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Kapitel 13
Erneuter Kontakt mit meiner Mutter.

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Anne, meine Mutter, die die ganzen Jahre nichts von sich hören ließ, nahm wieder Kontakt auf, mit ihrer Familie, mit Oma, mit mir.

Sie war ja inzwischen von meinem leiblichen Vater Conny längst geschieden.

Inzwischen hat sie Charlie, den Artisten geheiratet.

Unglaublich, Anne und Charlie hatten auch schon vier eigene Kinder, Bärbelchen kannte ich bereits.

Als ich meine Mutter Anne sah, trug sie einen Pelzmantel, tolle Schuhe, ein wunderschönes Kostüm und viel goldenen Schmuck.

Sie war wunderschön, hatte die schwarzen Haare zu einer Hochfrisur hochgesteckt. Ihre großen braunen Augen waren mit Kajalstift und Wimperntusche betont, ihre Nase war schön geformt, nicht so dick, der Mund auch schön geschwungen mit dezentem Lippenstift geschminkt.

Die Ohren waren mit auffälligen Ohrringen geschmückt, sie war schlank, nicht zu groß.

Sie war für mich so eine schöne Mutter.

Irgendwie wollte ich auch so schön sein, wie sie.

Charlie, ihr neuer Mann, den ich auch schon kannte, sah ebenfalls sehr gut aus. Er hatte eine schlanke muskulöse Figur, rotblonde Haare und stahlblaue Augen, seine Nase war sehr schmal, er hatte einen schmalen energischen Mund.

Alles war so aufregend.

Plötzlich wieder: So eine schöne Mutter.

Ein neuer Vater?

Dann die hübschen neuen Kinder, ja Geschwister, die ich nie hatte. Ich betrachtete die Kinder, Bärbelchen strahlte mich an.

Wie die Orgelpfeifen standen sie aufgereiht und betrachteten mich, ein kleiner Junge war auch dabei.

„Das ist Fernando", sagte meine Mutter Anne „hier ist Katarina, das ist Judith“, sie zeigte auf das Kleinkind, das Charlie auf dem Arm trug, „und Bärbel kennst Du ja."

Ich nickte.

Ich starrte die Kinder an, war ziemlich platt.

Ich verglich.

Hier meine Oma, die meine „Mama“ ist.

Hier alles so geplant, normal, Alltag, Armut?

Dort eine junge schöne Familie, die so freundlich zu mir ist?

Ich war so durcheinander, alles ging drunter und drüber in meinem Kopf.

Wir setzten uns alle an den großen Esstisch in der Küche.

„Isabella, wie geht es in der Schule?“ fragte meine Mutter.

„So la la“, murmelte ich. (Ich überlegte heimlich: Ich war eine Träumerin mit unteren Durchschnittsnoten.)

Nur in Deutsch, Vorträge halten, Geschichten schreiben, vorlesen, da war ich gut, hatte gute Noten.

Selbst im Sport war ich immer die Allerletzte, Schwimmen hab ich auch nie gelernt, weil ich im Wasser panische Angst bekam.

„Isabella, was willst Du mal lernen arbeiten?“ hakte meine Mutter Anne unerbittlich nach.

Ich zuckte mit den Schultern, wirklich, es fiel mir aber auch gar nichts ein, was ich mal gerne arbeiten wollte. (Ich wusste, mein Verhalten war wirklich dumm, innerlich war ich verzweifelt.) Ich konnte keine Antwort geben.

Als die neue Familie wieder wegfuhr und ich mit Oma wieder allein war, war ich völlig verwirrt. Meine Welt, in der ich lebte, kam mir plötzlich so klein und armselig vor. Wenn man da die Gespräche anhörte, wie meine Mutter Anne so herumkam, mit Wohnwagen, Tieren, die Auftritte, dem Publikum.

Ich betrachtete das rote Kleid, das mir meine Mutter mitgebracht hatte. Ich zog es an, erkannte mich darin kaum wieder. Als ich dann noch die alten Schuhe dazu anzog, die ich hatte, spürte ich ganz deutlich, dass da etwas nicht passte!

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