Читать книгу Hundert Geschichten - Quim Monzo - Страница 10

Uff, sagte er

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Sie tranken Kaffee und aßen Cremetörtchen. Uff, sagte er schließlich (denn zuvor hatte er den Mund voll, nicht nur mit Kuchen, sondern auch voll Trägheit, und hätte ihn nicht aufgekriegt). Sie schaute nicht einmal zu ihm hin (es war soooooo heiß und das Fenster wie immer geschlossen). Das Fenster ist wie immer zu, bemerkte sie. Er antwortete nicht (sondern dachte, im Hochsommer ist Hitze doch völlig normal). Mach es auf, wenn du willst, schlug er vor, denn er hatte den Eindruck, etwas sagen zu müssen. Sie aber stand weder vom Stuhl auf noch gab sie einen Kommentar dazu ab. Es war, als würde das Wetter sie in aller Stille fertigmachen. Sie nahm die Teekanne und goss ganz langsam Kaffee in die Tasse (die Kaffeekanne war bereits vor einem Jahr kaputtgegangen, doch sie hatten beschlossen, keine neue zu kaufen: Sie tranken nicht gerne Tee, und die Teekanne würde es für den Kaffee auch tun). Eine Fliege kreiste über dem Kuchen. Sie hob die Hand, um sie wegzuscheuchen, doch dann war ihr das ein zu großer Kraftakt für die kleine Belästigung, die die Fliege darstellte, und sie ließ es sein. Für ein paar Sekunden hing ihre Hand in der Luft. Dann legte sie sie langsam auf dem Tisch ab. Ich glaube, sagte er in die Luft schnuppernd, diese Hitze zieht die Fliegen an. Auf der anderen Seite des Fensters erstickte die Sonne ein syphilitisches Efeugewächs, das mehr tot war als lebendig und sich an dem einzigen sauberen Fleck auf der schmutzig weißen Wand festkrallte. In Kürze würde der Sonnenstrahl die Fensterscheibe erreichen und ins Zimmer eindringen. Ja, pflichtete sie ihm bei, stierte in die Tasse und schlug mit dem Kaffeelöffel dagegen (kling-kling, winzig und warm, ertönte es in gleichmäßigen Abständen). Würdest du bitte damit aufhören?, fragte er genervt. Sie warf den Löffel auf den Tisch, was einen sanftweichen, orangefarbenen Klang ergab. Früher, sprach er weiter, waren die Sommer nicht so heiß. Alles verkehrt sich, beendete sie seinen Gedanken. Sie waren sich einig und saßen schweigend da, während die Sonne weiterwanderte: über die Köpfe der schlapp vor sich hin trottenden Menschen auf der Straße, der Kinder am Strand, sonnengeblendet. Sie mischten die Karten und hoben ab. Sie hatte zwei Paare.

Als sie wieder hochschauten, war der Himmel bereits dunkel und leuchtete schwarz. Sie machten die Tischlampe an, sammelten die Karten zusammen und schalteten mit der Fernbedienung den Fernseher ein. Auf dem Tisch lagen noch Wurst und kalte Toastscheiben, die sie nebenbei in sich hineinfutterten. Als das Fernsehprogramm, die Nationalhymne usw. zu Ende waren, schneite es auf dem Bildschirm und sie schliefen in den Sesseln ein. Gegen Mitternacht flogen dann rosa Tauben, schwarze Hähne aus Zuckerrohr, goldene Hirsche, Lapislazulimöwen, bunte Efeuranken und die stets zum Lachen aufgelegten Heliotropgiraffen durchs Fenster herein. Sie blieben bis zum frühen Morgen und entschwanden mit dem Aufgehen der Sonne einer nach dem anderen, sodass, als er und sie erwachten (die Sonne brannte bereits auf die schmutzig weiße Wand vor dem Fenster) die Tiere und Pflanzen fort waren. Sie tranken Kaffee und aßen Cremetörtchen. Uff, sagte er schließlich (denn zuvor hatte er den Mund voll und hätte ihn nicht aufgekriegt).

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