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Ein böses Erwachen

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Es ist nicht zu verkennen: Über alle Erdteile hinweg wurde die «schöne neue Welt» der Medien freudig begrüßt und dauerhaft in den Alltag integriert. Ein Leben ohne die unerschöpfliche Fülle der abrufbaren Informationen, der Spiel- und Unterhaltungsmöglichkeiten, aber auch der Gesprächsforen in den Social Media, konnten sich die meisten schon bald nicht mehr vorstellen. Dazu kamen zahllose Annehmlichkeiten, wie z.B. sich von dem Universalgerät Smartphone navigieren zu lassen, Schnappschüsse oder Videos sofort an Freunde und Verwandte zu schicken, statt Fahrkarten und Kreditkarten einfach das Handy vorzuzeigen – das und vieles mehr trug und trägt dazu bei, das Publikum bei Laune zu halten.

Zwar gab es im Laufe der Jahre immer wieder einzelne Wissenschaftler, Pädagogen, Ärzte und engagierte Gruppen, die mit guten Gründen vor gefährlichen Fehlentwicklungen warnten. Doch sie wurden in der Regel als weltfremde Spinner abgetan, als Fortschrittsbremser und Technikfeinde diffamiert oder als naive Gesundheitsapostel verspottet. Wenn hingegen deren Argumente in den sozialen Netzwerken anfingen Gehör zu finden, dann wussten große Konzerne ihre Interessen zu schützen, indem sie die öffentliche Meinungsbildung auf vielerlei Weise manipulierten und die Kritiker damit niederbügelten – und schon war die hochglanzpolierte Oberfläche der schönen neuen Welt wieder hergestellt.

Dieser Zustand währte viele Jahre lang. Das Blatt begann sich erst zu wenden, als der Amerikaner Edward Snowden, ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter, nach seiner Flucht nach Hongkong im Sommer 2013 hochgeheime Dokumente des US-Geheimdienstes NSA veröffentlichte, zu denen er als IT-Mitarbeiter in einem NSA-Büro auf Hawaii Zugang gehabt hatte. Daraus erfuhr die Öffentlichkeit erstmals von den amerikanischen und britischen Geheimdienstprogrammen zur Überwachung der gesamten weltweiten Internetkommunikation. Das Ausmaß der Spionagepraktiken, das Snowden mit reichem Datenmaterial belegen konnte, war für die Öffentlichkeit schockierend. Gleichwohl blieben die Reaktionen der internationalen Politik außer in Deutschland sehr verhalten.

Und doch: Das Misstrauen war geweckt, der wunde Punkt erkannt, und so versprachen die Konzerne Google, Microsoft und Apple neue Verschlüsselungstechniken, um die Daten ihrer Kunden besser zu schützen. Das aber war ein scheinheiliges Manöver, um von der eigenen Spionage abzulenken. Denn diese drei digitalen Großkonzerne verdienen ihr Geld – wie viele andere Firmen auch – mit Werbung. Genauer gesagt: mit personalisierter Werbung, die auf den einzelnen Kunden und seine speziellen Bedürfnisse abgestimmt ist. Dazu brauchen die Konzerne jede Menge Daten zum Kaufverhalten etc., und die holen sie sich vom Smartphone des Nutzers, ohne dass er es merkt.

Die Sphinx des digitalen Zeitalters

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