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4. Ein Unfall will nicht gelingen
ОглавлениеErnst Theodor zu Falkenstein saß nun schon eine geschlagene Stunde hinter dem Lenkrad seines Mercedes 300, der mittlerweile mit dreißig Jahren schon als Oldtimer galt. Er fuhr jedoch nicht, sondern stand auf einem Feldweg an dem höchsten Punkt der Landesstraße.
Er hatte als passionierter Jäger immer einen Flachmann dabei, der mit einem hochprozentigen Schnaps gefüllt war. Bisher hatte er nur zwei- oder dreimal einen kleinen Schluck daraus getrunken. Er hatte ihn immer bei sich, für den Fall, dass er sich mit anderen Waidmännern auf der Jagd befand, um sich auf einen gelungenen Schuss zuzuprosten. Nun nahm er einen vierten großen Schluck aus dem vergoldeten, etwas gebogenen Behälter. Der hochprozentige Marillenschnaps rann ihm die Kehle runter und erzeugte für einen Moment ein wohltuendes Gefühl. Dieses verschwand nach kurzer Zeit wieder und Ernst Theodor zu Falkenstein rannen Tränen die Wangen herunter. Er führte in letzter Zeit öfters Selbstgespräche und so sagte er leise zu sich selbst, dass es nun geschehen sollte.
Falkenstein war zweiundsiebzig Jahre alt und hatte vor zwei Wochen die Diagnose des Chefarztes der Uniklinik bekommen, die ihn dazu bewegte, seine Geschäfte zu ordnen und die seine Gedanken in die Richtung eines nahen Endes lenkte.
„Warum muss es mich treffen?“
Er sprach das aus, was sich wohl jeder in dieser Situation fragt.
„Aber ich will auf keinen Fall dahinvegetieren. Der Krebs hat sich schon durch meinen ganzen Körper gefressen. Ich hätte eher zu Arzt gehen sollen. Nun habe ich keine andere Wahl. Ich mache jetzt und hier Schluss!“
Er nahm einen weiteren Schluck aus dem Flachmann, der nur noch halb gefüllt war.
Anfangs hatte er die Zeichen der Krankheit nicht beachtet. Er hatte sie einfach weggewischt und so weitergearbeitet wie bisher. Dann hatte er große Schmerzen bekommen, die er mit starken Schmerzmitteln mehrmals am Tage bekämpft hatte, bis es zu feinmotorischen Ausfällen kam. Er hatte sich übergeben müssen. Erst dann war er zu einem Arzt gegangen, der die niederschmetternde Diagnose stelle. Der ihm aber auch gleich vorwurfsvoll erklärte, wenn er früher gekommen wäre, hätte man da noch etwas machen können. Nun sei es zu spät.
Bei einer früheren Jagd hatte er einst mit einem anderen Jäger diskutiert, wenn es mal so weit kommen sollte, dass er sich den Hintern nicht mehr selbst abputzen könne, dann würde er sich mit seinem Jagdgewehr erschießen.
Das hatte er auch vorgehabt. Vor drei Tagen hatte er sich in das Jagdzimmer seiner alten Villa begeben, den abgeschlossenen Waffenschrank geöffnet, die doppelläufige Flinte herausgenommen, mit zwei roten Schrotpatronen geladen, entsichert und die Züge gespannt. Den Doppellauf hatte er mit seinen Knien gehalten und das Kinn auf das Ende gestützt. Die Finger hatte er an den Doppelabzug gelegt, sie aber wieder schnell weggenommen.
Er konnte es nicht tun. Er hatte sich vorgestellt, wie seine hintere Kopfhälfte samt Hirn und Schädel an der Decke kleben würde.
Eine halbe Stunde lang war er in sich zusammengesunken und hatte bitterlich geweint.
Schlaftabletten nehmen konnte er ebenfalls nicht. Seine Mutter hatte sich einst mit solchen das Leben genommen. Im Traum sah er sie oft, wie sie ihn davor warnte, so aus dem Leben zu scheiden.
Später kam ihm die Idee, mit dem Auto gegen einen Baum zu fahren.
Wieder sprach er leise mit sich selbst.
„Wenn man im Blut einen gewissen Alkoholgehalt nachweisen kann, wird man glauben, es sei ein Unfall gewesen. Mich wird dann kein Mensch als Feigling, der seinem Leben ein Ende gesetzt hat, sehen. Das ist gut.“
Er war der aberwitzigen Annahme, dass er ein Feigling sei, wenn er sich seiner Krankheit nicht stelle.
Ernst Theodor zu Falkenstein setzte den Flachmann noch einmal an die Lippen und nahm einen letzten großen Schluck des wärmenden Getränkes. Er warf den Behälter auf den Beifahrersitz, wobei der letzte Rest sich auf das Polster ergoss.
Es wurde kalt im Auto und die Scheiben fingen an, zu beschlagen.
Er wartete noch einen Moment, bis der Schnaps wirkte und ihm etwas leichter ums Herz wurde. Dann startete er den Motor.
Falkenstein legte den Gang ein und fuhr auf die Landesstraße. Er gab Gas. Der Mercedes war immer gut gewartet worden und lief wie ein Uhrwerk. Er beschleunigte sofort von 0 auf 180.
Falkenstein hatte sich keinen Baum für den Aufprall ausgesucht, sondern die Betonmauer der Brücke, die über die Landesstraße führte und fünfhundert Meter weiter unten zu sehen war.
Die Brücke kam rasend schnell näher.
Da fiel ihm ein, dass er ja noch angeschnallt war. Da hätte er womöglich ja überleben können.
Schnell drückte er die rote Taste an der Lasche und der Gurt sprang aus der Verankerung. Im nächsten Moment kam der Brückenpfeiler auf ihn zugerast.
Nur fünf Meter vor der Brücke riss Falkenstein das Lenkrad herum und der Wagen schoss wenige Zentimeter an dem Betonpfeiler vorbei. Er trat das Bremspedal durch, die Reifen quietschten und er kam hundert Meter hinter der Brücke zum Stehen.
Er zitterte am ganzen Körper. Dann weinte er erneut.
Als ein Auto neben ihm hielt und eine Frau ausstieg, an seine Fensterscheibe klopfte und wissen wollte ob er verletzt sei, saß er nur starren Blickes da und weinte.
Die Frau rief mit ihrem Handy die Polizei. Zwanzig Minuten später fuhr ein Streifenwagen mit Wiesbadener Nummernschild vor und der Beamte der Schutzpolizei öffnete die Fahrertür.
Er bemerkte den Alkoholgeruch sofort und war verärgert.
„Hans, bring mal den Alkotester mit. Hier stinkt es wie im Wirtshaus.“
Ernst Theodor zu Falkenstein war jedoch nicht dazu zu bewegen, in das Mundstück des Testers zu pusten. Da half alles Zureden nicht.
Die Beamten hatten inzwischen die Personalien festgestellt und den Führerschein einbehalten.
„Herr Falkenstein, wenn sie nicht blasen wollen, müssen wir Sie ins Präsidium mitnehmen. Dort wird dann eine Blutprobe entnommen. Wollen Sie das?“
Da Ernst Theodor zu Falkenstein nicht darauf antwortete, zog man ihn kurzerhand aus dem Mercedes und setzte ihn in den Polizeiwagen. Es wurde ein Abschleppdienst beauftragt. Der Benz wurde aufgeladen. Dann fuhr man zur Wache, wo schon ein zugelassener Arzt, der die ‚Lizenz zur Blutentnahme’ hatte, wartete.
Der Versuch, mit Falkenstein zu reden, scheiterte. Eine Blutprobe ließ er sich jedoch ohne Gegenwehr abnehmen. Da er sich aber in keiner Weise mit den Beamten unterhalten wollte, verbrachte er die Nacht in einer Ausnüchterungszelle.
Am nächsten Morgen war er wieder ansprechbar, wenn auch noch sehr benommen.
Er konnte aus der Zelle heraustreten und sollte auf dem Flur warten. Eine Beamtin brachte ihm einen Becher Kaffee.
Ernst Theodor zu Falkenstein setzte sich auf einen der wenigen Stühle, nahm einen Schluck aus dem Becher und betrachtete die Plakate an der gegenüber liegenden Wand. Es waren Tipps von Verhaltensmaßnahmen bei Einbruch, Ratschläge wie man seine Wohnung sicherer machen kann, Fahndungsplakate von gesuchten Verbrechern aus der Neonaziszene und vieles andere.
Falkenstein sprang ein DIN-A3 Plakat ins Auge mit einer Pressenotiz und einer Erfolgsmeldung der Kripo Mittelhessen.
‚Täter gefasst! Einen schnellen Fahndungserfolg konnte die Polizei Mittelhessen verbuchen. Ein fünfundzwanzigjähriger Asylbewerber, der sich seit geraumer Zeit in Deutschland aufhält, gab an, die alleinstehende fünfundsechzigjährige Maria M. auf Verlangen getötet zu haben. Da dies ja auf Wunsch der Frau geschehen sei, könne ihm kein Mord vorgeworfen werden. Dies sei nur Tötung auf Verlangen gewesen und er fühle sich unschuldig im Sinne der Anklage. Er habe somit ja sogar ein gutes Werk getan. Dies wurde allerdings vom Gericht anders gesehen und Richter K. verurteilte den Mann zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung, da der Täter bis zuletzt uneinsichtig gewesen war und somit eine Wiederholung einer solchen Tat nicht ausgeschlossen werden konnte‘. Da es sich um einen Asylbewerber handele, sei das Urteil jedoch noch nicht rechtskräftig. Außerdem wurde vom Anwalt des Täters noch im Gerichtssaal Revision angekündigt.
Ernst Theodor zu Falkenstein wurde nachdenklich. Sein Gehirn leistete plötzlich Schwerstarbeit.
Tötung auf Verlangen! Das war es!
Dann lenkten ihn die Beamten von der Zeitungsmeldung ab.
Man erklärte ihm die Sachlage.
„Also, Herr von Falkenstein. Sie sind mit einem Blutalkoholwert von eins Komma fünf Promille gefahren, das ist keine Ordnungswidrigkeit. Da kommt eine Anzeige auf Sie zu. Jetzt können Sie allerdings nach Hause fahren. Vorausgesetzt, Sie lösen Ihr Fahrzeug aus. Den Führerschein bekommen Sie heute wieder, der wird allerdings für einige Zeit weg sein. Das wird Ihnen noch mitgeteilt. Haben Sie das alles verstanden?“
„Ja, den Führerschein können Sie behalten. Im Jenseits brauche ich ihn nicht.“
Der Beamte schüttelte den Kopf, als Falkenstein ging. Sein Kollege tat es ihm gleich.
„Gerade die Alten sind doch immer wieder unverbesserlich! Das sollten doch Vorbilder für die Jugend sein!“
Als Falkenstein wieder in seinem Wagen saß, stellte er sich die Frage: „Wie komme ich an einen ran, der mich auf mein Verlangen hin töten kann?“
Er fuhr los und in seinem Kopf setzte sich bis zu seiner Ankunft in der alten Villa nur dieser eine Gedanken fest.
„Mit unserem Anwalt kann ich darüber nicht reden. Der wird mir das sofort ausreden wollen! Aber wer wäre bereit, mir zu helfen?“
Ernst Theodor zu Falkenstein ging im Lesezimmer seiner Villa aus den sechziger Jahren auf und ab.
Dann rief er einen alten Schulfreund und Jagdgenossen an, mit dem er ab und zu telefonierte.
„Hallo Klaus. Du … sag mal, damals, dieser Anwalt aus Frankfurt, der diese Ostbande verteidigt hat, wie hieß der nochmal?“
„Elberfelde. Warum willst du das wissen? Brauchst du einen Anwalt? Dann nimm doch lieber einen Seriösen, nicht diesen Elberfelde. Der macht doch Geschäfte mit der Unterwelt.“
„Nein, nein. Ich brauche keinen Anwalt. Mir war nur der Name entfallen.“
Sie redeten noch eine Weile und Falkenstein lenkte das Gespräch weit weg von dem Anwalt, dessen Namen er notiert hatte. Doch als die Sprache auf die Gesundheit fiel, brach Falkenstein das Gespräch schnell ab.
„Du, es hat geläutet. Ich muss Schluss machen. Also dann. Waidmanns Dank.“
Er rief die Auskunft an und erkundigte sich, ob es einen Anwalt mit Namen Elberfelde in Frankfurt geben könne.
Die Dame von der Auskunft gab ihm die Nummer und die Adresse durch.
Ernst Theodor zu Falkenstein musste sich setzen. Er brauchte eine halbe Stunde, bis er die Nummer eintippte.
Es gingen drei oder vier Rufe ab, dann meldete sich eine weibliche Stimme.
„Kanzlei Elberfelde und Broisch. Sie sprechen mit Marina Kunzenbach. Was kann ich für Sie tun?“
Falkenstein hätte am liebsten gesagt: ‚Wenn Sie es ehrlich meinen, dann können Sie mich umbringen.’
Er hustete und gab ihr dann Antwort.
„Ist Herr Elberfelde zu sprechen?“
„In welcher Angelegenheit?“
In Falkenstein stieg Wut auf.
„Das sage ich ihm schon persönlich!“
Er hielt den Mikrofonschlitz des Hörers verdeckt und fluchte leise.
„Blöde Kuh, blöde!“
Sie hatte es nicht gehört, denn ihre Antwort war freundlich.
„Ich stelle Sie durch.“
Dann knackte es kurz in der Leitung und der Anwalt meldete sich.
„Ja? Elberfelde. Was kann ich für Sie tun, Herr …?“
„Falkenstein. Ernst Theodor zu Falkenstein. Ich habe ein Problem, dass ich nicht am Telefon erläutern möchte. Kann ich Sie aufsuchen?“
„Jederzeit. Kommen Sie einfach bei mir hereingeschneit.“
Damit hängte er schon ein.
Falkenstein dachte lange nach. Auf der einen Seite war ihm der Anwalt schon am Telefon nicht sehr sympathisch, auf der anderen Seite war das, was er von ihm wollte, auch nicht ganz legal. So entschied er, sofort nach Frankfurt zu fahren.
Als er über eine Stunde später an der Kanzlei ankam, war ihm etwas flau im Magen.
„Das muss jetzt aber sein.“
Er stieg die Treppen in den 1. Stock empor und stand vor der Tür mit dem Firmenschild: Anwaltskanzlei Elberfelde und Broisch.
Das Schild hing noch aus vergangenen Tagen an der Tür. Der Partner von Elberfelde war jedoch schon vor zwei Jahren verstorben. Elberfelde wollte das Schild nicht abnehmen. Er war der Meinung, dass neue Klienten so den Eindruck von einer größeren Kanzlei hätten, die gleichzeitig sehr seriös wirkte.
Falkenstein hatte diesen Eindruck nicht, als er klingelte.
Ein Summen verriet ihm, dass er die Tür aufstoßen und in den Flur treten konnte.
Die nette Dame begrüßte ihn mit den Worten, er solle doch einen Moment Platz nehmen, sie würde ihn anmelden.
Elberfelde saß in seinem Sessel und zockte im Internet in einer Pokerrunde.
Er war spielsüchtig und suchte einmal in der Woche einen Club auf, in den nur nach Gesichtskontrolle Einlass gewährt wurde. In der Zwischenzeit zockte er im Internet. Gewinn und Verlust hielten sich die Waage. Zurzeit verlor er allerdings mehr als er gewann.
Er sah missmutig auf, als die Sekretärin klopfte und eintrat.
„Was gibt’s?“
„Der Herr Ernst Theodor zu Falkenstein ist da. Soll ich ihn reinschicken?“
„Nein. Lass ihn warten, bis ich hier fertig bin!“
„Und wie lange dauert das? Es ist schließlich ein potentieller Klient.“
Aber Elberfelde hatte gerade eine Glückssträhne und blockte ab.
„Schätzchen, ich sagte doch warten lassen! Ich hole ihn mir schon zur rechten Zeit.“
Verschnupft verließ sie das Zimmer.
„Herr Falkenstein, gedulden Sie sich bitte einen Moment. Der Herr Elberfelde ist gleich bei Ihnen.“
Ernst Theodor zu Falkenstein wollte sich aber nicht gedulden und verlagerte sein Gewicht von einer Pobacke auf die andere. Unruhig saß er so zehn Minuten. Dann erschien Elberfelde und reichte ihm die Hand.
„Hallo, Herr Falkenstein. Entschuldigen Sie die Warterei. Aber ein wichtiges Telefonat mit dem Richter braucht eben seine Zeit. Hat sich aber gelohnt und er wird meinen Mandanten freisprechen. Man hat eben seine Beziehungen.“
Falkenstein ließ es sich nicht anmerken, dass er ihn für einen Aufschneider hielt und ihm kein Wort glaubte.
Sie gingen in Elberfeldes Büro.
Falkenstein sah den Anwalt durchdringend an und sah sich in seiner Annahme bestätigt. Er erkannte in ihm einen windigen Zeitgenossen, mit dem er normalerweise keine zwei Worte gewechselt hätte. Für seine Sache aber war er vielleicht genau der Richtige.
„Nehmen Sie Platz. Um was geht es und wie kann ich Ihnen helfen?“
„Nun, wie soll ich sagen, es handelt sich um eine delikate Angelegenheit.“
Der Anwalt grinste und nickte verständnisvoll.
„Soso. Wie alt ist denn das junge Ding?“
„Was? Wie? Nein. Nein! Nicht so eine Angelegenheit. Ich suche einen Mann, der sich mit Mord, also wie soll ich sagen, der sich mit ‚jemanden umbringen’ auskennt.“
Nun war es heraus. Dem Anwalt fiel der Unterkiefer herunter und er schloss den Mund erst wieder nach einer Weile.
Er fragte sich gerade, wie man sich doch so in älteren Menschen täuschen konnte. Hatte er Falkenstein doch für einen seriösen, alten und etwas hausbackenen und konservativen Menschen gehalten.
Sein Glaube an die Menschheit geriet ins Wanken.
„Umbringen? Ermorden? Und da kommen Sie zu mir?“
„Ja, Sie sind mir empfohlen worden.“
„Von wem?“
„Das tut nichts zur Sache. Kennen Sie nun jemanden oder nicht?“
„Guter Mann! Selbst wenn ich einen kennen würde, täte ich wohl schlecht daran, es Ihnen zu sagen.“
„Auch nicht für zehntausend Euro?“
„Zehntau …?“
Der Anwalt war glockenhellwach.
„Nun … zehntausend Euro sind eine Menge Geld. Das würden Sie nur für die Information bezahlen?“
„Ja.“
Falkenstein griff in die Innentasche seiner Jacke und holte einen Umschlag mit Geldscheinen heraus.
Er legte ihn auf den Schreibtisch.
„Schauen Sie nach.“
Der Anwalt stand auf und kratzte sich am Kopf.
„Ich will sehen, was sich da machen lässt. Aber versprechen kann ich nichts.“
„Nun, ich brauche schon eine zuverlässige Antwort von Ihnen. Kann ich mit einer Adresse rechnen?“
Der Anwalt presste die Lippen aufeinander und nickte.
Dies war sicher keine Falle der Kripo. Das war offensichtlich!
„Ich vermute, es handelt sich um Ihre Frau.“
„Nein! Sie vermuten falsch. Meine Frau ist schon vor Jahren verstorben. Ich selbst bin die Zielperson.“
Der Anwalt musste sich wieder setzen. Dann nickte er erneut.
„Ok. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer und die Adresse. Haben Sie eine bestimmte Vorstellung von Ihrem … Ableben?“
„Nein. Am liebsten wäre es mir, wenn ich den Zeitpunkt und die Umstände nicht erfahre. Es darf aber nicht mehr allzu lange dauern.“
„Ich will sehen, was ich für Sie tun kann. Es wird sich eine Person bei Ihnen melden. Den Preis und die näheren Umstände müssen Sie dann verhandeln.“
„Ich will nicht verhandeln. Was ist für eine solche Tat angemessen?“
„Guter Mann! Woher soll ich das wissen?“
Er zögerte, als er den enttäuschten Blick Falkensteins sah.
„Ich denke da gibt es Leute, die schon für dreißigtausend Euro ihre Dienste anbieten. Fahren Sie in der Osten Europas, da werden Sie für eine Packung Zigaretten umgebracht.“
Falkenstein wurde etwas lauter.
„Ich will aber nicht in den Osten fahren. Also wie viel?“
„Naja. Ich sagte schon, vielleicht dreißig- oder fünfzigtausend.“
„Danke. So soll es sein.“
Damit stand Falkenstein auf und verließ das Büro, ohne sich zu verabschieden.
Der Anwalt schüttelte den Kopf und flüsterte vor sich hin.
„Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, will er sich selbst umbringen lassen. Für fünfzigtausend Euro. Warum erschießt er sich nicht selbst? Kostet nur eine Patrone für einen Euro!“