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Die Ausbildung des neuzeitlichen Denkens

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In Griechenland entwickelt und von den Römern weitergeführt, verbreitete sich das bildlos-abstrakte Denken über die Welt. Gefordert waren jetzt Denkanstrengungen, die sich klar abgrenzen von der Gewohnheit, die Sinneseindrücke unreflektiert auf sich wirken zu lassen und sich mit dem zu begnügen, was sie spontan im eigenen Inneren anregen. Solange die äußere Welt noch atavistisch als geistdurchdrungen und seelisch belebt erfahren wurde, war eine solche Haltung berechtigt. Doch diese Zeit war vorüber, und wenn jetzt keine besonderen Anstrengungen unternommen wurden, konnte die seelische Resonanz auf Sinneserfahrungen nur noch in der Form auftreten, in der wir sie bis heute kennen: als ein kaum entwirrbares Gemenge assoziativ sich ergebender Vorstellungen und Empfindungen, die ziellos hierhin und dorthin schweifen und sich im Nu vom Ausgangspunkt entfernen.

Die geforderte strenge Schulung bestand folglich darin, einen Gedanken vorsätzlich zu fassen und ihn kontrolliert Schritt für Schritt weiter zu entwickeln, unabhängig sowohl von äußeren Reizen wie auch von seelischen Regungen. Nur so konnte das Ziel erreicht werden, Herr über sein Denken zu werden.

Indem sie sich darin schulten, gelangten die führenden Philosophen zu einer epochalen Entdeckung: Jedes exakt geführte Denken stößt auf unverrückbare Gesetzmäßigkeiten der Logik, die nicht aus der Willkür des eigenen Subjekts stammen, sondern sich objektiv aus dem Denken selbst ergeben und folglich für alle Menschen gelten. Die Wissenschaft, die daraus entstand, wurde von Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) begründet. Seine Schriften zur Logik wurden wegweisend für die folgenden Jahrhunderte.

In der lateinisch sprechenden Gelehrtenwelt des Hochmittelalters griffen die Scholastiker seine Ergebnisse auf und entwickelten sie weiter, indem sie systematisch daran arbeiteten, gedankliche Schlüsse nach allen Seiten gegen Missbrauch und Fehlschlüsse so abzusichern, dass man das Ergebnis als «wahr» und der Wirklichkeit entsprechend ansehen konnte. Ihre Bemühungen gipfelten in dem erfolgreichen Versuch, gültige Regeln für jede wissenschaftliche Beweisführung zu entwickeln. Wikipedia führt das folgendermaßen aus:

«Bei dieser Methode handelt es sich um ein von den logischen Schriften des Aristoteles ausgehendes Verfahren zur Klärung von Fragen mittels theoretischer Erwägungen, ausgehend von Prämissen (‹Voraussetzung, Annahme›). Dabei wird eine Behauptung untersucht, beispielsweise Die Erde ist eine Scheibe, indem zuerst die für und die gegen sie sprechenden Argumente nacheinander dargelegt werden und dann eine Entscheidung über ihre Richtigkeit getroffen und begründet wird. Behauptungen werden widerlegt, indem sie entweder als unlogisch oder als Ergebnis einer begrifflichen Unklarheit erwiesen werden oder indem gezeigt wird, dass sie mit evidenten oder bereits bewiesenen Tatsachen unvereinbar sind.»

Diese methodisch streng kontrollierte Führung der Gedanken wurde zum Vorbild für alle wissenschaftlichen Disziplinen unserer Zeit, besonders für die am Beginn der Neuzeit einsetzende moderne Naturwissenschaft. Sie stützte sich bewusst auf die abgesicherten Methoden der Scholastik, wendete sie aber nicht mehr auf theologische Themen an wie im Mittelalter, sondern auf die Phänomene der Natur, deren Erforschung damals mit Macht einsetzte.

Die Sphinx des digitalen Zeitalters

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