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Assistent wider Willen

Ich weiß nicht, wie lange ich am Strand gesessen war und ihr nachstarrte. Meine Gedanken versuchten, die Gegenwart zu ergründen. Eine Hand klatschte auf meine Schulter. Schmerzhaft registrierte ich, dass ich mit dem Eincremen von Sonnenschutz etwas schlampig umgegangen war.

„Mach den Mund zu!“ Ralf war zurückgekehrt. „Ich sehe, du warst geschäftstüchtig. Danke erst mal. Als Lohn lade ich dich zu einer Runde Wasserski ein.“

Ich war wohl immer noch mit meinen Gedanken auf dem Wasser. „Du kennst Melina?“, wollte er wissen.

„Ja, ich kenne sie. Das heißt, eigentlich nicht. Aber sie erinnert mich an eine gute Bekannte.“

„Du Glücklicher! So eine Bekannte hätte ich auch gerne“, schwärmte er. „Aber bei Melina kannst du es vergessen. Sie kommt zweimal im Jahr und besucht ihre Familie. Natürlich auch zum Inselfest. Und ansonsten kennt sie nur ihre Arbeit.“

„Ja, solche Menschen gibt es“, erkannte ich.

„Und die verbummeln ihre schönsten Jahre mit Arbeit“, seufzte Ralf tief und folgte meinem Blick auf Melina, die gekonnt in der Bucht hin und her schoss.

Das mit den Fähren war ihr wohl bekannt. Als wieder eine in die Bucht fuhr, kam sie behände ans rettende Ufer zurück. Je näher sie kam, um so mehr verblüffte mich ihre Erscheinung. Eine sportliche, wundervolle Figur, die von einem passenden Badeanzug betont wurde. Lange, dunkle Haare. Und dann das Gesicht! Der Mund, die Nase, die Augen, wie aus einem Traum, aus meinem Traum.

Sie registrierte in diesem Augenblick, dass ich sie angestarrt hatte. Kommentarlos drückte sie mir das Board in die Hände und sah mich aus diesen großen, dunklen Augen an. Doch sofort drehte sie sich zu Ralf um und begrüßte ihn mit einem dicken Schmatzer. Plaudernd zog sie ihn zurück in den Schatten der Surfstation, während ich das Surfbrett hinter ihnen her schleppte. Selten war ich mir dämlicher vorgekommen. Ich stand einen Moment dabei und wartete, aber Ralf war wohl ebenfalls so abgelenkt, dass auch er mich nicht mehr registrierte. Mit einem leichten Grummeln im Bauch nahm ich meine Sachen auf und verdrückte mich an einen anderen Strandabschnitt. Bis die untergehende Sonne den Abend einleitete, blieb ich dort und ärgerte mich über dieses arrogante Weib.

Regen am Nil

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