Читать книгу Indianertod - Rainer Buck - Страница 17

11.

Оглавление

Als Robert Falke ihn gestern am späten Abend angerufen hatte, hatte sich für Manuel zunächst alles richtig angefühlt, was er Jana geraten hatte. Manuel erfuhr, dass die Polizei nach Janas Hinweis noch am selben Tag Peter Becker als den Stalker identifiziert und unter dringendem Tatverdacht verhaftet hatte. Dennoch ließ ihn nicht los, was Jana ihm sonst noch anvertraut hatte. Lisa war es offensichtlich wichtig gewesen, dass er davon erfuhr. Hätte sie den Verdacht ihrer Schwester für ein bloßes Hirngespinst gehalten, würde sie Jana nicht dazu überredet haben, die Angelegenheit vor einem Dritten auszusprechen. Lisa hatte erst nach längerem Zögern Manuels Vorschlag zugestimmt, der Polizei gegenüber vorerst nichts von dem weiteren Verdacht zu erwähnen. Trotzdem war die Sache damit nicht vom Tisch. Es wäre einfacher für ihn gewesen, hätte er Robert einweihen können. Dieser war Kriminalist und zugleich ein kühler Kopf.

Am Dienstagmittag rief Robert bei ihm an und berichtete, Becker sei offensichtlich geständig. Nur einige Details des Tathergangs wären noch offen. Wie es schien, war der Mord die Eifersuchtstat eines Geistesgestörten. Ausgerechnet die romantische Beziehung zu seiner Schauspielkollegin Jana Felden, die im Vorfeld für einige positive Schlagzeilen in den Boulevardnachrichten und den Illustrierten gesorgt hatte, schien Branco Ilic zum Verhängnis geworden.

Manuel schrieb in seinem Bericht zwar, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien und man weiterhin nur von einem dringenden Tatverdacht sprechen dürfe, doch andere Blätter hatten sich schon festgelegt: „Liebe zu Ribanna besiegelt Winnetous Tod!“, hieß es im größten Boulevardblatt. „In diesem Haus wohnte der Winnetou-Mörder“, war eine weitere Story betitelt.

Manuel, der das Blatt hin und wieder aus beruflichem Interesse heraus kaufte, seufzte kopfschüttelnd, als er die Geschichte las, während er vor einem Café in der Fußgängerzone der beschaulichen Bad Espefelder Innenstadt saß und einen Milchkaffee trank. Dann fiel sein Blick auf eine weitere Meldung in Sachen Karl-May-Spiele. Dieser Artikel wirkte auf ihn elektrisierend. Er zog sein Handy aus der Tasche und telefonierte mit Lisa. Die nächsten Minuten wartete er ungeduldig auf einen Rückruf. Es folgte ein kurzes, eindringliches Gespräch mit Jana Felden, ehe er Robert Falkes Nummer eingab. Wenig später ging er vom Marktplatz die wenigen Schritte hinüber zur Amalienkirche, wo ihn Robert abholen sollte.

Bald darauf brausten sie in Roberts Wagen über die Bundesstraße durch die hügelige holsteinische Landschaft. Früher hatte Manuel immer angenommen, Norddeutschland sei eine einzige Ebene. Inzwischen war er ein Fan der Holsteinischen Schweiz. Die Landschaft rund um den Plöner See bot das Maß an Abwechslung, das er schätzte, wenn er gelegentlich zum Abreagieren angestauten Stresses mit dem Rennrad über die Landstraßen flog.

Aus dem CD-Player schallte ein Gospelsong von Robert Falkes Lieblingssänger Johnny Cash, doch der Hauptkommissar a. D. schien kaum auf die Musik zu achten. Mehrfach bohrte er nach, welche Offenbarungen ihn denn erwarteten, doch Manuel beharrte darauf, dass Jana Felden es ihm selbst sagen müsse. Was sie nicht preisgeben wolle, dürfe er nicht weitererzählen.

„Wohl ein Beichtgeheimnis“, knurrte der Ältere.

„Yep“, erwiderte Manuel nur.

„Aber über Lisa Felden können wir doch sprechen“, fuhr Robert nach kurzer Pause fort.

Manuel drehte sich zu ihm um. „Was gibt es über sie zu sagen?“

„Oh, ich meine nur. Sie ist eine nette junge Frau. Wäre sie nicht an den Rollstuhl gefesselt …“

„Hätte sie in diesen Tagen vielleicht etwas ganz anderes zu tun, als sich jetzt um ihre Schwester zu kümmern“, erwiderte Manuel unwirsch.

„Du magst sie?“, fragte Robert.

Manuel holte tief Luft. Als Robert schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, wandte sich sein Beifahrer ihm zu und fixierte ihn mit seinen stahlblauen Augen. „Nach allem, was ich dir über mich anvertraut habe, wundert es mich, dass du annimmst, ich würde jetzt unbefangen über meine Gefühle für Lisa mit dir plaudern wollen.“

„Heißt das, du hast Gefühle für sie?“

„Robert, bitte lass uns das Thema wechseln.“

„Du kennst meine Meinung.“

„Ja, ich kenne sie. Aber vielleicht solltest du gerade deshalb nicht fortfahren, mich zu nerven.“

„Schon gut, mein Freund. Entschuldige.“

Indianertod

Подняться наверх