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7. Nur Rhetorik?

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Dass Hitlers Rhetorik42 zentral mit Stilelementen der religiösen Sprache43 und mit theologischer Begrifflichkeit arbeitete, wurde ebenfalls früh notiert. Kenneth Burke, der amerikanische Kommunikationstheoretiker, stellte bereits 1939 in seinem brillanten Essay über „Die Rhetorik in Hitlers ‚Mein Kampf‘ “ fest: „Hitlers Denkschemata sind nichts anderes als pervertierte oder karikierte Formen religiösen Denkens.“44 Hitler habe „deshalb so große Wirkung“ erzielt, „weil er sich auf eine Bastardisierung ursprünglich theologischer Denkschemata stützt“45. Von der nationalsozialistischen Propaganda selbst wurde übrigens auch die mediale Form der Verbreitung Hitlerscher Reden unter theologischen Kategorien erfasst: „Was das Gebäude der Kirche für die Religion, das wird der Rundfunk für den Kult des neuen Staates sein.“ Der Rundfunk sei „nun nicht länger im physikalisch-technischen Sinne, sondern endlich im geistigen Sinne ‚Sendung‘. Jeder Funkschaffende ist Träger nationalsozialistischer Sendung, ein Propagandist und Apostel der Idee“, so Eugen Hadamovsky, „Reichssendeleiter“ von 1933 bis 1942.46

Vor allem aber der österreichische Kulturhistoriker und Publizist Friedrich Heer wies dann in den späten 1960er Jahren die theologische Herkunft vieler Versatzstücke des Hitlerschen Diskurses detailliert nach.47 Natürlich war auch der chiliastische Hintergrund48 vieler Begriffe Hitlers, etwa des von Hitler allerdings zunehmend misstrauisch betrachteten Terminus „Drittes Reich“, immer schon aufgefallen. Hitlers Wissenschaftsgläubigkeit allerdings lässt es freilich geraten erscheinen, gerade diesen chiliastischen Einfluss auf Hitler nicht zu überschätzen; Hitler benutzte denn auch den Terminus „Drittes Reich“ nach 1933 gerade wegen dessen „schwärmerischen“ Implikationen nicht mehr.49

Bei aller Befassung mit Hitlers Rhetorik: Lange wurde die unübersehbare theologische Komponente des Hitlerschen Diskurses als genau dieses nur genommen: als rhetorische Strategie. Doch Hitlers theologische Begriffe formulieren tragende Prinzipien seines Denkens und seines politischen Projekts. Die Durchsicht der Hitlerschen Texte jedenfalls ergibt: Hitlers Diskurs ist durchgängig in allen Phasen seiner politischen Biographie mit theologischen Begriffen durchsetzt. Sie spielen keine nur rhetorische, sondern eine zentrale und konstitutive Rolle.

Vor allem drei Orte des Hitlerschen Diskurses lassen theologische Elemente erwarten. Zum einen sollten sie dort zu finden sein, wo Hitler sich mit den Kirchen auseinandersetzt, sein Vorhaben also gegenüber den traditionellen theologischen Kompetenzträgern definiert; dann auch dort, wo er sich mit der genuinen religiösen Tradition seiner eigenen Bewegung, also der völkischen Religiosität auseinandersetzt. Drittens aber, und zentral, sind jene Stellen des Hitlerschen Diskurses aufzusuchen, wo Hitler positiv das eigene Projekt über theologische Begriffe konzipiert und legitimiert.

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