Читать книгу Der letzte Flug des Chyratos - R.A. Liebfahrt - Страница 11

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Und es gibt noch mehr davon

Ich höre auf einmal Schritte näherkommen. Diese Schritte kenne ich nicht, das sagt mir mein Adlerinstinkt. Es sind große Schritte, viel größere als jene von Dominique. Niki scheidet sowieso aus, dieses „Gehüpfe“ ist etwas ganz anderes. Geräuschlos erhebe ich mich von meinem Schlaflager, auch das habe ich als Adler gelernt, nicht gehört und gesehen zu werden ist eine Überlebensnotwendigkeit in meiner Welt. Ich spähe durch eine Ritze und sehe einen Schatten. Es ist ein großer, schauerlicher Schatten und er wird größer und kommt näher. Außerdem hat dieser Schatten einen Hut auf mit großer Krempe und auf diesem steht etwas Komisches hervor. Ich möchte sagen, es ist ein Haarbüschel, vielleicht von seinem vorigen Opfer oder so. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Er wird es doch nicht auf uns, oder auf Dominique abgesehen haben. Ich muss und ich werde sie beschützen. Meine einzige Waffe, welche ich noch besitze, ist mein spitzer großer Schnabel, der, wenn es sein muss, auch Knochen durchbrechen kann. Ich verstecke mich hinter der Türe und beobachte, wie der „Schwiebel“ (Türriegel) zurückgeschoben wird. Mein Angriffsplan, welchen ich gerade in meinem Kopf aushecke sieht wie folgt aus: Ich lasse das Opfer hereinkommen, und überfalle es von hinten, der Überraschungsmoment ist dann auf meiner Seite. Die Tür geht leicht knarrend auf, und die Gestalt schiebt sich herein, schließt die Türe aber sofort wieder. Schleichend bewegt sich die Kreatur weiter und in diesem Augenblick schlage ich zu. Ich stürze mich auf sie und beginne wie wild mit meinem Schnabel auf sie einzuhacken. Es ertönt ein lautes Wehgeschrei und ein Zusammenzucken. Die Kreatur schreit auf einmal: „Aufhören, bist du verrückt geworden? Ich bin es, der Toni!“ Da erscheint auch Dominique, packt mich bei den Flügeln und ruft: „Frederik, sofort aufhören!“ Ich lasse vom Eindringling ab und weiche zurück. „Wie kannst du nur Toni angreifen?“, spricht mich Dominique vorwurfsvoll an. „Ja, woher soll ich denn wissen, dass du diesen Typen kennst?!“ „Was, der Vogel kann sprechen?“, schaltet sich nun auch Toni ein. „Da schaust du, was? Das habe ich ihm beigebracht.“ Als sich das Ganze beruhigt hat, werden wir beide uns vorgestellt: „Das ist Toni, ein Freund, und dies ist mein Adler Frederik.“ Nickend begrüßen wir uns. Auch Niki ist von dem Krach munter geworden und begutachtet Toni kritisch. „Du hättest mich ruhig vorher warnen können“, spreche ich Dominique an, um meinen Angriff zu rechtfertigen. „Du bist gut“, gibt sie mir zurück, „ich weiß ja selber nie, wann Toni bei mir auftaucht.“ Als Toni seinen Umhang abgelegt und auch den Hut abgenommen hat, wirkt er ganz vertraut und nicht mehr so böse und verbrecherisch. Beim gemeinsamen Frühstück berichtet Toni vom Leben da draußen in der anderen Welt. Vorsichtshalber hat er sein Handy weit vorne am Tal beim Wasserfall versteckt, um nicht geortet und gehört zu werden. „Was ist ein Handy?“, frage ich nach. „Ein Verständigungsgerät für Menschen“, antwortet Toni. „Es kann aber viel mehr, und dient jetzt mehr der Überwachung als dem Informationsaustauch. Man muss vorsichtig sein“, berichtet er weiter. „Die Menschen werden total überwacht, und haben sehr wenige Freiheiten. Sie dienen einem System, das sie selbst erschaffen haben. Zuerst als Erleichterung und Hilfe bei den Arbeiten gedacht, doch jetzt ist die Gewaltherrschaft da. Ohne Handy und Internet läuft gar nichts mehr, und die letzten Aussteiger sind isoliert und werden als Verschwörungsterroristen verfolgt.“ Niki gackert dazwischen: „Was hat es mit dem Internet auf sich?“ „Das Internet verbindet die ganze Welt miteinander, durch Kabel, Funk und Schwingungen, deshalb wird auch jetzt das 8-W-Netz ausgebaut, um noch schneller Daten übertragen zu können. Gesteuert wird dieses 8-W-Netz von den Satelliten aus, welche nach und nach in die Umlaufbahn der Erde gebracht werden. Von öffentlicher Stelle heißt es, dass die Schwingungen und Frequenzen ungefährlich sind, doch ich weiß, es sterben Tiere und Pflanzen in großer Zahl. Offiziell sprechen die Behörden von einer Seuche, welche bald wieder vorbei ist. Ja, wenn es keine Lebewesen mehr gibt auf diesem Planeten“, ergänzt Toni seine Ausführungen. „Und den Menschen schaden diese Frequenzen nicht?“, frage ich Toni erstaunt. „Wir sterben nicht davon, werden aber aggressiv, weil sich diese Schwingungen mit unserem Nervensystem nicht vertragen, doch dafür ist vorgesorgt“, spricht Toni weiter. „Alle Menschen werden geimpft oder bekommen Pharmazeutika und werden zu willenlosen Kreaturen, welche man steuern kann. Das Paradoxe dabei ist noch, dass sich die Pharmaindustrie mit den eigenen Mitarbeitern dumm und dämlich verdient. Ein System der Superlative!“, schimpft Toni wütend. „Wer oder was steuert dieses System?“, frage ich nach. „Keiner weiß es genau, aber es sind die Unlichtwesen, dunkle, böse, machtgierige Schatten, welche sich über die ganze Erde verbreitet haben.“ „Stimmt das?“, frage ich nun auch Dominique. Bejahend nickt sie, „und es wird noch schlimmer werden“, fügt sie hinzu. „Kann diese Wesen niemand aufhalten, und warum lassen sich die Menschen so etwas überhaupt gefallen?“, bemerke ich weiter. „Durch die Medienflut werden alle manipuliert, die halbe Menschheit ist schon mit implantierten Sendern versehen worden, welche durch die Impfungen verabreicht worden sind, und sie werden dadurch kontrolliert. Verschwörer werden verfolgt und auch ermordet, oder verschwinden still, oder werden einfach Opfer vom Virus, ausgelöst durch die neue Pandemie.“ „Und was ist mit dir, Dominique, warum bist du noch nicht infiziert?“, frage ich interessiert. Toni fällt ihr ins Wort und sagt: „Dominique steht auch auf der schwarzen Liste. Ihre Flucht hierher an diesen unberührten Ort hat sie bisher verschont, aber sie suchen nach ihr, und sie muss aufpassen. Deshalb schleiche ich mich hier so an, um sie zu schützen. Ich weiß aber nicht, wie lange dies noch gut geht, denn auch ich werde bespitzelt, und habe mich nur durch meine vorgespielte Dummheit retten können.“ „Im zivilen Leben ist Toni ein Narr, den keiner ernst nimmt“, lächelt und redet Dominique dazwischen. „Ihr macht mir wirklich Angst, gibt es wirklich nichts und niemanden, der das alles aufhalten kann?“ „Ich fürchte nicht“, antwortet Dominique mit gesenktem Kopf. Es herrscht auf einmal Stille im Raum und Angst macht sich breit.

Niki durchbricht singend und halb gackernd diese Stille: „Fred ist der Retter, Fred ist der Retter!“ „Halt den Schnabel“, fahre ich sie zornig an, „damit spaßt man nicht, wir sind verloren, kapierst du das nicht, du dummes Huhn?“ Doch Niki lässt sich nicht abbringen: „Fred wird uns retten, Fred wird uns retten!“, trillert sie weiter und hüpft freudig umher. „Du blöder kleiner Vogel, hör endlich auf damit!“, steuere ich auf Niki zu, und ich will ihr schon eine Kopfnuss geben, als Dominique dazwischen geht und schreit: „Halt, sofort Halt!“ Sie nimmt Niki hoch auf ihre Arme und gibt ihr einen Kuss. „Du hast vollkommen Recht, du kleines schlaues Ding, Frederik ist der Auserwählte und wir sein Werkzeug!“, ruft Dominique voller Freude. „Das ist nicht euer Ernst!“, entgegne ich ihnen. „Schaut mich an, ich bin ein Krüppel, kann nicht einmal mehr fliegen, geschweige denn aufrecht gehen, und ich soll die Welt retten? Ihr habt sie doch nicht alle!“, entgegne ich ihnen weiter. „Das kriegen wir schon hin, und noch mehr dazu“, antwortet Dominique. „Ich muss sofort in meine Küche und alles vorbereiten, denn jede Minute ist kostbar, wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Dominique setzt Niki ab und verlässt den Raum. Mir bleibt der Schnabel offen und ich schüttle nur den Kopf. „Du musst ihr vertrauen“, schaltet sich Toni wieder ein, „einfach vertrauen. Sie ist halt so, und hat dadurch überlebt, eine Wahnsinns-Frau, und dafür liebe ich sie. Ich bin dankbar, euch kennengelernt zu haben, es gibt mir wieder Hoffnung und Zuversicht“, schließt Toni. Dann nimmt er seinen Rucksack, leert die mitgebrachten Sachen aus und will wieder gehen. „So schnell kommst du mir nicht davon!“, stelle ich mich ihm in den Weg. Toni schaut mich ängstlich an. „Keine Angst, ich tue dir schon nichts, aber du musst mir noch mehr von dieser Welt da draußen erzählen, damit ich weiß, mit wem ich es zu tun habe.“ „Schon gut, ich bleibe noch ein Weilchen“, gibt Toni zur Antwort, holt sich noch ein Tässchen Tee und setzt sich wieder zu mir. Niki gesellt sich auch dazu und Toni beginnt zu erzählen, vom Leben der Menschen da draußen – und es gibt noch mehr davon!

Der letzte Flug des Chyratos

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