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Der Knall einer Flinte zerschnitt die Stille. Die beiden Männer tauschten einen Blick. Im nächsten Moment griffen sie nach den Gewehren, sprangen vom Rücken ihrer Pferde und warfen sich hinter ein nahes Gebüsch. Dort verharrten sie schussbereit.

Plötzlich brach über ihnen ein Orkan los. Wildes Geheul aus unzähligen Kehlen. Die heimtückischen Feinde hatten hier in der Schlucht den befürchteten Hinterhalt gelegt.

Ein verfrühter Schuss hatte die Nähe der Sioux verraten. Wie so oft standen die beiden Gefährten einer Übermacht gegenüber und waren völlig auf sich allein gestellt. Niemand würde ihnen zu Hilfe eilen. Nur ihre Klugheit und die Zielsicherheit ihrer Gewehre konnten die beiden Freunde retten. Das Geheul der Indianer verebbte, und von einem der Felsen tönte eine donnernde Stimme:

„Ergebt euch, ihr feigen Hunde!“

„Wir uns ergeben?“

Einer der beiden Bedrohten, ein ganz in Leder gekleideter bärtiger Weißer, erhob sich, ohne dabei seine Deckung aufzugeben.

„Die feigen Kojoten der Sioux werden es nicht wagen, ihre Hand an Winnetou und Old Shatterhand zu legen.“

„Uff, Uff, Uff!“

Die Ausrufe der Indianer zeigten, dass die bloße Nennung der beiden Namen sie zutiefst erschütterte. Sie wussten jetzt, wer sich an ihre Fersen geheftet hatte, um ihnen die Beute aus einem Postkutschenüberfall und die Gefangenen, die sie dabei gemacht hatten, wieder abzujagen.

Old Shatterhand richtete selbstbewusst das Wort an die Adresse der Indianer und hielt ihnen eine eindrucksvolle Moralpredigt. Es war, als spräche er nicht nur zu einer marodierenden Bande Sioux, sondern zu etwa eintausend Ohren- und Augenpaaren, von denen er eigentlich nichts wissen konnte.

Zu den Zeugen von Shatterhands Ansprache gehörte Robert Falke, der dem Geschehen von seinem Parkettplatz aus gebannt folgte. Seine neben ihm sitzende, Eis schleckende Enkelin Jessica nahm er nicht mehr wahr. Falke wusste aus unzähligen anderen Karl-May-Geschichten, was nun folgen würde. Nach Rede und Gegenrede würden sich die Kontrahenten auf einen Zweikampf einigen. Zwischen Old Shatterhand und dem Stärksten der Indianer ginge es um Leben und Tod. Am Ende aber bekäme der besiegte Indianer großmütig das Leben geschenkt.

Da die Aufführung vor der imposanten Kulisse des Bad Espefelder Krähbergs erst zwanzig Minuten währte, stand ebenfalls fest, dass die Sioux nicht vorhatten, sich an den ausgehandelten Frieden zu halten. Old Shatterhand und Winnetou würden im Verlauf der nächsten eineinhalb Stunden noch das eine oder andere Mal in tödliche Gefahr geraten.

Dann jedoch geschah etwas, was Robert Falke als guter Kenner aller Karl May-Geschichten nicht fassen konnte.

Als die beiden Helden des Westens nach erfolgreichem Kampf davonritten und die eingeschüchterten Roten noch mit einigen Pistolensalven in die Luft beeindruckten, fasste sich Winnetou plötzlich an die Brust. Keiner nahm zunächst Notiz davon, doch der Apatschenhäuptling krümmte sich plötzlich immer stärker im Sattel. Er glitt wie in Zeitlupe vom Pferd und blieb schließlich regungslos im Sand liegen.

Old Shatterhand bemerkte es als Erster, sprang aus dem Sattel und beugte sich über den Freund. Er kniete nieder, versuchte Winnetou aufzurichten, doch dessen Körper hatte jede Spannung verloren. Winnetous Kopf in seinen Schoß gebettet, schaute Old Shatterhand mit weit aufgerissenen Augen in die Runde und ins Zuschauer-Oval.

Robert Falke konnte wie alle anderen im Publikum zunächst nicht begreifen, was da auf der Bühne passierte.

Spielen sie dieses Jahr doch wieder ‚Winnetou III‘?, ging es ihm durch den Kopf. Neben ihm hatte Jessica ihr Eis fallenlassen und starrte konsterniert auf die Bühne. Als sich nun Rote-Kreuz-Kräfte zwischen den Reihen der Indianer durchkämpften und den wie gelähmt wirkenden Old Shatterhand zur Seite schoben, ging wohl dem Letzten im malerischen, unweit des Plöner Sees gelegenen Freilichttheater auf, dass etwas Schreckliches passiert war.

Indianertod

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