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Im Reich der Träume

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„Könntest du bitte den Sam noch ein paar Runden Schritt reiten? Ich muss in einer halben Stunde am Bahnhof sein und vorher noch die beiden Hengste verladen.“ Sünje springt vom Pferd und überläßt der Praktikantin die Zügel. In großen Schritten läuft sie zu den Boxen. Hier bewegt sie sich vorsichtig. Bloß keine Hektik aufkommen lassen. Die jungen Tiere sind noch nicht an den Hänger gewöhnt. Sünje verteilt Möhren, dabei redet sie mit leiser Stimme zu den Pferden, streichelt über ihren Kopf und legt ihnen ein Halfter an. Als sie den Bahnhof erreicht, steht Laura schon suchend am Ausgang.

„Das war knapp, entschuldige, ich mußte noch hier die Jungs verladen.“ Sünje springt aus dem Jeep und hat gleich Laura im Arm, die sie um Haupteslänge überragt.

„Willst du etwa jetzt gleich mit mir zum Turnier?“ Laura blickt zum Pferdehänger.

„Noch besser. Die beiden sollen jetzt ihren Sommerurlaub antreten. Wenn du einverstanden bist, bringen wir sie jetzt gleich zu den Hengstweiden. Wir sollten ankommen, bevor es dunkel ist. Tut mir leid, dass ich dich gleich so überfalle, aber die Pflegerin hat sich heute krank gemeldet, sodass ich einspringen muss.“

„Aber es ist doch erst halb zwei“, wendet Laura ein.

„Spät genug, wenn alles glatt geht, brauchen wir mindestens drei Stunden. – Hast du warme Sachen dabei? Und feste Schuhe? Dann kannst du den Ben auf die Weide führen. Das ist ein ganz Braver. Ich nehme den Max. – Wenn wir Pech haben, müssen wir lange laufen, bis wir eine Herde finden.

„Die sind den ganzen Tag draußen?“

„Bis zum Herbst, dann hole ich sie wieder ab. Alles junge Hengste, die noch nicht unter den Sattel müssen. Sie verbringen die Sommermonate auf riesigen Weiden in Ostfriesland. Können dort den ganzen Tag herumlaufen und ihren Platz in der Gruppe finden. Ein Paradies für Pferde. Der Max, der wollte im letzten Herbst gar nicht heim. Es dauerte zwei Stunden, bis er sich von Daniel einfangen ließ. Den Tieren geht’s richtig gut. Das merke ich, wenn ich mit ihrer Reitausbildung beginne. Sie sind ausgeglichen und weniger ängstlich als ihre Altersgenossen, die im schlimmsten Fall ihre Kindheit zusammen mit Kühen bei irgendeinem Bauern im Stall verbringen. Wenn die zu uns in die Anlage kommen, erleiden sie beim Anblick der vielen Pferde einen Kulturschock.“

Laura macht ein bekümmertes Gesicht:

„Die haben es immer noch besser als unser Hector. Mein Großvater brauchte ihn für die Feldarbeit. Dafür holte er ihn aus dem Stall und spannte ihn gleich vor den Wagen oder Pflug. Das Pferd war sein ganzes Leben lang nur im Geschirr oder allein im fensterlosen Pferdestall. – Aber jetzt bin ich hier und freue mich auf die lange Autofahrt. Ich bin gespannt zu hören, wie du zu diesem Pferdeparadies gekommen bist.“

Laura steigt in Sünjes alte Reitstiefel. „Ich habe seit Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen.“

Mördermädchen

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