Читать книгу Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt - Reiner Tetzner - Страница 69

Der erste Angriff auf Theben wird vorbereitet

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Die Söhne der blutschänderischen Verbindung übernahmen die verwaiste Herrschaft über Theben und kamen überein, abwechselnd zu regieren. Der ältere Eteokles, der »mit dem wahren Ruhm«, begann zuerst zu herrschen, während Polyneikes, der »mit viel Streit«, ins freiwillige Exil ging. Nach Ablauf des verabredeten Jahres weigerte sich Eteokles, den Thron zu verlassen und verbannte den zurückgekehrten Bruder.75 Der begab sich nach Argos, um den dortigen König Adrastos um Hilfe zu bitten und sich den Freiern seiner Töchter anzuschließen.

Dieser Adrastos zögerte, seine Töchter zu verheiraten, weil er sie nach einem Orakel mit einem Löwen und einem Eber zu vermählen habe. Es ergab sich, dass am selben Tag auch der aus Kalydon geflüchtete Tydeus eintraf. Er geriet mit Polyneikes in Streit, und der Hausherr Adrastos eilte aus dem Palast, um die Kämpfenden zu trennen, und er begriff nun das Orakel. Denn Tydeus’ Schild schmückte ein Löwe und den des Polyneikes ein Eber. So wurde außer einer Doppelhochzeit auch der Feldzug gegen Theben vorbereitet. Beide Bräutigame verbrachten nur wenige Nächte mit ihren Angetrauten; dennoch zeugte Tydeus den Diomedes, den wir im Troianischen Krieg wieder treffen werden, und Polyneikes den Thersandros.

Ein Heer wurde ausgehoben und unter die Führung von sechs Helden gestellt. Adrastos selbst nebst seinem Neffen Kapaneus, seinem Vetter Hippomedon und dem arkadischen Bundesgenossen Parthenopaios stellten sich gemeinsam mit Polyneikes und Tydeus an die Spitze der Streitmacht. Doch Amphiaraos, der das siebente thebanische Tor angreifen sollte, weigerte sich, dem Ruf zu folgen. Als Seher wusste er, dass der Kriegszug scheitern und er nicht lebend zurückkehren würde. Außerdem bestand eine alte Feindschaft zwischen Adrastos und Amphiaraos, die einst zur Vertreibung des Adrastos geführt hatte. Später heiratete Amphiaraos Adrastos’ Schwester Eriphyle; und beide streitsüchtigen Männer einigten sich, um Blutvergießen zu vermeiden, fortan ihrem Urteilsspruch zu folgen.

Adrastos wusste um die Eitelkeit seiner Schwester; und er weihte den Thebaner Polyneikes ein, dem es gelang, Eriphyle mit dem Halsband zu bestechen, das Aphrodite einst Harmonia geschenkt hatte. Das Weitere war schnell vorbereitet. Adrastos erregte einen Streit, Eriphyle wurde aufgefordert zu schlichten, und deren Schiedsspruch verdammte ihren Mann zum Krieg. Noch bevor Amphiaraos in den sicheren Tod zog, zwang er seine Söhne Alkmaion und Amphilochos zum Schwur, seinen Tod nicht nur an den Thebanern, sondern auch an ihrer Mutter zu rächen.

Amphiaraos’ Prophezeiung, dass außer Adrastos niemand zu den Seinen zurückkehren würde, beunruhigte die Kämpfer. Eingedenk eines anderen Orakels suchten die Thebaner Kreon und Polyneikes den Oidipus in Athens Vorort Kolonos auf, um ihn für ihre Ziele zu gewinnen.

Griechische Götter- und Heldensagen. Nach den Quellen neu erzählt

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