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Das Ziel muß absolut klar sein

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Sind Sie mit Ihrem Leben nicht zufrieden? Wollen Sie mehr Erfolg haben, mit anderen Menschen besser auskommen? Oder möchten Sie als Therapeut einem Klienten helfen, sich zu ändern? Benehmen sich einzelne Schüler so, daß das Leistungsniveau der ganzen Klasse beeinträchtigt wird? Sind Sie mit der Leistung Ihrer Mitarbeiter nicht zufrieden? Und nicht zuletzt, glauben Sie, daß Ihre Partnerin oder Ihr Partner sich unbedingt ändern müßte, da sonst ein Zusammenleben nicht mehr sinnvoll wäre? (Der letzte Wunsch ist natürlich vollkommen unrealistisch, denn mit dem gleichen Recht, wie Sie eine Veränderung verlangen, könnte der Partner oder die Partnerin von Ihnen verlangen, daß Sie sich ändern).

Worum es auch geht, immer, wenn Menschen ihr Verhalten ändern wollen, setzt dies voraus, daß sie ein genaues Ziel haben und dieses Ziel präzise festlegen.

Diese Forderung wird in der Praxis leider nur allzuoft nicht erfüllt. Die meisten Menschen sind mit ihrer Lage oder mit sich selbst nicht zufrieden. Manche wollen sich verändern, wissen aber nicht wie. Das ist so, als würden sie sich nachts in einem großen Wald befinden und den Ausgang suchen, indem sie einfach drauflosgehen. Ohne Kompaß, ohne auf die Sterne zu achten. Vielleicht finden sie nach vielem Herumirren den Rand des Waldes. Die Wahrscheinlichkeit ist aber größer, daß sie im Kreis herumlaufen und irgendwann wieder am Ausgangspunkt angelangt sind.

Gläubige beten darum, Gott möge ihnen helfen, und sind verbittert, wenn sie keine Hilfe bekommen. Andere aber bekommen eigenartigerweise diese Hilfe. Worin liegt der Unterschied? Warum die einen und die anderen nicht?

Es ist alles eine Frage der genauen Zielbestimmung. Wenn zum Beispiel der Chef im Büro erscheint, auf den Tisch haut und schreit: »Das ist eine Sauerei. Fehler über Fehler. Das muß sich ändern!« Was wird sich ändern? Natürlich nichts.

Eine Veränderung ohne ein konkretes Ziel wäre Chaos. Nur wenn das Ziel ganz klar ist, wissen Sie und ich, wissen die Mitarbeiter, die Schüler und alle anderen, wo der Weg lang geht. Ich bin überzeugt davon, daß auch Gott uns nur hilft, wenn wir genau wissen, was wir wollen. Es zeigt sich jedenfalls immer wieder, daß die Menschen, die ein klares Ziel vor Augen haben, auch die notwendige Hilfe erhalten, um dieses Ziel zu erreichen.

Wie können Menschen, die sich noch nie Gedanken über den Sinn ihres Lebens, über ihr Lebensziel, gemacht haben, erwarten, an ihr Ziel zu kommen? Wenn sie ihr Ziel gar nicht kennen, ist es so, als hätten sie eine Reise begonnen, ohne zu wissen, wohin die Reise eigentlich gehen soll.

Das Leben ist wie die Teilnahme an einem Lehrgang, und viele Teilnehmer verhalten sich entsprechend. Sie versuchen einen bequemen Platz zu bekommen, gute Sicht zu haben, neben netten Nachbarn zu sitzen. Das ist alles gut und richtig. In erster Linie kommt es bei einem Lehrgang aber auf das Thema an. So ist es auch im Leben. Das wichtigste ist, das Thema zu kennen und sich darauf zu konzentrieren.

Die Zeit, die Sie aufwenden, um sich über Ihr Lebensziel klarzuwerden, ist nicht verloren. Sie können durch eigenes Nachdenken zu einer Antwort kommen. Schreiben Sie im entspannten Zustand auf ein Blatt Papier zehn Dinge auf, die für Ihr Leben wichtig sind. Dann stellen Sie fest, was für Sie am wichtigsten ist, was am zweitwichtigsten, was kommt an dritter oder vierter Stelle. Das kann ein erster Schritt sein. Sie können auch ein Gespräch mit einem guten Freund führen oder lange, einsame Spaziergänge machen.

Einer Antwort kommen Sie näher, wenn Sie sich folgende Frage beantworten: Wie würde ich jetzt leben, wenn ich wüßte, daß ich in einem Jahr tot wäre? Würde ich mein Leben völlig ändern, oder würde ich im wesentlichen so weiterleben wie bisher? Wenn Sie jetzt spontan sagen, ich würde alles ändern, dann fragen Sie sich doch einmal, aus welchem Grund Sie das nicht tun? Woher wissen Sie, daß Sie in einem Jahr noch leben werden?

Ist unser Leben nicht eigentlich mit einer Rennstrecke zu vergleichen? Wissen wir, an welcher Stelle dieser Rennbahn wir uns befinden? Sind wir mitten im Rennen, in einer Kurve, auf der Gegengeraden oder bereits auf der Zielgeraden? Am Ende, unmittelbar vor dem Ziel? Wir können alle jederzeit vor dem Ziel sein. Sind wir bereit, schon dort zu sein? Haben wir unser Leben so gelebt, daß wir sagen können, es war sinnvoll? Das Leben ist nur sinnvoll, wenn wir entsprechend unserem Lebensziel leben. Das gilt für jedes Lebensalter. Leben ohne Lebensziel, ohne Lebenssinn, kann zur Krankheit führen und im Extremfall tödlich sein. Das beste Beispiel dafür sind Depressive, die in der Regel nicht einmal in der Lage sind, sich vorzustellen, wie ihr Leben anders sein könnte. Es gibt für sie kein Ziel, das sie verfolgen könnten. Der erste Schritt zur Gesundung besteht deshalb darin, ihr spezielles Ziel zu definieren, auf das hin sie sich verändern können.

Aber gibt es nicht Argumente, die dagegen sprechen, daß man ein Ziel genau festlegt? Bedeutet das nicht eine Einschränkung der persönlichen Freiheit? Wer so denkt, verwechselt das Ziel mit dem Weg. Das Ziel muß absolut klar sein, sonst ist es einfach nur etwas Vages und kein Ziel. Wege zum Ziel kann es viele geben. Wenn einer sich als nicht gangbar erweist, dann gibt es fast immer einen anderen.

Ein Ziel kann aus mehreren Teilzielen bestehen. Ebenso kann ein Mensch mehrere Ziele haben. Wenn er allerdings seine Kräfte zersplittert und gleich viele verschiedene Ziele gleichzeitig erreichen will, dann wird er kaum erfolgreich sein. Das gleiche gilt, wenn er ein Ziel anstrebt, um dann, ehe er es erreicht hat, sich einem anderen zuzuwenden.

Wer seine Kräfte auf ein ganz konkretes Ziel konzentriert, der kann seine Energie mit einem hohen Wirkungsgrad einsetzen. Was nützen denn die besten Werkzeuge, wenn sie nicht gezielt eingesetzt werden? Es ist genauso wie in der modernen Technologie. Zum Beispiel ist es nur dann sinnvoll, einen Laserstrahl, also einen scharf gebündelten Energiestrahl, zu verwenden, wenn der Punkt, auf den er einwirken soll, ganz genau festliegt. Dann wirkt der scharf gebündelte Energiestrahl mit unglaublicher Geschwindigkeit präzise auf das entsprechende Material ein. Genauso ist es auch mit unseren geistigen Werkzeugen. Auch sie sind um so wirkungsvoller, je spezifischer wir sie einsetzen.

Es gibt noch einen weiteren Grund, das Ziel genau festzulegen. Wie können Sie denn sonst feststellen, ob Sie das Ziel erreicht haben? Wenn ein Hochspringer die Latte bei zwei Metern angelegt hat, dann hat er sein Ziel erreicht, wenn er rüberspringt und die Latte liegenbleibt. Ohne Latte würde ihm jede Kontrolle über seine Leistung fehlen.

Vielleicht sind Sie aber der Meinung, das sei überhaupt nicht wichtig. Irgendwo haben Sie den Ausspruch gelesen: Der Weg ist das Ziel. Das heißt mit anderen Worten, es kommt nicht darauf an, ob Sie das Ziel jemals erreichen. Worauf es ankommt, ist allein, auf dem rechten Weg zu sein. Das ist richtig und doch nicht richtig.

Auf dem Weg sein heißt doch, auf einem Weg voranzukommen. Es bedeutet nicht, stillzustehen. Dann wäre es kein Weg, sondern ein Ort. Woran aber erkennt man, ob man vorankommt? Wenn wir auf einem Weg wandern, dann zeigen uns verschiedene Dinge, daß wir vorankommen. Ein Wegweiser, ein großer Baum, eine Kirche, eine Brücke, alles Merkmale, die auf unserer Karte eingezeichnet sind.

Daran merken wir, daß wir uns unserem Ziel nähern, also auf dem richtigen Weg sind. Das Ziel und die Teilziele müssen vor Beginn der Wanderschaft festliegen, nur dann wissen wir, ob wir sie erreicht haben oder uns ihnen zumindest nähern.

Dieses Wissen ist wichtig für unser Bewußtsein. Es gibt uns die richtige Motivation, den Ansporn, weiterzumachen. Es ist das Feedback, die Rückmeldung, daß wir uns richtig verhalten. Es ist genauso, als wenn Sie eine Sprache lernen. Sie können noch so viele Vokabeln lernen, wenn Sie nie überprüfen, ob Sie sie beherrschen, richtig aussprechen und beim Sprechen anwenden können, dann wird Ihr Lernerfolg äußerst gering sein. Lernen ist ein Prozeß der Verhaltensänderung. Das Verhalten aber kann man nur ändern, wenn man weiß, wieweit das bisherige Verhalten dem vorgegebenen Ziel entsprach. Jede Rückmeldung, ob ein Lernschritt erfolgreich bewältigt wurde, verstärkt damit die gewünschte Verhaltensweise. Dies ist auch einer der Gründe, daß die Form des programmierten Lernens so effektiv ist. Beim programmierten Lernen erfährt der Lernende nach jedem Lernschritt sofort, ob er richtig gelernt hat.

Wie Sie Ihr Ziel festlegen, trägt ganz entscheidend dazu bei, ob Sie es erreichen. Es gibt bestimmte Kriterien für die Definition eines Zieles. Nur wenn die Formulierung diesen Kriterien entspricht, ist das Ziel wohlgeformt.

Das fängt damit an, daß Sie immer nur Ziele für sich selbst setzen können. Wenn Sie sich also wünschen, daß sich Ihre Partnerin oder Ihr Partner ändert, so kann das nur ein frommer Wunsch sein. Kein Mensch kann einen anderen Menschen so einfach ändern. Das können nur »Zauberer« oder andere »Wesen mit überirdischen Fähigkeiten«.

Was Sie jedoch sehr wohl tun können, ist, auf andere Menschen indirekt einzuwirken, so daß sie sich von selbst ändern. Die Formulierung Ihres Zieles könnte dann etwa so lauten: Ich will bestimmte Fähigkeiten erwerben, mit denen ich andere Menschen beeinflussen kann. Diese Fähigkeiten sind ...

Noch einmal, formulieren können Sie nur Ihr eigenes Ziel, nicht das einer anderen Person. Jeder, der sich ein Ziel steckt, muß darauf achten, daß er selbst es erreichen kann. Das Ziel, im Lotto zu gewinnen, kommt also nicht in Frage. Auf den Lottogewinn hat nach menschlichem Ermessen, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, niemand Einfluß.

Darüber hinaus sollte Ihr Ziel situationsspezifisch und möglichst konkret sein. Angenommen, Sie wollen besser reden können. Eine solche Formulierung ist auf keine bestimmte Situation bezogen und nicht konkret. Wo wollen Sie besser reden können? Vor einer großen Gruppe oder gegenüber einer bestimmten anderen Person? Wann soll das der Fall sein, und wie wird sich das ausdrücken? Erst wenn Ihnen eine konkrete Situation vor Augen steht, ist das Ziel eindeutig.

Das Wort »besser« ist ein Vergleich, und Vergleiche soll die Zielformulierung nicht enthalten. Was heißt denn »besser« reden? Besser, als Sie jetzt reden, oder besser als Ihr Freund? Vergleiche dienen nicht der Klarheit.

Nicht nur bei der Zielformulierung, auch sonst in unserem Leben gehört nach meiner Überzeugung die Angewohnheit, zu vergleichen, zu den Eigenschaften, mit denen sich viele Menschen ihr Leben unnötig schwermachen. »Mir geht es viel schlechter als anderen Menschen.« »Meine Mutter liebt meinen Bruder/meine Schwester mehr als mich.« Obwohl solche Aussagen mit großer Wahrscheinlichkeit falsch sind, wirken sie gefühlsmäßig ebenso stark wie Tatsachen, einfach weil die Betroffenen fest daran glauben.

Zu mir kam ein vierundzwanzigjähriger Student, der sehr stark stotterte. Ich machte mit ihm eine Rückführung, das heißt, er erlebte im tief entspannten Zustand Geschehnisse aus seiner Vergangenheit wieder, Ein entscheidendes Erlebnis aus seiner Kindheit, das zumindest eine Ursache für sein späteres Stottern war, war ein Ereignis im Alter von sechs Jahren.

Vor seinem geistigen Auge konnte er sehen, was damals geschehen war. Es war sein erster Schultag. Mit der Zuckertüte im Arm verabschiedete er sich von seiner Mutter, um allein zur Schule zu gehen. Seine Mutter stand an der Tür. Sie drückte ihn nicht an sich oder hielt ihn an der Hand. Nein, sie stand aufrecht im Türrahmen, schaute auf ihn herab und sagte: »Du mußt besser sein als die anderen.« Das war alles. Kein liebes Wort, kein Lächeln, nur »besser als die anderen«!

Der Junge ging zur Schule und gab sich Mühe. Sein Unbewußtes hatte den Auftrag gespeichert, und er war bereit, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, daß der Befehl ausgeführt wurde. Als er dann nach einiger Zeit zum ersten Mal laut vorlesen sollte, strengte er sich besonders an. Und wie das meist so kommt, gerade wenn man etwas besonders gut machen will, geht es daneben. Er versprach sich, verhaspelte sich und fing an zu stottern. Die Klasse lachte, schlimmer aber noch, der Lehrer ebenfalls. Die erste Wunde war geschlagen. Mit jedem Mal wurde es schlimmer, fast zwanghaft. Das Stottern, das zuerst etwas ganz Natürliches gewesen war, war fest in ihm verankert.

Als dieser Student zu mir kam, stotterte er nicht nur, er hatte überdies den inneren Drang, hart zu arbeiten. Seine Studienleistungen waren überragend, er hätte es überhaupt nicht nötig gehabt, so viel zu lernen. Aber da war ja dieser unbewußte Auftrag, besser zu sein. Und er arbeitete bis an den Rand der Erschöpfung. Je erschöpfter er aber war, um so schlimmer wurde sein Stottern.

Verzichten Sie also auf jeden Vergleich, wenn Sie sich ein Ziel setzen.

Die nächste Forderung wird Ihnen auf den ersten Blick eigenartig erscheinen: Das Ziel soll sinnesspezifisch sein. Was haben die menschlichen Sinne mit einem Ziel zu tun? Sehr viel. Gerade die Sinne spielen bei jeder Kommunikation eine große Rolle. Sie sind nicht nur die Wahrnehmungskanäle zum Aufnehmen externer Informationen. Wenn es darum geht, diese Informationen innerlich zu verarbeiten, sind es wiederum die Sinne, auf die es dabei ankommt.

Sinnesspezifisch bedeutet also, daß Sie sich die Frage stellen: Woran werde ich erkennen, daß ich das Ziel erreicht habe? Wenn Sie das Ziel erreicht haben, werden Sie dann etwas wahrnehmen, etwas Bestimmtes sehen? Entstehen in Ihnen vielleicht innere Bilder, sehen Sie also etwas vor Ihrem geistigen Auge? Wie werden Sie es sehen, in welchen Farben oder in welcher Größe?

Sie können auch etwas hören. Wird jemand etwas sagen? Werden Sie eine innere Stimme hören, die Ihnen zu verstehen gibt, daß Sie das Ziel erreicht haben?

Dann könnte es sein, daß Sie ein bestimmtes Körpergefühl haben. Sie könnten freier atmen oder ein warmes Gefühl in der Magengegend haben.

Ja, sogar riechen oder schmecken kann Ihnen anzeigen, daß Sie Ihr Ziel erreicht haben. All das sind sogenannte Zielerkennungsphänomene.

Das ist alles schon etwas verrückt, meinen Sie nicht? Bilder vor dem geistigen Auge sehen, sind das nicht Halluzinationen? Oder eine innere Stimme hören, als hätte man einen kleinen Mann im Ohr? Gehören Menschen, die so etwas erleben, nicht in die Klapsmühle?

Wie verrückt es auch erscheint, es ist nicht verrückt. Alle Menschen sehen mehr oder weniger häufig und klar Bilder vor ihrem geistigen Auge, hören eine innere Stimme, spüren Gefühle, manchmal als Schmerz, bevorzugt in der Brust oder in der Magengegend, haben plötzlich einen bestimmten Geruch in der Nase und so weiter. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß die einen das zugeben und es sich vielleicht sogar bewußtmachen, während andere es verleugnen oder auch alle solche Bilder, Töne oder Gefühle sofort verdrängen.

Unzählige erfolgreiche Menschen, die in ihrem Leben großen äußeren Erfolg haben, tun dies auf Kosten des Innenlebens. Alle Gefühle werden rigoros unterdrückt, es zählt nur, was der Verstand akzeptieren kann. Irgendwann aber wird der innere Druck zu stark, brechen die Gefühle nach außen, kommen Unruhe, Ängste, Verzweiflung, manchmal sogar ein psychischer und physischer Zusammenbruch. Nicht nur Manager um die Fünfzig erleben diesen Zustand, der dann vornehm als Midlife-crisis umschrieben wird.

Deshalb, wer immer sich ein Ziel setzt, sollte sich dabei fragen, woran er sinnesspezifisch erkennen wird, daß er das Ziel erreicht hat.

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