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Ausgesetzt Wie die Seele überlebt. Kapitel 1

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Isabella heiße ich, das zeigt auf, dass meine Mutter in den Fünfziger Jahren schon einen eigenwilligen Geschmack hatte. In dieser Zeit wurden die Mädchen oft Karin, Inge oder Beate getauft.

Isabella passt auch zu mir, wie ich finde.

Zu meiner Person, ich bin inzwischen 53 Jahre alt und wie man sagt, immer noch attraktiv.

Von Kleidergröße 38 habe ich mich verabschiedet, die Größe ist inzwischen auf 42 geklettert, aber ich habe den Vorteil, dass sich alles gleichmäßig verteilt. Meine Oberweite verschleiert meine runden Hüften, was ich absolut gut finde.

Ich wirke wie eine italienische Kindfrau, was die meisten Menschen unterschätzen, was gerade meine „Stärke“ ist, wie ich inzwischen herausgefunden habe.

Als Stierfrau geboren bin ich eine absolute Kämpferin, mit ererbten kreativen Talenten, die allerdings erst später von mir entdeckt werden mussten.

Immer schon wollte ich ein Buch schreiben, bestärkt darin, von unterschiedlichsten Menschen, die mir auf meinen meinem Weg begegnet sind.

Jetzt habe ich mich endlich aufgerafft, damit zu beginnen.

Seit zwei Jahren leide ich massiv und ständig, an immer wieder kehrenden Blasenentzündungen, die sehr schmerzhaft sind, in mir Panikattacken auslösen, mir die Kraft rauben.

Als man mich im Krankenhaus komplett untersuchte, stellte sich heraus, dass organisch nichts fehlte.

Der junge Arzt, der mich untersucht hatte, nahm sich danach auffällig viel Zeit, um mir die Ergebnisse zu erklären.

Plötzlich sagte er zu mir, dass hinter meinen Beschwerden vielleicht etwas ganz anderes dahintersteckt.

Diese Offenheit nahm mir den Atem.

Er hatte tatsächlich recht mit seiner Vermutung.

Ich stand gerade wieder einmal vor einem riesigen Problem und sah keinen Ausweg um die entsetzliche Situation zu bewältigen.

Ich starrte ihn an und merkte, dass ich die Beherrschung völlig verlor.

Ich fing an zu weinen, konnte nicht mehr damit aufhören. Ich weinte und zitterte wie ein Kind, das all sein Elend einfach in einem Fluss der Tränen los wurde.

Völlig ohne Zwang erwachsen sein zu müssen, losgelöst von allem, ohne Vernunft und ohne Gefühle zu verstecken, einfach losschreien, ohne Scham mit Mut meine Verletzungen aufzuzeigen.

Der Arzt war betroffen, beruhigte mich sanft, irgendwann.

Danach bat er mich, mit einer Psychologin ein Gespräch zu führen.

Ich willigte ein.

Beim nach Hause Fahren dachte ich bei mir: „Na super, jetzt ist es amtlich, dass ich bekloppt bin.“

Ich ging in Therapie.

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