Читать книгу Wenn etwas fehlt - Rachel Suhre - Страница 9
Kapitel 3
ОглавлениеSie war unterwegs mit einem der Jungs. Ihre ToDo-Liste für den heutigen Tag war endlos lang. Was sie nicht vergessen durfte war der Frauenarzt. Sie würde sich dort heute unbedingt noch einen Termin holen müssen. Da sie gerade sowieso in der Stadt war und erst abends wieder Zuhause, wollte sie dort gerade rausspringen. Vielleicht dauerte es diesmal auch nicht allzu lange. Schließlich hatte sie ihr Kleinkind dabei. Und war ja schwanger.
Ein Grinsen zog über ihr Gesicht. Sie blinkte und bog zur Fußgängerzone ab. Hoffentlich fand sie auf die Schnelle einen Parkplatz. Die Ampel wurde rot und eine kinderwagenschiebende Mutter mit drei weiteren Kindern überquerte die Straße.
Ach du meine Güte. Vier Kinder und alle zwischen 0 und 6 Jahren alt. Da hat sich aber jemand rangehalten, schmunzelte Ella vor sich hin.
Sie ergatterten in der hintersten Ecke des Parkplatzes noch einen Stellplatz für ihr kleines weißes Stadtauto. Eilig sprang sie aus dem Wagen, warf sich die Leinentasche über die Schulter und hob ihren Zweijährigen aus dem Auto. Der Motorenlärm war hier etwas ruhiger geworden, da sie sich direkt an der Fußgängerpassage befanden. Sie stellte ihr Kind kurz neben sich und kramte nach ihrem Geldbeutel. Hatte sie ihre Versichertenkarte überhaupt wieder zurückgesteckt? Ja, da war sie. Der kleine Junge hatte sich selber schon mal auf den Weg gemacht und direkt neben einem riesigen Hundehaufen ein paar Löwenzähne gefunden.
„Mama da!“ rief er quiekend.
Erschrocken fuhr Ella herum und griff nur noch nach dem kleinen Jungen, dessen Hand sich schon gefährlich nahe des Hundekots befand.
„Iiieh bah! Komm, wir gehen zum Doktor.“ Den Jungen unter den Arm geklemmt spurtete sie zum Frauenarzt. Am Praxisgebäude angekommen, nahm sie zwei Stufen gleichzeitig. Verschwitzt und ein wenig außer Atem betrat sie die Praxis.
Heute waren viele Patientinnen da. Eine Frau in blauer Bluse kam ihr entgegen, bog kurz vor ihr ab und verschwand schon wieder im Wartezimmer, das sich gegenüber dem Empfangstresen befand.
Ella trat an den Tresen und blickte freundlich in die Richtung der Arzthelferinnen. Da beide hinter ihren Computern verschanzt waren und für nicht mehr als ein freundliches Begrüßungslächeln Zeit fanden, schaute sie sich kurz in der Praxis um.
Am Ende des einen Flurs befand sich eine junge Frau, die mit weit ausgestreckten Beinen entspannt auf ihrem Wartestuhl zusammengesunken war. Eine hochschwangere Patientin versuchte gerade irgendwie an dieser anderen vorbeizukommen. Hoffentlich würde das gut gehen.
Mal abgesehen von den vielen Frauen hatte sich die Praxis sehr verändert. Sie war renoviert und dadurch noch viel freundlicher geworden als bei ihren letzten beiden Besuchen. Sie hatte beide Kinder bei Frau Doktor Lindemann bekommen und war durch und durch zufrieden mit der Schwangerschaftsbegleitung gewesen. Na ja, fast. Es gab schließlich immer irgendetwas, was einen störte oder eben nicht störte. Die Wände waren nicht weiß, sondern in einem cremefarbenen Ton gehalten. Das Inventar setzte farbliche Akzente durch sanfte Gelb-und Orangetöne. Selbst der Boden war erneuert worden. Man hatte den Eindruck dunkelbraune, restaurierte Holzdielen zu betreten. Ihre Ärztin hatte sich die Renovierung einiges kosten lassen und sie war wirklich gelungen.
Ella freute sich schon jetzt darauf die kommenden Monate zu den Vorsorgeterminen hierher zu kommen. Während sie wartete, bespaßte sie das Kind auf ihrem Arm und ging gedanklich nochmal durch, wem sie schon alles von diesem dritten Wunschkind Bescheid gegeben hatten.