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Fernsehen als Fenster zur Welt

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Es verdient festgehalten zu werden, dass die Begeisterung des Publikums für das Fernsehen nicht allein der Sensationsgier entsprang. Was dabei von Anfang an mitschwang, war die freudige Entdeckung, plötzlich angeschlossen zu sein an das Weltgeschehen und aktuelle Ereignisse quasi hautnah miterleben zu können, ohne vor Ort zu sein. «Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe», lautete der kesse Werbespruch von ARD und ZDF, und so wurde es auch empfunden, denn die Fernsehkamera holte alles Ferne auf Greifweite heran. Ein für den Menschen der Neuzeit charakteristischer Drang machte sich hier geltend, der bereits mit den Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier begonnen hatte, nämlich die große ferne Welt kennenzulernen und über die Enge des eigenen Horizonts hinauszublicken. In der anbrechenden Neuzeit wurde das Interesse des Publikums durch unzählige Flugschriften aus der soeben erfundenen Druckerpresse befriedigt, jetzt aber wurde dem Sehsinn selbst das «Fenster zur Welt» geöffnet.

In diesem Bedürfnis lag und liegt der Keim für eine Fähigkeit, die in unserem Jahrhundert unverzichtbar wird für den Erhalt unseres Planeten, der durch die Klimakrise und viele andere Nöte in höchste Bedrängnis geraten ist. Der Allgemeinheit ist endlich bewusst geworden, dass die Menschheit nur dann überleben kann, wenn sie ihren Blick auf den gesamten Lebensraum Erde richtet und sich verantwortlich für dessen Erhaltung und Pflege einsetzt.

Den globalen Blick zu fördern und ein erdumspannendes Bewusstsein zu wecken, dazu könnte das Fernsehen – sinnvoll genutzt – einen wichtigen Beitrag leisten, indem es das notwendige Okular für die erweiterte Weltwahrnehmung zur Verfügung stellt. Ob es allerdings in seiner heutigen Form dem gerecht wird, ist fraglich. Die Sehzeiten im Schnitt der bundesdeutschen Bevölkerung sind (ähnlich wie in den USA) im Laufe der Jahrzehnte exorbitant angestiegen,11 und nur ein geringer Teil davon dient der Information über aktuelle Geschehnisse; der weitaus größte Teil wird mit Unterhaltungssendungen aller Art gefüllt. Nur bei besonders erregenden Zeitereignissen wie beispielsweise Natur- und Kriegskatastrophen kommt das «Fenster zur Welt» wieder zu seinem Recht, abzulesen an dem oft beeindruckenden Spendenaufkommen, das ohne die schockierenden Bilder aus fremden Ländern niemals in dieser Höhe und in dieser Geschwindigkeit zusammengekommen wäre.

Wir dürfen also feststellen: Das Medium Fernsehen könnte ein bedeutsames Wahrnehmungsinstrument sein, das den Sinn für die Weltprobleme schärft. Wohlgemerkt: es könnte. Bleibt nur die Frage: Wie kommt es, dass diese mögliche Funktion immer wieder überdeckt und erstickt wird durch belanglose Zerstreuung, die den Willen der Menschen zu tatkräftiger Gestaltung der Welt eher lähmt als fördert? Wer sind diejenigen, die ein Interesse haben an dieser ständigen Ablenkung vom Wesentlichen?

Die Sphinx des digitalen Zeitalters

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