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12.

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In Janas Wohnung erwartete Manuel eine Überraschung. Als ihn die Schauspielerin ins Wohnzimmer führte, kam Lisa an einem Rollator gehend ungelenk einige Schritte auf ihn zu. Zwar hatte er schon an dem Abend, als er sie im Wagen ihres Vaters heimgefahren hatte, den Eindruck gehabt, dass sie beim Umsteigen vom Rollstuhl ins Auto und zurück etwas Beinkraft einsetzen konnte, doch bisher hatte sie sich in seiner Gegenwart nur im Rollstuhl fortbewegt. Lisa deutete auf den leeren Rollstuhl und sagte: „Damit fühle ich mich beweglicher, aber es wäre einfach undankbar gegenüber Gott, das kleine Wunder nicht anzunehmen, dass ich mich wieder auf den Beinen halten kann.“ Schwerfällig wendete Lisa, ging mit kurzen Schritten hinüber zum Tisch und ließ sich behutsam in ihrem Rollstuhl nieder.

Manuel und Robert nahmen nebeneinander auf der Couch Platz. Jana stellte ein Tablett mit Wasserkaraffe und Gläsern auf den Tisch. Dann wandte sie sich an Manuel:

„Lisa wollte, dass ich mit deinem Freund spreche. Hast du ihn schon in die Sache eingeweiht?“

Manuel schüttelte den Kopf. „Ich halte meine Versprechen. Aber jetzt, nachdem in der Zeitung steht, dass Wühlmann Ilic in der Rolle als Winnetou beerben wird, denke ich, dass wir offen über das reden sollten, was du mir anvertraut hast.“

Jana sah Robert nachdenklich an, als wolle sie sich ein Bild von seiner Vertrauenswürdigkeit machen. Ihr Blick schien Robert nicht verlegen zu machen. Er wirkte, als wäre er noch im Polizeidienst und führe amtliche Ermittlungen.

Nach einem Schluck Wasser begann Jana: „Es geht, wie gesagt, um Hannes Wühlmann, der demnächst für Branco in Bad Espefeld den Winnetou spielen soll. Ich könnte mir vorstellen, dass er etwas mit Brancos Tod zu tun hat.“

„Sie wissen, man hat aufgrund Ihrer Hinweise diesen Peter Becker verhaftet. Der scheint die Tat gar nicht zu leugnen.“

Jana nickte.

„Meine Schwester war nie davon überzeugt, dass es Becker gewesen ist“, mischte sich nun Lisa ins Gespräch ein. „Sie machte nur eine Aussage zu seinen seltsamen Anrufen.“

„Das war korrekt so“, entgegnete Robert. „Die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist Sache der Polizei. Von Ihrem Verdacht gegen Wühlmann haben Sie den Kollegen nichts gesagt?“

„Nein. Ich würde auch jetzt nicht damit zur Polizei gehen.“

„Aber es ist genau das eingetreten, was du vermutet hattest, Jana“, schaltete sich Manuel ein. „Nach Ilics Tod ist der Weg frei für Hannes Wühlmann.“

„Sie trauen Wühlmann die Verwicklung in einen Mord zu?“, fragte Robert nun weiter.

„Ja.“ Janas Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „So deutlich hab ich das bisher noch niemandem gesagt, doch diesem Schwein traue ich alles zu.“ „Sie kennen ihn gut?“

Jana schaute Manuel an und sagte mit einem sarkastischen Lächeln: „Du scheinst die Sache mit dem Beichtgeheimnis wirklich ernst zu nehmen, Padre Manuel. Dein Freund weiß also nicht einmal, dass ich mit Wühlmann früher mal liiert war.“

„Unmittelbar, bevor Sie mit Branco Ilic zusammen waren?“, fragte Robert in seiner ruhigen Art weiter, die er sich bei der Kripo angeeignet hatte.

„Wenn man so sagen kann, ja“, sagte Jana zögerlich. Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort. „Das muss ja nun auch raus: Ich war mit Branco Ilic eigentlich nie zusammen.“

Robert starrte Jana mit offenem Mund an.

„Genauso hat Manuel reagiert, als ich es ihm erzählte“, stellte Jana fest. „Sie beide haben offensichtlich auch an das Märchen von Winnetou und Ribanna geglaubt, das Branco und mir angedichtet wurde. Wiesenloh fand es gut für die Publicity und hat es lanciert. Blöderweise ist Wühlmann nicht so romantisch veranlagt wie Sie und Manuel. Er hat sofort geahnt, dass meine Beziehung mit Branco nur eine Geschichte für die Presse war. Um ehrlich zu sein, hatte ich so eine Angst vor seiner Rachsucht, dass ich ihm selbst gesagt habe, zwischen mir und Branco liefe nichts. Dabei hatte ich seine Niedertracht nicht einkalkuliert. Ich ahnte nicht, dass er das bei erstbester Gelegenheit Branco vorhalten würde. Er hat sogar versucht, ihn damit zu erpressen und gedroht, es zu verraten.“

„Und so einer soll nun den Winnetou spielen“, entfuhr es Robert. Manuel lächelte, denn für seinen Freund war die Figur des Apatschen wie eine Art Ikone, die nicht entweiht werden durfte.

Hannes Wühlmann war nach Janas Schilderungen alles andere als würdig, in die Fußstapfen eines Pierre Brice zu treten. Solange sie zusammen gewesen waren, hatte er sie bei jeder Gelegenheit gedemütigt. Handgreiflichkeiten hatte er sich nicht erlaubt, allerdings damit geprahlt, frühere Freundinnen mit Ohrfeigen gefügig gemacht zu haben. Bevor es bei ihr soweit kam, hatte Jana die Beziehung beendet, was aber nicht bedeutete, dass Wühlmann sie in Ruhe gelassen hatte.

„Okay, Ihr früherer Freund ist also ein ziemlich übler Zeitgenosse, dem Sie alles zutrauen würden“, stellte Robert fest. „Zu klären wäre dann allerdings, warum sich Becker zu dem Mord bekannt hat. Doch bleiben wir zunächst bei Wühlmann. Sie sagten, er wusste, dass Ihre Beziehung zu Ilic nur Schein war. Dann scheidet Eifersucht als Motiv aus.“

„Ich unterstelle ihm ja gar keine Eifersucht“, erwiderte Jana. „Wenn es ein Motiv gibt, dann seinen Ehrgeiz. Um voranzukommen, ist ihm jedes Mittel recht.“

„Hm. Das sind im Moment nur Spekulationen. Wenn ich es recht weiß, war Wühlmann bis jetzt weit weg von Bad Espefeld.“

„Doch sein Draht zu den Karl-May-Spielen war immerhin kurz, wenn man ihn so schnell als Nachfolger von Ilic präsentiert“, warf Manuel ein.

Als sie zurück nach Bad Espefeld fuhren, musste Manuel einräumen, dass sie außer Janas begründeter Abneigung eigentlich nichts hatten, was Wühlmann mit der Tat in Verbindung bringen konnte. Er seufzte. „Vielleicht waren es Janas schlimme Erlebnisse in ihrer Beziehung mit Wühlmann, die mir so nachgegangen sind. Jedenfalls lag ich lange wach im Bett und habe gegrübelt, ob es hinter den Kulissen unserer Karl-May-Spiele wirklich derartige Intrigen geben kann, die bis zu einem kaltblütigen Mord führen.“

„Ich vermute, dass dir zudem die beiden schönen Frauen nicht aus dem Kopf gingen. Besonders Lisa. Wenn ich mich nicht irre, liegt zwischen euch etwas in der Luft.“

Manuel schaute Robert von der Seite an. „Ich weiß nicht, warum du mit deinen Bemerkungen über Lisa so penetrant bist. Du weißt doch, was ich dir über die Vorteile des zölibatären Lebens gesagt habe. Das meine ich ernst. Ich habe meine Chance gehabt, und ich habe sie verspielt. Ich habe zudem meinen Frieden mit der Vergangenheit gemacht und kann mich nun auf meinen Dienst für Jesus konzentrieren.“

„Ich nehme dir das nicht so ganz ab, auch wenn du für mich ein Pastor ohne Tadel bist. ‚Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt‘ steht in der Bibel, und das halte ich auch für wahr.“

„Jesus hatte keine Frau und auch Paulus nicht. Das hatte seinen Sinn. Die Gemeinde ist meine Familie.“

Robert hatte nicht immer das sicherste Gespür, wann Schweigen angebracht war, doch nun verstummte er und konzentrierte sich auf den Straßenverkehr.

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