgerte sich, daß er zwei Stunden verschlafen hatte, in denen er hätte arbeiten können. Auch hier entdeckte die Gruppe mühelos den Nutzen seines Verhaltens. »Wenn du weitergeschlafen hast, war dies ein Zeichen, daß du noch müde warst. Wärst du aufgestanden, dann hättest du doch nicht gearbeitet, weil du dafür zu müde warst. Statt sich zu ärgern, solltest du dich in einem solchen Fall freuen, daß du jetzt ausgeschlafen und voller Energie bist. Mit dieser Energie kannst du sehr gut lernen und, wenn du willst, am Abend zwei Stunden länger aufbleiben.« Wir kamen dann noch zu dem Schluß, daß er, wenn er auf Dauer früher aufstehen wollte, dies nur schaffen würde, wenn er sein Verhalten langfristig planen und umstellen würde.

Die Erkenntnis von der positiven Funktion oder dem sekundären Gewinn jedes Verhaltens in einem bestimmten Kontext ist von grundlegender Bedeutung. Wenn man das Verhalten ändern will, weil es unerwünscht, nicht optimal oder schädlich ist, dann funktioniert das nur, wenn man das Verhalten von der dahinterstehenden Absicht trennt.

Es geht nicht darum, die gute Absicht zu ändern, sondern das unangemessene Verhalten. Das Verhalten war zu einer früheren Zeit vermutlich die beste Lösung des Problems. Jetzt ist das gleiche Verhalten nicht mehr nützlich, vielleicht ist es sogar schädlich, obwohl die gute Absicht bleibt.

Jeder Versuch, ein unerwünschtes Verhalten auf Dauer zu ändern, ist von vornherein zum Mißerfolg verurteilt, wenn der Nutzen, den dieses Verhalten gebracht hat, nicht gewürdigt wird. Einen starken Nutzen gibt man nicht ohne weiteres auf, also auch nicht ein Verhalten, das einen Nutzen brachte. Es liegt in der menschlichen Natur, daß der Mensch das, was er besitzt, nicht hergeben will.

Das fängt schon bei kleinen Kindern an, die ihr Spielzeug an sich pressen, damit es kein anderes Kind bekommt. Aber Kinder tauschen gern, und das gleiche gilt für Erwachsene. Ein Verhalten gegen ein anderes auszutauschen ist akzeptabel, sofern es den gleichen Nutzen wie das alte bringt.

Nehmen wir ein alltägliches, aber für viele Menschen sehr wichtiges Beispiel, das Rauchen. Daß Rauchen sehr schädlich ist, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen. Trotzdem können oder wollen viele Raucher das Rauchen nicht aufgeben. Das liegt keinesfalls nur daran, daß der Körper sich an das Gift gewöhnt hat. Der Hauptgrund dafür, daß die meisten Raucher von ihrer Sucht nicht loskommen, liegt im verborgenen Nutzen, den sie vom Rauchen haben.

Was hat ein Raucher vom Rauchen, welchen Nutzen, welchen sekundären Gewinn, bringt der »Duft der großen weiten Welt«? Für Gabriele, eine junge Frau, die täglich zwei Päckchen rauchte, sah die Wahrheit hinter dem Genuß so aus: »Rauchen macht mir irgendwie einen Dunst im Kopf. Es benebelt mich, ich weiß das. Aber trotzdem tut es mir gut, denn als ich einst nicht rauchte, hatte ich gleich Magenschmerzen.

Außerdem brauche ich das Rauchen bei vielen Gelegenheiten. Ich beginne zum Beispiel kein schwieriges Telefongespräch, ohne vorher eine Zigarette angezündet zu haben.

Und dann gehört Rauchen zur Gemütlichkeit. Wenn ich mit Freunden zusammensitze, dann ist es erst richtig gemütlich, wenn ich rauche, so wie es die anderen auch tun.«

Damit hat also das Rauchen, obwohl es schädlich ist und in vielen Fällen zum Lungenkrebs führt, eindeutig eine positive Funktion. Wer das Rauchen aufgeben will, muß sich über den Nutzen des Rauchens für sich persönlich klarwerden, sonst wird er es in den allermeisten Fällen auch mit einem starken Willen oder mit Hilfe von Hypnose auf Dauer nicht schaffen, von dieser Sucht loszukommen.

Irgendwann bietet jemand dem »Nichtraucher« eine Zigarette an, er nimmt sie, weil er ja davon überzeugt ist, daß er es geschafft hat und jetzt jederzeit lassen kann, und alles beginnt von neuem.

Wer aber weiß, was ihm das Rauchen bedeutet, der kann ein anderes Verhalten suchen, welches ihm den gleichen Nutzen bringt. Das neue Verhalten, die neue Möglichkeit, sollte natürlich weniger schädlich als das Rauchen sein, sonst ist es kaum sinnvoll, die Zigaretten wegzuwerfen. Wer, statt zu rauchen, jede Menge Süßigkeiten in sich hineinstopft, der hat keinen besonders guten Tausch gemacht.

Die praktische Erfahrung zeigt immer wieder, daß man ein unerwünschtes Verhalten nicht direkt bekämpfen kann. Jeder Versuch, es mit Gewalt zu ändern, führt zu einer Gegenreaktion, die den Versuch vereitelt. Berücksichtigt man dagegen den Sinn, den ein Verhalten hat, dann ist eine Veränderung viel einfacher.

Denken Sie also immer in erster Linie daran, den verborgenen Sinn oder den Nutzen eines Verhaltens aufzudecken. Dies ist allerdings manchmal so schwierig, daß es nur in einer Trance gelingt. Trotzdem muß diese Arbeit getan werden, denn sie ist eine der wichtigsten Bedingungen für eine beständige Veränderung eines unerwünschten Verhaltens.

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