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Thomson, Braun, Corberó, Philishave

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Für die Herren Justerini und Brooks, mit Dank

Schon als er die Tür hinter sich schloss, fühlte sich Pol erleichtert. Die Reise war anstrengender gewesen als sonst, so als ob sich alle in den Kopf gesetzt hätten, ihm unnötig Schwierigkeiten zu machen. Er hängte seinen Trenchcoat an die Garderobe (sah, wie staubig sie war, und dabei fiel ihm auf, dass die ganze Wohnung putzbedürftig war), er drückte auf den Knopf des Stromzählers, drehte den Hauptwasserhahn auf, machte ein paar Lampen an und schaute in jedem Zimmer nach, ob alles in Ordnung war. Dann zog er im Wohnzimmer die Vorhänge auf: In der Mitte eines Kreises schneebedeckter Berge schmiegte sich das Dorf ans Ende des Tals wie eine Weihnachtskrippe.

In einem Regal fand er eine Flasche Cognac. Er nahm einen Schluck. Auf den Tisch stellte er seine in eine Schutzhülle eingepackte Schreibmaschine und den Aktenkoffer mit dem Papier und den Büchern. Aus dem Aktenkoffer holte er eine Tüte Garnelen. Er brachte sie in die Küche und legte sie auf die Marmorplatte. Er hatte Hunger. Er fühlte sich wie der Esel in der Fabel: Es drängte ihn genauso stark zum Schreiben wie zum Essen. Auf der Veranda drehte er den Gas- und den Heizungshahn auf. Er versuchte, die Flamme in der Therme anzuzünden. Er probierte es drei Mal, aber es gelang ihm nicht, die Flamme am Brennen zu halten. Für den Fall, dass er es vergessen hatte, las er die Bedienungsanleitung, die auf dem Knopf eingraviert war: »1. Ouvrir le robinet d’arrêt gaz situé au bas de l’appareil. 2. Pousser ce bouton à fond et tourner vers la droite. Allumer la veilleuse. Attendre environ 15 secondes. Pousser de nouveau à fond en tournant vers la gauche puis relâcher.« Der robinet d’arrêt gaz war bereits offen. Er drückte noch einmal ce bouton à fond und drehte ihn nach links. Langsam nahm er den Finger vom Knopf, um ihn zu relâcher. Die Flamme erlosch wieder.

Er beschloss, es eine Zeit lang sein zu lassen. Er räumte vier Dosen in der Küche ein und schloss den Kühlschrank an, füllte Wasser in die Eiswürfelschale und legte die Tüte mit den Garnelen in ein Fach. Dann sammelte er die leeren Flaschen zusammen und stellte sie in einen Korb. Alles war staubig. Er entfernte die Bezüge von den Sofas im Wohnzimmer, staubte die Möbel ab und fegte. Im Schlafzimmer holte er frische Betttücher aus dem Schrank, wendete die Matratze, machte das Bett. Er fegte auch das Arbeitszimmer aus und staubte die Bücher ab.

Am Nachmittag fiel ihm auf, dass er vor lauter Putzen das Mittagessen vergessen hatte. Er beschloss, sich die Jambalaya zum Abendessen zu kochen. Als er mit dem Putzen fertig war, fühlte er sich schmutzig und verschwitzt. Er brauchte eine Dusche. Er versuchte erneut, die Therme auf der Veranda anzukriegen. Er drückte den Knopf bis zum Anschlag, drehte ihn nach rechts und ließ ihn los; dann drückte er ihn noch einmal und drehte ihn in die Ausgangsposition zurück. Er ließ den Knopf ganz sachte los: Die Flamme erlosch. Er versuchte es noch vier Mal: nichts zu machen. Das Gerät war eindeutig kaputt.

Er duschte sich kalt (angesichts der weiten, weißen Schneefläche vor dem Fenster erschien ihm das absurd), zog sich an, nahm den Korb mit den Flaschen und lief ins Dorf hinunter. Dort kaufte er Butter, Milch, Schinken, Paprika, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie und Brot. Es gab keine Möglichkeit, Worcestersoße zu kriegen; er hätte sie wie die Garnelen aus der Stadt mitbringen sollen. Die einzige Lösung war, stattdessen Essig und japanische Sojasoße zu nehmen (die es komischerweise in dem dörflichen Supermarkt gab).

Er vesperte in der Bar; weniger wegen seines Hungers als vielmehr, um den Wirt zu fragen, ob er jemanden kenne, der ihm die Therme reparieren könne. Der Wirt kannte jemanden, aber dieser jemand war gerade nicht da und würde erst morgen wiederkommen. Er brauche sich aber keine Sorgen machen, er werde sich gleich morgen darum kümmern, sobald der ortsansässige Handwerker eintreffe, werde er ihm Bescheid sagen und dieser werde ihm das Gerät reparieren. Zurück zu Hause räumte er die Einkäufe an ihren Platz. Er zog die Schreibmaschine aus der Hülle und stellte sie an ihren Platz in der Mitte auf den Tisch. Rechts legte er die weißen Blätter hin. Links die Bücher, die er brauchte. Durch das Fenster (es wurde schnell dunkel) sah der Schnee bläulich aus, der Himmel war aschgrau. Da er gerade gevespert hatte, beschloss er erst um neun Uhr mit dem Abendessen anzufangen. Er hatte also ein paar Stunden Zeit zum Schreiben. Er setzte sich daran.

Früher oder später, und stets nur halb beschrieben, landete jedes Blatt im Papierkorb. Er schob die Schreibmaschine zurück und zündete eine Zigarette an. Im Dorf brannten nur wenige Lichter, keines gehörte zu einem Laden: Es gab nur das gelbe von der Bar und die Lichter der Diskothek. Die Kälte ließ seine Wirbelsäule zu Eis erstarren. Ohne große Hoffnung versuchte er noch einmal, die Therme anzumachen. Er wiederholte jede Handlung mehrmals, ohne Erfolg. Genervt schlug er mit der Faust auf die Therme. Er erinnerte sich, dass sein Vater einmal, als er noch klein war, ein japanisches Transistorradio (den ersten Transistor, den sie hatten) mit Faustschlägen wieder zum Laufen gebracht hatte. Vielleicht brauchte dieser (nicht japanische, sondern französische) Durchlauferhitzer ähnliche Methoden. Er schlug noch einmal mit der Faust auf das Gerät, diesmal kräftiger. Das Blech quietschte, und ihm schien, als brumme die Maschinerie. Hoffnungsvoll wiederholte er die Prozedur. Doch in dem Moment de relâcher ce bouton erlosch die Flamme.

Er schlug noch einmal auf das Gerät ein, und diesmal so heftig, dass das Schild, auf dem CHAFFOTEAUX ET MAURY stand, zu Boden fiel. Er regte sich auf. Das Blech war eingebeult und das Brummen wurde immer lauter. Mit abgewandtem Gesicht wiederholte er die Abläufe, dabei schwankte seine Stimmung zwischen der Hoffnung auf eine Nacht ohne Frieren und der Angst vor einer Explosion. Diesmal gewann er: Als er den Knopf losließ, blieb die Flamme, klein und flackernd, so als sei es das Normalste auf der Welt. Es war ihm etwas unangenehm, denn er dachte, er müsse vorher etwas falsch gemacht haben, wo es jetzt so einfach gewesen war. Er betrachtete das eingebeulte Blech und hob das Schild wieder auf. Er drehte nacheinander alle Heizkörper auf.

Er war nun etwas entspannter und schaltete den Fernseher ein. Er sah nur Streifen. Er hantierte an der Antenne herum. Die Streifen verwandelten sich in ein Gewebe aus flimmernden Körnchen wie Schneeregen. In diesem Dorf hatte man einen sehr schlechten Empfang. Er versuchte eine Weile, den Fernseher richtig einzustellen. Schließlich schaffte er es, Bilder einer nicht ganz vollkommenen, aber angesichts der Umstände und der Lokalität doch immerhin passablen Qualität einzustellen. Es kam ein Fußballspiel, ein Ereignis, das ihm nicht nur nicht gefiel, sondern das ihn zutiefst deprimierte. Er drückte auf den UHF-Knopf. Über den Bildschirm bewegten sich quer laufende Streifen. Er wiederholte die Prozedur: Er versuchte, das Bild einzustellen, aber das erwies sich als wesentlich schwieriger als bei dem anderen Kanal. Plötzlich ertönte eine französische Stimme, dabei fiel ihm ein, dass es hier an diesem Ort wahrscheinlich erheblich einfacher war, den französischen VHF als den spanischen UHF zu bekommen. Er wechselte also die Seiten und versuchte, den französischen Sender zu kriegen. Doch er fand ihn nirgends. Langsam formte sich aus den Nebelschwaden ein Frauengesicht, das sich sofort wieder auflöste, als er den Knopf ein klein wenig zu weit bewegt hatte. Er suchte es hartnäckig weiter, aber fand es nicht mehr: Nun stieß er auf einen fetten Moderator, der einen Burschen, der aussah wie ein Sänger, umarmte und ihm eine fürchterliche kleine Statue überreichte. Sie bewegten die Lippen, man konnte aber nichts anderes als Gebrutzel hören. Er drehte ganz, ganz vorsichtig an der Einstellskala: Er fand die Stimme, ganz leise: Sie sprachen italienisch, ohne Untertitel und Übersetzung. Er wunderte sich. Er versuchte, das Bild scharf zu stellen, aber wenn das Bild scharf wurde, verschwand die Stimme, und wenn die Stimme deutlich wurde, steckte sich das Bild mit Masern an. Er fand einen mittleren, akzeptablen Punkt. Der Moderator verabschiedete sich auf Italienisch. Auch die Werbung war italienisch. Er hatte zweifellos den italienischen Sender RAI eingestellt. (Er hatte das einmal an der Küste geschafft, im Sommer an einem Tag, an dem der Himmel absolut klar war. Doch hier im Gebirge im Winter und mit dem drohenden Heraufziehen eines Schneesturmes?) Die offensichtliche Tatsache überzeugte ihn: Er schenkte sich noch einen Cognac ein und fühlte sich glücklich. Er trank das Glas mit zwei Schlucken aus. Es war sehr kalt. Er dachte an das Schlimmste: Die Flamme in der Therme war wieder ausgegangen. Er sprang auf und rannte hin. Die Flamme brannte. Er seufzte erleichtert auf. Doch nur kurz: Er guckte in den Zimmern nach, und alle Heizkörper waren kalt.

Als er am Fernseher vorbeiging, sang Ornella Vanoni brasilianische Songs. Er beeilte sich. Er stand vor der Therme und überlegte, ob vielleicht Wasser fehlte. (Oder war vielleicht zu viel drin?) Er öffnete den Hahn, und der Zeiger stieg langsam hoch: 1, 2 . . . Zwischen der 4 und der 5 war ein kleiner roter Strich, der aussah, als solle er Gefahr anzeigen. Die Innereien des Monsters fingen an zu knurren. Es sah aus, als müsse die Heizung von einem Moment zum anderen funktionieren. Er gab mehr Wasser dazu. Der Zeiger erreichte die 3. Er drehte den Hahn zu. Der Zeiger stieg noch ein paar Sekunden. Er blieb etwas oberhalb der 4 stehen. Er überzeugte sich, dass der Hahn richtig zugedreht war. Der Zeiger pendelte sich ein Haar vor der roten Markierung ein. Das Brummen des Monsters steigerte sich in der Tonhöhe und wurde zu einem schrillen Pfeifen: Die Flamme breitete sich auf den ganzen Brenner aus, und die Heizung kam ins Laufen.

Er überprüfte jeden einzelnen Heizkörper. Sie waren kalt, doch die Rohrleitungen gaben ein derartiges Konzert, dass augenscheinlich bald das ganze Haus ein Paradies sein würde. Bis dahin würde er sich wieder vor den Fernseher setzen: Ornella Vanoni grüßte mit einem Lächeln. Der fette Moderator umarmte die Vanoni, überreichte ihr eine andere Statuette und kündigte eine kurze Pause an, die Pol dazu nutzte, um noch einmal den Zustand der Heizkörper zu überprüfen. Von den sechs im Haus vorhandenen waren vier schon ein bisschen warm. Einer von denen, die nicht funktionierten, war der in der Diele; der war ihm egal. Der andere aber war im Schlafzimmer. Er überprüfte, ob er aufgedreht war: Dem war so. Er versuchte, das Heizkörperventil abzuschrauben. Er suchte einen Schraubenzieher; fand aber nur einen, der zu klein war. Er drehte ihn mit Gewalt. Der Schraubenzieher verformte sich zu etwas wie einem Korkenzieher, doch die Schraube drehte sich endlos weiter. Als er das Ventil herauszog, schoss ihm das Wasser entgegen: ein Strahl unter Druck.

Er war von Kopf bis Fuß klatschnass. Bett und Fußboden verwandelten sich in wenigen Sekunden in ein Schwimmbad. Nur mit Mühe gelang es ihm, das Ventil wieder hineinzudrehen (dabei spritzte er die Wände nass, die bisher verschont geblieben waren), es mit den Fingern festzuschrauben und ruhig zu stellen, es tropfte; der Heizkörper war aus. Er zog seine nassen Kleider aus und den Schlafanzug an. Er wischte den Boden auf, zog das Bett ab und breitete die Laken und seine Kleider über den Stühlen aus. Er überlegte, welche Möglichkeiten es gab: Er konnte den Hauptwasserhahn zudrehen und die Heizung reparieren (aber es hatte ihn so viel Mühe gekostet, sie in Gang zu setzen, dass er nicht das Risiko eingehen wollte, dass ihm die Therme noch einmal eins auswischte). Er gab den Heizkörper im Schlafzimmer für verloren: Er würde warten, bis morgen der Handwerker kam, den der aus der Bar ihm versprochen hatte. Derweilen würde er entweder mit noch mehr Decken im Bett schlafen oder im Schlafsack im Wohnzimmer. Er schaute noch einmal nach der Therme: Alles funktionierte perfekt.

Im Fernsehen sang eine dreiköpfige schwarze Band. Er schaute durchs Fenster: Die Bar war nun geschlossen, und außer der Diskothek lag das ganze Dorf im Dunkeln. Und wenn er jetzt schlafen ginge? Es war ein aufregender Tag gewesen. Wenn er früh ins Bett gehen würde, könnte er morgen fest arbeiten. Es tat ihm aber leid, auf das italienische Fernsehen verzichten zu müssen (das morgen vielleicht nicht mehr auffindbar war) und die Jambalaya zu verschieben. Unentschlossen rollte er sich auf dem Sofa ein. Keine Viertelstunde später war er eingeschlafen und träumte von erlesenen Speisen auf gedeckten Tischen in den sonnigen Gärten von New Orleans, in der Ferne hörte man die Straßenbahn. Als serviert werden sollte, schrien die Köche empört; er, der gerade erst eingetroffen war, fühlte sich schuldig, weil er zu spät gekommen war, und flüchtete unter Eisengitterbalkone, ohne zu wissen, wo er die Soße finden könnte. Die Köche lachten leise in sich hinein.

Er erwachte, als keine Geräusche mehr zu hören waren. Der Fernseher war weiß; er schaltete ihn aus. Er war genauso hungrig wie müde. In der Küche hörte er ein leises Tropfen, das von keinerlei Wasserhahn herrührte: Es war der Kühlschrank, der ausgegangen war. Das wenige Eis, das in der kurzen Zeit gefroren war, schmolz langsam vor sich hin. Er zog den Stecker. Mit Kräften, die ihm titanisch vorkamen, drehte er den Kühlschrank um. Er verstand nichts von diesen hieroglyphischen Serpentinen. Er drehte den Kühlschrank in seine Ausgangsposition zurück und steckte den Stecker wieder in die Steckdose: Nicht einmal das Lichtchen innen drin ging an. Bevor er die Küche verließ, ging er auf die Veranda und schaute nach der Therme: Die Flamme war da, wo sie sein sollte.

Er holte seinen Schlafsack aus einem Schrank. Er schlüpfte hinein und legte sich auf das Parkett neben einen Heizkörper. Er drehte sich mehrere Male hin und her: Es fiel ihm schwer, die ideale Stellung zu finden. Er überlegte, ob es nicht besser gewesen wäre, die Matratze umzudrehen und dort zu schlafen. Vielleicht war sie weniger nass, als er anfangs gedacht hatte. Doch jetzt war er zu faul zum Aufstehen.

Eine Dreiviertelstunde später sah er ein, dass er nicht schlafen konnte. In der Küche machte er sich ein Brot mit Öl und Zucker. Aß es. Dann setzte er sich vor die Schreibmaschine und fing an zu schreiben. Er schrieb eine halbe Seite voll, die er sofort wieder herausriss. Er knüllte sie zusammen und warf sie in den Papierkorb. In der Küche schnitt er Brot und Schinken auf und verzehrte das Ganze. Aus der Reisetasche zog er Candide ou l’optimisme. Er setzte sich auf einen Stuhl in der Küche und las.

Es dauerte genau dreizehn Sekunden, bis das Licht ausging. Beim Schein einer Kerze kontrollierte er die Sicherungen. Sie sahen aus, als seien sie in Ordnung. Er schaute aus dem Fenster: Im Dorf brannte kein einziges Licht, doch das besagte gar nichts: Um halb fünf Uhr morgens war das normal. Er machte noch mehr Kerzen an und las weiter.

Als er aufwachte, war es bereits Tag. Er war über dem Tisch eingeschlafen und war total erfroren. Er gähnte; die Knochen waren kurz davor, sich in Stalaktiten zu verwandeln. Er berührte die Heizkörper: Alle waren kalt. Er rannte zur Therme: Die Flamme war da, wo sie sein sollte, doch das Thermometer zeigte null Grad an. Er ließ noch einmal Wasser in die Heizung laufen: 3, 4, 4½ . . . Er überschritt die rote Linie. Aus einer Röhre, die außen am Gebäude angebracht war, begann das überschüssige Wasser abzufließen. Die Therme grunzte, die Flamme sah aus, als würde sie sich endlich über die ganze Brennplatte ausbreiten, doch stattdessen ging sie aus.

Er beschloss, sich einen Kaffee zu kochen. Beim Anblick der ungemahlenen Bohnen in der Dose erinnerte er sich, dass bei seinem letzten Aufenthalt die Kaffeemühle kaputtgegangen war. Er suchte ein Henkeltöpfchen und goss Milch hinein. Doch dann hatte er eine bessere Idee: Er stellte das Töpfchen auf die Marmorplatte und holte zwei Töpfe heraus; er stellte eine Herdplatte an, wenigstens der Herd funktionierte. Er säuberte und kochte die Garnelen. Dann stellte er einen der Töpfe mit Butter auf den Herd. Er gab den in große Würfel geschnittenen Schinken und eine zerkleinerte grüne Paprika dazu. Er rührte ein paar Minuten lang und schüttete etwas Mehl hinzu. Später gab er die Garnelen, Wasser, die in vier große Stücke geschnittenen Tomaten, gehackte Zwiebeln, Knoblauch und Petersilie hinein. Als das Ganze zu kochen anfing, gab er Reis, Salz, Thymian, roten Pfeffer, Soyasoße und Essig dazu. Er legte den Deckel auf den Topf und stellte den Herd klein. Eine halbe Stunde lang kontrollierte er das langsame Sieden.

An der Tür klingelte es: Ein Jüngelchen stand davor, vom Barmann geschickt, um die Therme zu reparieren. Pol zeigte ihm nicht nur die Therme, sondern auch alle anderen Geräte, die repariert werden mussten; und die Heizkörper: einen nach dem anderen. Doch er verlor zu viel Zeit mit Erklärungen. Er merkte es, als er einen verräterischen Geruch aus der Küche wahrnahm. Der Versuch, die Jambalaya auf eine Platte zu stürzen, scheiterte, denn sie war angebrannt und das, was er noch herauskratzen konnte, war ein ungenießbarer Brei.

Er stellte den Milchtopf auf den Herd. Das Jüngelchen rief ihn, um ihm zu zeigen, wie einfach es war, den Heizkörper nicht kaputt zu machen, man müsse nur das Ventil richtig herum abschrauben. Es war zu spät, als er wieder in die Küche kam: Die Milch war übergekocht und klebte auf der Herdplatte. Aus Faulheit trank er den Milchstrahl nun gleich aus der Flasche. Er steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster. Sie kamen verkohlt wieder heraus.

Er versteckte sich auf dem Klo und schwor, erst wieder herauszukommen, wenn alle Geräte im Umkreis von einem Kilometer repariert waren. Er zog an der Kette und sie ging an drei Stellen kaputt. Er schaute in den Spiegel: Sah ein unrasiertes Wesen auf der Flucht. Kurz davor, den größten Fehler seines Lebens zu begehen, betrachtete er den Rasierapparat in seiner Hand. Entsetzt warf er ihn ins Bidet, er hatte seine Zähne gesehen.

Draußen erwartete ihn der junge Mann. Zusammen überprüften sie, ob die Therme, die Heizkörper, die Kaffeemühle, der Kühlschrank, der Toaster und der Rasierapparat perfekt funktionierten. Bis zum Kauf einer neuen ersetzte er die kaputte Kette durch ein Seil. Pol bezahlte. Der Handwerker ging von dannen.

Nach dem Rasieren setzte er sich an die Schreibmaschine. Es packte ihn die Wut: Er hatte sich gestern auf der ganzen Reise darauf gefreut, anzukommen, sich sofort hinzusetzen und zu schreiben. Stattdessen ärgerte er sich seit seiner Ankunft mit irgendwelchen Gegenständen herum und hatte noch nicht eine Zeile zu Papier gebracht. Im Vertrauen auf sein Gedächtnis, was aber offenbar schlecht war, hatte er sich von den Ideen, die auf der Reise herangereift waren, keine Notizen gemacht. Doch seit er in diesem Haus war, hatte er nicht ein Bild wieder hervorholen können: Sein Kopf war leer und ihm fiel nichts ein. Alle Heizkörper liefen jetzt hundertprozentig: Die Luft füllte sich mit einer übermäßigen Wärme. Er zündete sich eine Zigarette an. Er fing an zu tippen, fast ohne zu wissen, was. Doch gleich darauf war es ihm klar: genau diese Aneinanderreihung von Gemeinheiten, die ihn seit zwanzig Stunden in Panik versetzten. Die Zeilen schossen heraus wie ein Strahl: ». . . Die Reise war anstrengender gewesen als sonst, so als ob sich alle in den Kopf gesetzt hätten, ihm unnötig Schwierigkeiten zu machen . . .« Er hielt inne: Die Sonne flammte vom Himmel. Er schwitzte. Er zog seinen Pullover aus, ging auf die Veranda und machte die Heizung aus. Er hatte keine Angst vor der Irreversibilität seines Tuns. Am Tisch las er noch einmal durch, was er geschrieben hatte: ». . . versuchte erneut, die Therme auf der Veranda anzukriegen. Er drückte den Knopf bis zum Anschlag, drehte ihn nach rechts und ließ ihn los . . .« Nun wusste er, je mehr Zeilen er schreiben würde, desto sicherer würde er sich fühlen. Er musste alles aufschreiben: von der Abreise aus der Stadt bis zur Ankunft des Jüngelchens; nein: bis genau zu dem Moment, als alles wieder in den Normalzustand zurückgekehrt war, er sich vor seine Schreibmaschine gesetzt und den richtigen Dreh herausgefunden hatte. Erst wenn er sich alles von der Seele geschrieben hatte, würde er mit dem beginnen können, weswegen er eigentlich hierher in die Einsamkeit gekommen war; die ganzen Ideen, die ihn auf der Reise bombardiert hatten, würden wieder in vollkommener Ordnung da sein: Mühelos würde er auf den Blättern des rechten Stapels Absatz für Absatz aneinanderreihen; und wenn er sie alle beschrieben hatte, würde er hinunter ins Dorf gehen und für die unvergleichliche Jambalaya, die er sich zur Feier des Tages kochen würde, eine Flasche Alella kaufen. Doch plötzlich flog eine Taste der Olivetti in einem akrobatischen Sprung in die Luft. Innerhalb von Sekunden flog die Schreibmaschine auseinander und blieb als ein Haufen Schrauben, Gestänge und Federn liegen.

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