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Der Anruf

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„Hallo“

„Hallo, hier ist Benedikt“

[Stille]

„bist du noch drann?“

„ja“

„und“

„was und?“

„wie wärs mit „Hallo Benedikt, schön von dir zu hören, wie geht’s ….““

„Also gut, hallo Benedikt, schön von dir zu hören, wie geht’s? Und ganz nebenbei, wer bist du und warum rufst du mich an? Und woher hast du überhaupt diese Nummer?“

„das letzte Mal warst du süßer; wie kann jemand so aggressiv sein?“

„kaum vorstellbar, dass es ein erstes Mal schon gab, oder? Ich bin mir ziemlich sicher, niemals etwas mit einem Benedikt angefangen zu haben“

„Wahnsinn bist du schräg. Schön langsam ärgere ich mich, dass ich wegen dir diesen irren Aufwand betrieben habe.“

„tja, du scheinst nicht der hellste Stern am Firmament zu sein. Aber sag, warum rufst du wirklich an – ich vermute, dass du nicht unbedingt auf Strenge stehst. … oder etwa doch? Falls ja, dann verrechne ich dir selbstverständlich diesen Call! Sagen wir EUR 500,-, einverstanden?“ [ein leises kichern ist zu hören]

„Ich sollte dich nicht die „Ungewöhnliche“ sondern viel mehr die „Unmögliche“ nennen“

„du nennst mich „die Ungewöhnliche“? Das finde ich nett, … hmm, eigentlich sogar toll, das gefällt mir. Also lieber Benedikt, lass uns neu starten – was ist dein Begehr?“ [nun ist ein deutliches kichern zu vernehmen]

„du meintest ich solle mich bei dir melden, wenn ich mich an ein paar Aktmodellen abgearbeitet habe“

[Hahahaha – jetzt kichert sie nicht mehr nur, sondern lacht aus vollem Herzen]

„Hahaha, du bist unglaublich. Das ist der mit Abstand beste Anmach-Spruch ever. Hahaha, sorry, einen Moment, ich bin sofort wieder dran“. [Im Hintergrund hört Benedikt lautes, herzhaftes Lachen]. „so, sorry, es ging einfach nicht anders. Also nur um es kurz zusammen zu fassen. Ich habe dir gesagt du sollst ein paar Aktmodelle ficken und danach dich bei mir melden (hahahahaha, ich packs nicht). Sorry, daran kann ich mich aber beim besten Willen nicht erinnern und so betrunken war ich in letzter Zeit nicht, dass ich mich daran nicht erinnern könnte.“

„Du hast ein sehr einfaches Gemüt, nicht?“

„Das mag sein, aber ich bin nicht ganz so einfach zu haben“ [das Gespräch wird durch mehrere weitere Lachanfälle unterbrochen und Benedikt ist mittlerweile etwas genervt]

„Weißt du was, vergiss es einfach, ok? Sorry dass ich dich gestört habe. Wünsche dir noch ein schönes, langes Leben, bye!“

Benedikt legt auf. Er wartete nicht einmal mehr eine weitere Antwort von ihr ab. Irgendwie ist das Gespräch nicht so verlaufen, wie er sich das erhofft hatte. Was ging schief? Wie konnte das nur so aus dem Ruder laufen?

Noch während er deprimiert sein Handy anstarrt, beginnt es auch schon zu läuten. Ein kurzer Blick genügt und er sieht, dass sie es ist.

„Ja?“

„Hallo, ich wieder. Die Verbindung dürfte unterbrochen worden sein [weiteres kichern ist zu vernehmen]. Weißt du, du bist gut. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen mir Unbekannten zurückgerufen habe, aber du hast mich zum Lachen gebracht … und das sollte belohnt werden. Also schmoll nicht und sag, warum du mich wirklich angerufen hast.“

„Wir haben uns vor geraumer Zeit beim Resselpark vor der Karlskirche getroffen und dir haben meine Zeichnungen gefallen. Und – bitte nicht wieder lachen – du meintest, ich sollte nicht nur Fassaden abmalen, sondern auch Frauen und das habe ich gemacht, weshalb ich mich nun wieder bei dir melde“.

„Ach du bist der süße Maler. Warum sagst du das nicht gleich? Aber wir haben ja eh letztens schon festgestellt, dass Kommunikation nicht dein Hauptfach ist. Im Grunde genommen nicht einmal dein Wahlfach.“

„du beleidigst mich schon wieder …“

„sei nicht bös. Du kannst nicht nach Ewigkeiten bei jemanden den du 2 Minuten gesprochen hast anrufen und erwarten, dass diejenige sich an deine Stimme erinnert und sofort weiß, wer du bist. Hättest du in deinem ersten Satz erwähnt wer du bist und warum du anrufst, dann hätte ich, wie auch gerade eben, mich an dich erinnern können. Also, wann wollen wir uns treffen. Bin schon auf deine Skizzen und Zeichnungen gespannt.“

„Du willst mich treffen?“

„Das war doch der Grund deines Anrufs? Oder wolltest du mir nur die Info geben, dass du nicht mehr nur Objekte abmalen kannst?“

„Nein, ich will mich natürlich schon mit dir treffen“.

„Siehst du, dann sag schon, wann ginge es, oder warte. Machen wirs anders. Kommenden Samstag Vormittag habe ich nichts vor – hast du Lust ein Frühstück mit mir einzunehmen?“

„Ja, [Benedikt beginnt zu stottern], ja gern“

„Super! Wohin soll ich kommen?“

„Bitte?“

„Na wo wohnst du? Wohin soll ich kommen?“

„Du willst bei mir frühstücken?“

„Na klar. Schließlich will ich mir ein Gesamtbild von dir machen – und dazu gehört auch dein zu Hause. Von mir aus können wir uns natürlich auch in deinem Atelier treffen – wäre auch ok!“

„In welcher Welt lebst du?“

„Jetzt sag schon, wohin soll ich kommen“

Völlig überrumpelt nennt Benedikt ihr schlussendlich seine Adresse. Gegen 08:00 Uhr will sie bei ihm sein – natürlich auf Ihren Vorschlag hin, er selbst hätte nie zu einer solch unmenschlichen Zeit eingeladen.

Sie ist tatsächlich ungewöhnlich – einfach unglaublich ungewöhnlich. Und Samstags wird sie bei ihm sein. Lächelnd vergräbt er sich in seiner Couch.

Leben

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