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Sonnenbaden

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„Mein Opa war auch ein Kneipianer“, so erzählte mir mein Vater. Jedes Jahr verbrachte er ein paar Wochen in Bad Wörishofen und genoss dort das Kneippen. Deshalb war er auch wahrscheinlich ein Gründungsmitglied des Luftheilbades in St. Georgen. Aus den Anfängen des Luftheilbades ist nur noch wenig bekannt. Der Naturheilverein wurde im Jahr 1908 gegründet und hatte seine Wurzeln in der Freikörperkultur. Dafür diente ein Gelände auf dem Roßberg, auf welchem das Bad eingerichtet wurde.

Das neue Heilbad lag gegenüber dem Fußball-Hartplatz, dem Fußballfeld, welches mit einem hohen Holzzaun umgeben war. Der Roßberg war ein beliebtes Ziel zum Entspannen. Auch für meine Großeltern. Es war nicht weit von der Gartenstraße entfernt. Nur ein kurzer Weg, den Berg hoch. Wenn man oben war, lud einem ein kleiner, heller Holz-Kiosk, der zwischen den hohen Kiefern stand, zum Verbleib ein. Links neben dem Kiosk war das Eingangstor zum Luftbad.

Wir Kinder sind dann gleich die beiden hölzernen Treppenstufen zum Kiosk-Schaufenster hochgesprungen und deuteten dort angelangt, mit dem Zeigefinger, den Blick auf den Opa gerichtet, bittend auf ein großes rundes Bonbonglas. Meistens erfolgreich. Kurz danach, den Schlotzer lutschend oder das Karamell-Bonbon im Mund, sprangen wir herum. Opa ging sehr oft in das Bad. Nahm sich dort einen Liegestuhl, legte sich in der Sporthose auf ihn und genoss mit freiem Oberkörper die Sonne. „Sonnenbaden“ war sein Wort dafür. Zuvor, noch zuhause, verabschiedete er sich mit den Worten: „Ich gehe noch ins Luftbad“.

Mein Cousin Gunter war als Kind und Jugendlicher auch öfters dort. Spielte dann Federball oder Ringtennis. Als Opa und Oma ein paar Wochen bei der Familie meines Cousins in Ey verweilten, ging Opa jeden Morgen hinter das Haus und watete dort in einem kleinen Brunnen, der sein Wasser von einem kleinen Bergbach bezog, andächtig auf und ab. Seine Tochter Martha hat das von ihm abgeschaut. Sie hat sich in der Winterzeit immer wieder mal kalt geduscht. Ihrer Mutter gefiel das ganz und gar nicht und sie verbot ihrer Tochter das eiskalte Duschen.

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